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„Soziale Medien setzen Eltern unter Druck“

Katrin Maes leitet die Familienberatung der Diakonie. Warum für ihre Arbeit die Stiftung Lichtblick ein Schatz ist.

Von Franz Herz
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Katrin Maes sitzt hier in einem Beratungszimmer. Vor sich hat sie Tiere, die sie auch gerne in ihrer Arbeit einsetzt. Kinder und Erwachsene können damit leichter über Familie und deren Probleme sprechen.
Katrin Maes sitzt hier in einem Beratungszimmer. Vor sich hat sie Tiere, die sie auch gerne in ihrer Arbeit einsetzt. Kinder und Erwachsene können damit leichter über Familie und deren Probleme sprechen. © Karl-Ludwig Oberthür

Wenn Familien in der Weißeritzregion Sorgen haben, hilft ihnen die Familienberatung des Diakonischen Werks Dippoldiswalde mit Beratungsstellen in Dipps und Freital weiter. Sie begleitet Familien in verschiedensten Lebenslagen. Das beginnt bei der Beratung von jungen Eltern, die ihr erstes Kind erwarten, geht über die Erziehung bis zu älteren Menschen, die beispielsweise den Verlust eines Familienmitglieds zu verkraften haben. Katrin Maes leitet die Beratungsstelle seit drei Jahren. Die Sächsische Zeitung sprach mit ihr über ihre Arbeit mit Familien und die Unterstützung durch die Stiftung Lichtblick.

Frau Maes, haben es Familien heute schwerer als ihre Elterngeneration?

Das ist schwer zu beantworten. Das Leben ist heute komplexer. Viele stecken in finanziellen Abhängigkeiten, haben Kredite laufen, arbeiten in Jobs, die nicht gut bezahlt sind. Andererseits gibt es aber so viele Möglichkeiten, sich beruflich zu entwickeln, auch sich Unterstützung zu holen. Unser Landkreis hat inzwischen auch eine geringere Arbeitslosenquote. Das trägt auch dazu bei, das Leben zu entspannen.

Welche Sorgen haben Familien in unserer Region?

Viele wollen sich etwas leisten, wollen ihren Kindern Dinge ermöglichen, die sie selbst nicht hatten. Dabei spielen auch die sozialen Medien eine problematische Rolle. Damit setzen sich Eltern manchmal unter sehr großen Druck. Da wird alles Mögliche gleich auf Facebook veröffentlicht, was früher nur wenige Freunde oder Nachbarn mitbekommen haben. Das bringt die Menschen natürlich zusätzlich unter Anspannung.

Haben Familien mit Geldsorgen zu kämpfen?

Alleinerziehende haben oft damit zu tun, egal ob Mütter oder Väter. Sie haben nur ein Einkommen in der Familie. Oft können sie nur Teilzeitjobs übernehmen, die dann auch wieder schlechter bezahlt sind. Da wird es dann schnell finanziell eng.

Mal abgesehen von den Finanzen. Was treibt junge Eltern noch um?

Alle Eltern beschäftigten sich mit Fragen wie: Entwickelt sich mein Kind richtig? Ist es richtig, dass mein Kind nicht so gern malt, aber gerne mit Lego baut? Es gibt dafür auch viele Ratgeber. Die verunsichern manche aber auch. Ich denke, Eltern sollten einfach auf ihr Bauchgefühl achten. Sie müssen aber auch damit zurechtkommen lernen, dass das Leben mit einem Kind sich ändert. Ein Haushalt, in dem Kleinkinder leben, ist nicht so ordentlich wie nur mit Erwachsenen. Man muss mit Kindern auch umdenken.

Lichtblick ist eine Aktion der SZ.
Lichtblick ist eine Aktion der SZ. © Grafik: SZ

Sie beraten in Dippoldiswalde und Freital. Unterscheidet sich die Situation der Familien im Osterzgebirge von der am Rande Dresdens?

Ja, deutlich. Die Situation von Familien in Freital ist oft ganz anders als im ländlichen Raum um Dippoldiswalde. Im oberen Kreisgebiet haben viele Familien ein größeres Umfeld. Sie wohnen manchmal im selben Haus mit Eltern, Großeltern oder sogar Urgroßeltern. Verwandte leben mit im Dorf. Diese Netzwerke helfen oft, wenn eine Familie in Probleme kommt. Deswegen kommen sie meist später zu uns in die Beratung. In Freital fehlen solche Netzwerke häufig. Auch fällt auf, dass in Dippoldiswalde mehr ältere Menschen zu uns kommen. Auch denen helfen wir in unserer Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Da geht es dann um Themen wie, dass der Partner verstorben ist oder psychische Erkrankungen.

Wie ändert sich das Familienleben im Lauf der Zeit?

Wir haben immer mehr unterschiedliche Familienformen. Vereinzelt kommen auch Regenbogenfamilien, also mit zwei gleichgeschlechtlichen Eltern, in die Beratung. Patchworkfamilien sind immer wieder bei uns. In solchen Situationen ist es wichtig, dass die Rollen klar sind, dass derjenige, der wirklich der Elternteil ist, auch die hauptsächliche Erziehungsverantwortung wahrnimmt.

Sie nutzen auch die Hilfe der Stiftung Lichtblick. Welche Erfahrungen machen Sie damit?

Das ist wirklich ein Schatz, den wir mit der Stiftung Lichtblick haben. Diese Hilfe klappt meist völlig unkompliziert und kann wirklich dort verwendet werden, wo Not herrscht und es keine andere Hilfe gibt. Dieses Jahr haben wir auch deutlich öfter Lichtblickmittel eingesetzt als in früheren Jahren. Ich denke zum Beispiel an einen alleinerziehenden Vater, der sich um seine zwei Jungen kümmert. Ein Sohn wollte mit der Musikschule ins Ferienlager gehen. Der regelmäßige Beitrag wird übernommen, aber nicht das Ferienlager. Das hätte 300 Euro gekostet. Aber dann ist noch die Waschmaschine kaputtgegangen. Das Geld reichte nicht für beide Ausgaben, und er hat sich lange gequält, ehe er zu uns gekommen ist. Dank der Unterstützung durch Lichtblick war doch beides möglich.

Kontakt: Dippoldiswalde, Schuhgasse 12, 103504 617068; Freital Paul-Büttner-Str. 2, 1 0351 6463289; web [email protected]