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Soldat zwischen den Welten

Hans-Bernd Beetz war der letzte NVA-Kommandeur der Pirnaer Pioniere und auch im Einsatz für die Bundeswehr. Ein Nachruf.

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Oberstleutnant Hans-Bernd Beetz zeichnet bei einem Appell Offiziere aus.
Oberstleutnant Hans-Bernd Beetz zeichnet bei einem Appell Offiziere aus. © Archiv: NVA

Pirna war über Jahrzehnte Garnisonsstadt. Schon zu Kaisers Zeiten gab es das 1. Königlich Sächsische Pionierbataillon Nr. 12. Ihm folgten ab 1935 das Pionierbataillon Nr.13 der Deutschen Wehrmacht und ab 1956 das Pionierbataillon 7 der Nationalen Volksarmee (NVA).

Das Wort Pionier entstammt der französischen Sprache und bedeutet so viel wie Wegbereiter oder Bahnbrecher. Ein solcher war auch der letzte NVA-Kommandeur der Pirnaer Pioniere, Oberstleutnant a. D. Hans-Bernd Beetz. Aus Oelsnitz im Erzgebirge stammend, hatte er vor seiner Offizierslaufbahn den Beruf eines Bergmanns erlernt. Das Pirnaer Bataillon übernahm er 1985 aus den Händen von Oberstleutnant Hans-Joachim Pirschel.

Rückblickend war Beetz stolz auf seine „verschworene Truppe“ mit der er dreimal hintereinander den NVA-Titel „Bester Truppenteil“ errang – eine Auszeichnung für besondere Leistungen in der Ausbildung, bei Übungen und der technischen Einsatzbereitschaft. Dass der Kommandeur seiner Einheit diesen Titel dreimal bescherte, ist wohl NVA-weit einmalig gewesen. Damals zählte die Bataillonsstärke rund 600 Mann.

Oberstleutnant Hans-Bernd Beetz (v.) beim Vorbeimarsch mit seiner Truppe bei einem Appell des Pirnaer Pionierbataillons 7 Mitte der 1980er-Jahre.
Oberstleutnant Hans-Bernd Beetz (v.) beim Vorbeimarsch mit seiner Truppe bei einem Appell des Pirnaer Pionierbataillons 7 Mitte der 1980er-Jahre. © Archiv NVA Pirna

Eine Herausforderung waren das Jahr 1989 und die Wendezeit. Zwei komplette „Volkswirtschafts-Kompanien“ wurden aus der Gefechtsstärke herausgelöst, nachdem der DDR-Staatsrats-Vorsitzende Erich Honnecker 1988 die Abrüstung einiger Panzerregimenter verkündet hatte. Im Pirnaer Pionierbataillon 7 wurden Soldaten und Unteroffiziere aus ihren Einheiten herausgelöst und arbeiten geschickt -- zum Beispiel in den VEB Druckguss Heidenau, um, so die Legende, den Plan für Motor- und Getriebeteile des Wartburg 1.3 zu erfüllen. Andere wurden im Güterkraftverkehr eingesetzt. Der Rest der Truppe musste in den Kasernen an der Rottwerndorfer Straße alle Wach- und Innendienste übernehmen. Wachaufzüge von 48 oder gar 72 Stunden waren keine Seltenheit. Beetz meinte später, dass die Beurteilung der damaligen Lage nur denen zustehen sollte, die sie miterlebt haben und verantworten mussten.

Mit dem 3. Oktober 1990 kam das Aus für das Pirnaer Bataillon. Der neue Kommandeur namens Schubert war ebenfalls Oberstleutnant. Er stammte aus Passau und gehörte zur Bundeswehr. Während die Auflösung des Pirnaer Bataillons beschlossen wurde, bekam Hans-Bernd Beetz 1991 eine neue Aufgabe. Man beteiligte ihn an der Aufstellung des Pionierbataillons 701 in Gera. Mit diesem Bataillon war er bei mehreren Hochwasser-Einsätzen in der Heimat und auch zum NATO-Einsatz in Bosnien-Herzegowina.

Hans-Bernd Beetz bei einer Feier des Pirnaer Pionierbataillons.
Hans-Bernd Beetz bei einer Feier des Pirnaer Pionierbataillons. © Archiv: NVA

Seine militärische Laufbahn beschloss Beetz als Chef Pionierwesen im damaligen Verteidigungs-Bezirkskommando 76 in Dresden, dem heutigen Landeskommando Sachsen. Dort initiierte er 2005 unter anderem den Arbeitseinsatz zum „Tag der Umwelt“ in der Sächsischen Schweiz. In Zusammenarbeit mit dem Militärverein Rathen und der Nationalparkverwaltung wurde unweit von Rathen der „Pionierweg“ instand gesetzt, welchen ein Pionierbataillon 1895 erbaut hatte. Dieser Auftrag gefiel Beetz, da er sich sehr für die Historie des Militärs interessierte.

Am 22. November wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag, ist Hans-Bernd Beetz verstorben. Die Beisetzung fand am Freitag in Graupa statt. Nun ist er selbst Teil der Pirnaer Militärgeschichte. (Andreas Fels)