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Sorge um die Wohnung

Anwohner der Arthur-Ullrich-Straße 1 bis 21 leben in Ungewissheit. Wahrscheinlich sollen ihre Blöcke abgerissen werden. Betroffen wären viele Rentner.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. So kann man mit älteren Leuten nicht umspringen. Stadtrat Christian Wiesner (CDU) findet am Donnerstag klare Worte. Als Mitglied des Görlitzer Seniorenbeirats sind ihm die Sorgen vieler Anwohner der Arthur-Ullrich-Straße in Rauschwalde zu Ohren gekommen.

Davon hat vorher in der Bürgerfragestunde auch eine Anwohnerin berichtet. Seit etwa vier Monaten gehe das Gerücht um, die Blöcke mit den Hausnummern 1 bis 21 sollen abgerissen werden. Manche ihrer Nachbarn hätten vom Vermieter Kommwohnen bereits Post bekommen, wonach die umziehen sollten. „Da wohnen sehr viele alte Leute, wie sollen die eine neue Wohnung finden, einen Umzug stemmen, die Möbel neu kaufen oder anpassen, wer bezahlt das?“ Was die Rauschwalderin aber am meisten ärgert: Es gibt keine Auskunft. Sollte wirklich schon in einem Jahr, wie Gerüchte sagen, abgerissen werden, müssten sie doch allmählich eingeweiht werden. Die Unsicherheit hat sie vor den Stadtrat geführt.

Hier konnte Bürgermeister Michael Wieler als Aufsichtsratsmitglied des Großvermieters Kommwohnen zumindest einige Antworten geben. Dass die Blöcke sanierungswürdig sind, sei offensichtlich. „Es gibt allerdings Untersuchungen, die gezeigt haben, dass hier die Kosten für eine Sanierung deutlich höher als für Abriss und Neubau wären“, so Wieler. Entscheidungen, keine Neubezüge mehr zuzulassen, gebe es auch. Von einem konkreten Abrisstermin sei ihm aber nichts bekannt. Rauschwalde sei außerdem ein Stadtteil, der seine Bevölkerung nicht verliert, man sei interessiert daran, hier wieder neuen Wohnraum zu schaffen. „Weil es uns bewusst ist, dass dort viele Ältere wohnen, für die so ein Umzug eine Zumutung ist, bietet Kommwohnen da natürlich Unterstützung an.“ Konkreter kann Kommwohnen-Geschäftsführer Arne Myckert Auskunft geben. Auf SZ-Nachfrage am Freitag antwortet er: „Ein Beginn der Maßnahmen im Jahr 2017 halte ich für völlig unrealistisch.“ Die Maßnahmen – gemeint ist damit höchstwahrscheinlich der Abriss.

In den vergangenen zwei Jahren seien gemeinsam mit einem ortsansässigen Planungsbüro eine Vielzahl von Varianten für die Blöcke 10 bis 16 diskutiert worden, wo von 70 Wohnungen noch 40 belegt sind. Die Kosten, die dafür errechnet wurden, ließen Kommwohnen die Pläne „als unwirtschaftlich verwerfen“. „Zurzeit diskutieren wir in unserem Unternehmen die alternative Variante des Ersatzneubaus, der mit nur unwesentlich höheren Kosten eine wesentlich höhere Wohnqualität und zudem vollständige Barrierefreiheit erreichen könnte“, sagt Myckert. Aber dazu gebe es noch keine konkrete Planung und auch noch keine Kostenschätzung. „Wir befinden uns hier zurzeit noch in der Entscheidungsphase.“

Weitere Investitionen werde es auf keinen Fall geben. Nicht in den Gebäuden Arthur-Ullrich-Straße 1 bis 23, wo von 210 Wohnungen aktuell noch 121 belegt sind. Und auch nicht in den Häusern 10 bis 16. „Auch Neuvermietungen, die ja nur in Verbindung mit Investitionen möglich wären, werden ebenfalls nicht vorgenommen.“

Mieter, die in diesen Blöcken in ihren Wohnungen modernisieren wollen, wurden und werden darüber informiert, dass solche Investitionen nicht mehr möglich seien. Daraus hätten sich natürlich vereinzelt Nachfragen von Nachbarn ergeben, so Myckert. „In Fällen, in denen die Kundenbetreuer der Meinung waren, für Bestandsmieter passende Wohnungen in unserem Bestand anbieten zu können, wurden entsprechende Angebote gemacht“, sagt Arne Myckert. Gespräche, die im Moment schon geführt werden, seien aber einzelfallbezogen. Wenn es konkrete Planungen für eine Variante gibt, sollen alle betroffenen Mieter über den damit verbundenen Zeitplan informiert werden.

Kommwohnen setzt damit seine Umstrukturierungen in den großen Wohngebieten in Form von Geschossrückbau oder Abriss fort. So wurden unter anderem vor drei Jahren schon die Blöcke Arthur-Ullrich-Straße 2 bis 8 abgerissen. Viel ist auch in Königshufen passiert. Hier hätte man in der Vergangenheit gute Erfahrungen damit gemacht, mit betroffenen Mietern einzelfallbezogene Lösungen zu finden, beteuert Arne Myckert. „An diesen Erfahrungen werden wir uns sicherlich auch in Rauschwalde orientieren.“

Stadtrat Christian Wiesner kann das nur hoffen. „Die Verunsicherung unter den Mietern der Arthur-Ullrich-Straße ist unheimlich groß. Ich wünsche mir, dass man mit den alten Menschen besser umgeht.“