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Sorbenbeauftragte und Feuerwehrfrau

Jacqueline Schneider arbeitet erst seit Kurzem in der Verwaltung von Königswartha. Dort hat sie viel vor.

Von Kerstin Fiedler
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Jacqueline Schneider ist die neue Beauftragte für sorbische Angelegenheiten in Königswartha. Dafür lernt sie nun auch die Sprache.
Jacqueline Schneider ist die neue Beauftragte für sorbische Angelegenheiten in Königswartha. Dafür lernt sie nun auch die Sprache. © SZ/Uwe Soeder

Königswartha. Es ist ihr nicht leicht gefallen, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Denn über 20 Jahre arbeitete Jacqueline Schneider in einer Görlitzer Steuerberatungsgesellschaft. Dort hat sie ihren Beruf erlernt. Auf der anderen Seite ist sie froh, nun nur noch einen kurzen Weg bis zur Arbeit zu haben. Denn die Familie zu managen, ist nicht so einfach. Deshalb war sie froh, als im Oktober eine Stelle in der Kämmerei frei war, wo sie ihr Wissen einsetzen kann. Und nicht nur das.

Jacqueline Schneider ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die siebenjährige Tochter hat Trisomie 21, ein Gendefekt, der landläufig unter Down Syndrom bekannt ist. „Wir investieren viel Zeit in die Therapien, da war der weite Arbeitsweg immer eine Herausforderung“, sagt die sympathische Königswarthaerin. In diesem Jahr wird die Tochter eingeschult. Die Eltern haben sich entschieden, sie in einer Schule für Hörgeschädigte in Dresden anzumelden. „Dort werden dann auch die Therapien in den Tagesablauf mit eingebaut – für uns eine Entlastung“, sagt sie. Der vierjährige Sohn geht in die Krabat-Gruppe der CSB-Kita Zwergenland. Ganz bewusst hat sich die Familie für die Zweisprachigkeit ihres Sohnes entschieden. „Meine Oma war Sorbin“, sagt Jacqueline Schneider. „Ich fand es immer schön, wenn sich die Frauen auf dem Dorfplatz in Radibor in ihrer Tracht trafen und Sorbisch redeten“, sagt die 40-Jährige. Doch ihre Eltern zogen weg aus Radibor, weil ihre Mutter im Kaolinwerk Caminau gearbeitet hat. „Meine Oma hatte elf Kinder, meine Mutter war das vorletzte. Da blieb wahrscheinlich wenig Zeit, sich um die Sprache zu kümmern“, vermutet Jacqueline Schneider. Doch sie möchte es nun tun. Als es in der Gemeindeverwaltung darum ging, wer das Sachgebiet für sorbische Angelegenheiten übernehmen kann, hat sie Ja gesagt. Und freut sich sehr auf die Aufgabe als umgangssprachlich „Sorbenbeauftragte“.

Bei der Firefighter Challenge dabei

Die Sprache möchte sie nun erst einmal richtig lernen. Für einen Grundkurs hat sie sich in Schmerlitz angemeldet. „Vorher übe ich ja schon ein bisschen mit meinem Sohn“, schmunzelt sie. Immerhin hat sie sich schon die Sorbisch-App auf ihr Telefon geladen, sodass sie schon ein wenig üben kann. Doch das ist nur der erste Schritt. Mittlerweile hat sie Kontakt mit der Domowina-Ortsgruppe in Commerau aufgenommen. Von dort bekam sie einen kleinen getöpferten Krabat geschenkt, der nun auf dem Schreibtisch steht. „Wir werden beraten, wo wir gemeinsam etwas initiieren können und in welchem Rahmen es gefördert und umgesetzt werden kann“, sagt Jacqueline Schneider. Sie möchte gern die Jugend wieder mehr für das Thema sorbische Sprache und Kultur begeistern. Auch beim Sorbisch-Unterricht an der Grundschule sieht sie Anknüpfungspunkte.

In der Gemeindeverwaltung ist die Steuerfachangestellte auch deshalb so willkommen, weil sie aktives Mitglieder der Feuerwehr ist. Vor einigen Jahren hat sie sich noch am härtesten Feuerwehrwettkampf der Welt, der Firefighter Challenge , beteiligt. Dafür zu trainieren schafft sie derzeit nicht. Aber sie sichert die Tageseinsatzbereitschaft in der Gemeinde mit ab, seit sie hier arbeitet. Der Pieper liegt griffbereit auf dem Schreibtisch in der Verwaltung.