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Sommerkino in der Krise

Eigentlich sollten auf der Waldbühne in Kurort Hartha wieder Filme über die Leinwand flimmern. Doch der Macher hat es satt.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Kurort Hartha. Laue Sommerabende an der Waldbühne gibt es derzeit reichlich, aber ohne großes Kino. Eigentlich sollten nach langer Pause dieses Jahr wieder Kultfilme und neueste Streifen über die Leinwand auf dem Hartheberg flimmern. Dafür wollte sich der Ortschaftsrat Kurort Hartha stark machen und Freiwillige zur Unterstützung mobilisieren. Doch Popcorn unter freiem Himmel gab es hier dieses Jahr noch nicht.

„Wir hätten genug Leute da, die helfen würden. Daran ist es nicht gescheitert“, erklärt Ortsvorsteher André Kaiser. Es gebe aber niemanden, der die Technik für die Filmnächte am Tharandter Wald vorhalten würde. Die Situation stimmt ihn selbst unglücklich. Schließlich war er guter Hoffnung, das einst beliebte Sommerkino 2018 zurück an die Waldbühne zu holen.

Kino auf dem Hartheberg hat Tradition. Schon in den 60er-Jahren sollen Filme inmitten der Natur gezeigt worden sein. Zuletzt fanden hier von 2011 bis 2014 jeweils von Juli bis August insgesamt 42 Veranstaltungen statt. Hunderte Besucher, nicht nur aus dem Ort, sondern auch aus Dresden, Meißen und dem Osterzgebirge kamen bei gutem Wetter jedes Wochenende zum Filmegucken in den Wald. In der Saison 2013 waren es sogar 2 500 Gäste. Am 23. August 2014 lief der letzte Streifen – für viele völlig unerwartet.

Eigentlich hatten die Filmgalerie Großenhain, welche das Programm für das Harthaer Sommerkino lieferte, und die Stadt Tharandt noch im Juni 2014 gemeinsam einen Vertrag unterzeichnet, mit dem Ziel, in Zukunft verstärkt zusammenzuarbeiten. Nicht nur die Filmnächte auf dem Hartheberg sollten weitergeführt werden, sondern auch das Vereinshaus Erbgericht im Kurort Hartha stärker in Veranstaltungen eingebunden werden. 2015 dann stellte das Kulturzentrum in Großenhain den eigenen Kinobetrieb auf eine moderne digitale Technik um. Das wäre zwar für das beliebte Sommerkino im Kurort Hartha eine Herausforderung gewesen, weil bis zuletzt mit einem 30 Jahre alten Projektor gearbeitet wurde. Doch allein die neue Technik war auch nicht maßgeblich für das Aus der Filmnächte verantwortlich.

„Es gab kommunikative Probleme“, formuliert André Kaiser vorsichtig. Man habe es zudem verpasst, den maßgeblichen Organisator der Filmnächte rechtzeitig für sich zu gewinnen. Die Rede ist vom Freitaler Uwe Schröder, der bis 2014 mit zwei weiteren Kollegen die Filmnächte durchführte und auch die nötige Technik dafür mitbrachte. Hinter den Kulissen soll es aber Ärger gegeben haben, auch Missgunst, worüber sich der Ortsvorsteher seinerseits ärgert. Uwe Schröder habe daher von den Aktivitäten auf der Waldbühne Abstand genommen.

Gegenüber der SZ will sich der Freitaler heute nicht mehr zu der misslichen Entwicklung äußern. Nur so viel: „Wir haben das Kino erfolgreich durchgeführt und erfolgreich beendet“, sagt er. Man habe auch nicht so viel Geld mit dem Sommerkino verdient, wie mancher annahm. Mit den Filmnächten an der Waldbühne habe er nun abgeschlossen.

Das Ende des Open-Air-Spektakels soll das aber nicht sein. Neben privaten Feiern, für welche das Areal derzeit gebucht werden kann, nutzen auch das Radteam Tharandter Wald und andere Vereine die Lokalität. Im August zeigen zwei externe Veranstalter, die „Bierhähne“ und Uwe Steimle, jeweils für einen Abend ihr Programm in der einzigartigen Kulisse.

Auch das Sommerkino soll wieder aufleben. Nachdem sich der Ortschaftsrat Kurort Hartha im März erneut für die Filmnächte aussprach, will die Stadt Tharandt nun die Mitglieder des Ausschusses für Kultur, Erholung und Soziales in ihrer Sitzung im September damit beauftragen, zu diskutieren, wie die Filmnächte wieder auf der Waldbühne stattfinden könnten und wie gegebenenfalls auch Veranstaltungen im Vereinshaus Erbgericht durchzuführen wären. „Viele wünschen sich das Sommerkino zurück“, weiß André Kaiser. Oft werde er gefragt, wann wieder Filme auf dem Hartheberg gezeigt werden.