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Spät entdeckte Models

Sandro Zuschke aus Moritzburg bietet Modenschauen für Senioren an. Die SZ war in Zeithain dabei.

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© Sebastian Schultz

Von Uta Büttner

Zeithain. Keck die linke Hand auf die Hüfte gelegt, schreitet Sieglinde unter Beifall über das Parkett. Selbstbewusst, als würde sie das jeden Tag machen, präsentiert die Gohliser Rentnerin das farbenfrohe T-Shirt und die Stepp-Weste in Rosé aus der neuesten Herbst-/Winterkollektion – moderiert von Sandro Zuschke. „Rosé ist in diesem Herbst bei den Damen ein ganz großes Thema. Und die großen Taschen an der Weste sind ganz wichtig.“ „Ja – für die Taschentücher ruft eine Seniorin aus dem Publikum.“

Die etwa 25 Senioren sind begeistert von der nun schon dritten Modenschau im ASB-Treffpunkt Zeithain. Sandro Zuschke vom schwedischen Franchise-Unternehmen Senior Shop aus Moritzburg fährt mit seinem mobilen Bekleidungsgeschäft 200-mal zwischen Dresden, Bautzen, Riesa und Freiberg zu seinen Kunden in Heime oder Seniorentreffpunkte. Für seine Modenschau findet er die Models vor Ort, so auch in Zeithain. Gemütlich bei Kaffee und Kuchen, manche auch bei einem Glas Wein oder Sekt, sitzen die Damen und zwei Herren um 14 Uhr bereits an den Tischen in der ersten Etage des Hauses, während Sandro Zuschke und seine Mitarbeiterin alle Hände voll zu tun haben, um die 1 600 Artikel im Untergeschoss aufzubauen.

Pünktlich, kurz vor halb drei, fragt er in die Runde: „Wer möchte heute mit modeln?“ Auf einmal Schweigen, während gerade noch angeregt gesprochen und gelacht wurde. Charmant ermuntert er die Senioren: „Nicht alle auf einmal.“ Und schnell hat Sandro Zuschke fünf Frauen und zwei Männer gefunden.

Nun heißt es Sachen heraussuchen und umziehen – für den großen Auftritt. Die Shop-Mitarbeiter helfen bei der Kleiderwahl. Sieglinde bekommt ein lachsfarbenes Twinset: Pullover mit Strickjacke. Doch sie fühlt sich nicht wohl darin: „Ich habe so ein Oma-Ding an. So was zieh ich nie an.“ Sandro Zuschke reagiert schnell: „Kein Problem. Suchen Sie sich etwas anderes aus.“ Gegründet hat er den Senior Shop in Moritzburg 2013. Inzwischen ist es die Zentrale in Deutschland mit Zuschke als Rechte-Inhaber. Viermal im Jahr geht er auf Messen in Düsseldorf und Kopenhagen.

Die Farben wählt er entsprechend der aktuellen Mode – also nicht nur grau. „In diesem Jahr sind weinrot, bordeaux und blau im Trend.“

Inzwischen kennt der Unternehmer auch die Wünsche der Senioren. „Dreiviertel-Armlänge und nicht so weit ausgeschnitten, sollten die Pullis sein. Und Schlupfhosen mit Gummizug sind gewünscht. Ich bin ja ganz häufig auch in Heimen, wo die Senioren dann auch Probleme beim Anziehen haben. Bei der Modenschau helfen wir ihnen dann auch dabei.“ Und ganz wichtig ist, dass alles gewaschen werden kann.

Sandro Zuschke hat aber auch etwas von einem Entertainer. Als einer der beiden Männer den „Laufsteg“ betritt, sagt er zu den Damen: „Sie dürfen Alexander auch mal anfassen, um den weichen Stoff zu fühlen. Und die Dessous -Modenschau machen wir heute Abend.“ Eine Dame flüstert lachend zu ihrer Nachbarin: „Da warten wir und machen mit.“

Am Ende der Modenschau führt die ganz schlanke Regina das Twinset – was Sieglinde so gar nicht gefallen hatte – vor. Zudem trägt sie ein Schaltuch: „Wenn Sie einen Knutschfleck haben, können Sie ihn damit wunderbar verdecken“, sagt Sandro Zuschke sehr zum Amüsement der Zuschauer. Und die sind begeistert. Und Sieglinde? „An Regina hat mir das gefallen“, sagt sie. Es kommt eben immer darauf an, wer was trägt.“

Insgesamt hat Sandro Zuschke den Geschmack der Senioren getroffen. Sie können es kaum erwarten, die Treppe in den provisorischen Verkaufraum hinunter zu gehen, um das eine oder andere Teil zu erwerben. Deshalb schlägt ASB-Treffpunktleiterin und Organisatorin Steffi Röbelt dieser Veranstaltung vor, dass nicht alle auf einmal losgehen sollen, da der Raum nicht so groß ist. Ilse – ein Model – hatte gleich nach ihrem Auftritt zugeschlagen. Als sie an den Tisch kommt, sagt sie ihrer Nachbarin: „Schon gekauft, ist schon in der Tüte.“