Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland

Soweit die Kräfte tragen

Gabriele Forker aus Goldbach pilgert am Sonnabend über den Jacobsweg. Für sie eine Herausforderung.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Goldbach. Und dann wurde sie plötzlich herausgerissen. Aus dem Alltag, dem Stress, dem Beruf. Plötzlich krank. Brustkrebs in einer sehr aggressiven Form. Gabriele Forker aus Goldbach verkroch sich nach der Diagnose im Frühling 2013 einen Tag lang unter der Decke, sagt sie. Traurig und ängstlich. Und doch fragte sie sich nicht „Warum gerade ich?“ „Nein, ich fragte mich, was hat Gott denn jetzt mit mir vor? Was soll das bedeuten?“ Gabriele Forker ist sehr gläubig, findet Trost, Kraft und Hoffnung im Glauben. Das helfe, das alles zu bewältigen, sagt die 57-Jährige. Sie geht offen mit ihrer Krankheit um und kann wieder lachen. Sie ist heute krebsfrei. Und doch ist das Tempo ihres früheren Lebens nicht mehr möglich. Das musste sie lernen zu akzeptieren.

Schwerstarbeit im Naturschutzzentrum

Gabriele Forker gründete das Naturschutzzentrum in Neukirch mit, 20 Jahre lang arbeitete sie hier. Schwerstarbeit war das, wie sie heute rückblickend sagt. Immer wieder dieser Kampf um Fördergelder, um Projekte durchsetzen zu können. Bis heute reiße sich doch niemand darum, die Natur zu schützen, sagt Gabriele Forker, die einst Gärtnerin lernte und später Gartenbauingenieurin wurde und sich spezialisierte auf die Züchtung von Zierpflanzen. Als stellvertretende Geschäftsführerin war sie jederzeit im Neukircher Naturschutzzentrum präsent, für Geldgeber und Mitarbeiter und nicht selten auch an den Wochenenden unterwegs für den Job.

Eine Ärztin sagte ihr später, dass Anspannung und Stress durchaus mit ihrer Art von Krebs in Verbindung gebracht werden könnten. Als der Krebs Gabriele Forker plötzlich herausriss aus dem Stress und dem Beruf, musste sie all ihre Arbeit übergeben und sich auf sich selbst besinnen. Denn ja, auch sie musste ersetzbar sein, sagt sie. Nach einer Operation folgten die Strapazen der Chemotherapien und Bestrahlungen. „Die Chemos haben mich außer Gefecht gesetzt.“ Eine ungewohnte Situation für sie, die sich immer durchgebissen hat, nach der Wende, als sie in ihrem Job nicht mehr gebaucht wurde, beim Aufbau des Naturschutzzentrums und der harten Arbeit, die folgte.

Spät zu Gott gefunden

Zu Gott fand sie recht spät. „Ich bin als Atheistin erzogen worden. Mein Mann war zwar immer Christ, ich aber fand erst mit der Geburt unseres Sohnes 1990 zum Glauben. „Das war für mich ein Wunder.“ Gabriele Forker hat Tränen in den Augen, wenn sie es sagt. 26 Jahre alt ist ihr Sohn, Student in Erfurt, ein angehender Lehrer. Der ganze Stolz seiner Eltern. Gemeinsam mit ihm wurde Gabriele Forker in der Goldbacher Kirche 2000 getauft.

Sohn und Mann und die Religion mit dem täglichen Beten und Lesen der täglichen Losung sind die Stützen im Leben von Gabriele Forker. Und es sind die Treffen mit anderen Frauen, die wie sie an Krebs erkrankt sind. Reden, weinen und lachen kommen da zusammen und geben Kraft und Halt, ebenso die regelmäßigen Treffen mit den Mitgliedern ihrer Kirchgemeinde und seit einiger Zeit mit den Angehörigen eines ökumenischen Kreises.

Erstmals auf dem sächsischen Jacobsweg

Evangelische und katholische Christen aus Bischofswerda kommen da zusammen. Gemeinsam pilgern sie am Sonnabend erstmals auf dem Sächsischen Jacobsweg, der auch durch die Region führt. „Ausdrücklich laden wir dazu jeden ein. Kinder, Erwachsene und Nichtgläubige. Wir wollen miteinander beten, singen, uns unterhalten und in Stille unterwegs sein“, sagt Ursula Reitner von der Katholischen Pfarrei St. Benno. Nicht das Pilgern als Trend, den Hape Kerkeling bekanntmachte, sondern als Gelegenheit inne zu halten, stehe im Vordergrund, so Ursula Reitner.

Los geht die Wanderung am Sonnabend 9 Uhr an der Christuskirche in Bischofswerda. Über den Pilgerweg geht es von dort zur Katholischen St. Benno Kirche, wo eine kurze Andacht wartet. Über den Sommersteg wird anschließend zur Marienkirche in Goldbach gepilgert – auch hier ist eine Andacht vorgesehen. Entlang des Gartenwegs geht es zur Bunte. Durch den Wald wollen die Pilgerer in totaler Stille laufen, sagt Gabriele Forker. Auf der Waldlichtung sind dann gemeinsame Rast und Singen geplant. Nach kurzem Stopp in der Großharthauer Kirche fährt die Gruppe gegen 14 Uhr mit dem Zug nach Bischofswerda zurück. Den Abschluss bilden eine Andacht in der Christuskirche und ein gemeinsames Kaffeetrinken. Rund zehn Kilometer lang ist die Strecke. Gabriele Forker läuft mit. Sie hofft, dass ihre Kräfte sie tragen. Nach der Krebserkrankung habe sie weniger Kraft. „Ich muss von Tag zu Tag schauen, wie es geht sagt sie. Ihren Beruf musste sie aufgeben, nicht aber die geliebte Arbeit im Garten.

www.sankt-benno.de; www.christusbote.de