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SOS in der Körse-Therme

Die technischen Anlagen sind überaltert, für die Erneuerung ist kein Geld da. Deshalb droht jetzt sogar die Schließung.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Schwimmen, Sauna und Massagen – die Körse-Therme in Kirschau ist durchaus ein Ort der Entspannung. Das wissen viele Besucher zu schätzen. Allein im vergangenen Jahr zählte das Schwimmbad mehr als 150 000 Gäste. Hinter den Kulissen des Badebetriebs sind die Verantwortlichen allerdings alles andere als entspannt. Sven Gabriel (FDP), Bürgermeister von Schirgiswalde-Kirschau, sieht gar den Badespaß gefährdet. Im schlimmsten Fall, so seine Befürchtung, könnten die Besucher von heute auf morgen vor verschlossenen Türen stehen.

Jubiläen gelten oft als Grund zur Freude. Nächstes Jahr wird das Bad 20 Jahre alt. Doch feierlich ist Sven Gabriel eben deshalb nicht zumute. Denn die technischen Anlagen stammen auch noch aus den 90er- Jahren, hätten besser gestern als heute erneuert werden müssen. Doch dafür fehlt dem Zweckverband der an der Körse-Therme beteiligten Gemeinden das Geld. Dazu gehört auch Beiersdorf. Macht die Technik schlapp, droht der Betriebsausfall, so Sven Gabriel. „Das kann in drei Jahren passieren – oder nächste Woche.“

Die Lebensdauer der Technik sei auf eine Dauer von 15 Jahren ausgelegt, entsprechend akut ist der Handlungsbedarf. „Wir sprechen hier von sieben bis zehn Millionen Euro, die wir benötigen, um die dringendsten Sachen auf den heutigen Stand zu bringen“, sagt Sven Gabriel, zugleich Chef des Zweckverbandes. Zu dem gehören neben Schirgiswalde-Kirschau auch Sohland, Obergurig und Beiersdorf. Die Gemeinden hatten sich zusammengetan, um ein Schwimmbad fürs Oberland zu bauen.

Die Gründung eines Zweckverbands ist durchaus üblich, wenn Kommunen als Betreiber einer solchen Einrichtung agieren möchten. Doch genau in diesem Fall könnte das Modell den Verantwortlichen jetzt auf die Füße fallen. Der Zweckverband hat nie die nötigen Rücklagen gebildet, um die Investitionen stemmen zu können. Und selbst wenn die beteiligten Kommunen das Geld aus ihren Haushalten zuschießen wollten – sie könnten es gar nicht. Eine Regelung verbietet es, einen Zweckverband zu alimentieren, wenn das Bad im Umkreis von über 30 Kilometern um Gäste wirbt, erklärt Sven Gabriel. Das tut der Verband, sehr erfolgreich sogar. Der Zweckverband steckt buchstäblich in einer Zwickmühle.

Verbandschef Sven Gabriel sieht indes allerdings durchaus eine Lösung – und hat deshalb jetzt eine Debatte aufgemacht, die bislang allen voran zwischen der Kreisverwaltung, dem Kreistag und der Stadt Kamenz geführt worden ist. Sein Vorschlag: Der Landkreis könne den Zweckverband und somit das Schwimmbad übernehmen, zumindest aber Geld für eben jene dringend nötigen Investitionen herausrücken.

Der Vorschlag kommt nicht von ungefähr. Denn anders als bei den Bädern in Kirschau, Bautzen oder Hoyerswerda ist in Kamenz der Kreis Betreiber der Schwimmhalle. Vor rund 25 Jahren hatte die damalige Verwaltung im Altkreis Kamenz die Halle der Lessingstadt für zwei Millionen Euro saniert. Die Trägerschaft blieb auch im Zuge der Kreisfusion mit Bautzen und Hoyerswerda unangetastet. So bezahlen bis heute alle Kommunen in der Region letztlich über ihre Kreisumlage mit für die Halle in Kamenz – während andernorts die Zeche an den jeweiligen Städten und Gemeinden oder wie im Fall Bautzen an einer kommunalen Tochtergesellschaft hängenbleibt.

Dabei versucht die Kreisverwaltung bereits länger, die Schwimmhalle an die Stadt Kamenz abzugeben. Das Landratsamt wollte das Bad der Stadt für einen symbolischen Euro überlassen. Doch das hatte der Stadtrat in Kamenz jüngst abgelehnt. Die Halle werde von Umlandgemeinden für den Schulschwimmsport genutzt, sei wichtiger Teil der Infrastruktur, erklärt der Kamenzer Rathauschef Roland Dantz (parteilos).