Großenhain
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Speisen wie am sächsischen Hof

Junge Küchenchefin serviert heute Abend im Zabeltitzer Palais Fischpralinen wie zu Prinzessin Elisabeths Zeiten.

Von Birgit Ulbricht
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Ina Anger hat gerade die Forelle-Zander-Pralinen für den Ofen vorbereitet. 19 Uhr wird serviert.
Ina Anger hat gerade die Forelle-Zander-Pralinen für den Ofen vorbereitet. 19 Uhr wird serviert. © Foto: Kristin Richter

Zabeltitz. Sie ist jung, interessiert sich für die Wikinger und kocht wie dereinst für den höfischen Landadel. Ina Anger hat mit Zabeltitz-Kenner Dietmar Enge in alten Rezepten und Zutatenlisten geblättert und serviert heute Abend den Gästen des Symposiums zu Ehren von Prinz Xaver von Sachsen ein Siebengänge-Menü wie es damals schon auf den Tisch kam. Denn zum Glück haben unsere Vorfahren alles exakt notiert, was in die Küche hin- und wieder hinausging. Die "Küchenzettel" wie sie um 1769 datiert sind, geben Einblicke in das wirkliche Alltagsleben des sächsischen Prinzen Xaver, der das Rittergut Zabeltitz von Kurfürst Friedrich August geschenkt bekam und regelmäßig mit seinem Tross anreiste. Auch Prinzessin Elisabeth kam oft nach Zabeltitz, verbrachte ganze Sommermonate hier. Sie war nach handschriftlichen Zeugnissen  begeistert von der Schönheit des Gartens und der Umgebung und betonte bei jeder Gelegenheit, dass die Luft in Zabeltitz ihr besonders gut tut. Am 25. August, zu Xavers Geburtstag, traf sich die königliche Familie alljährlich zum Speisen und zu barocken Spielen in Zabeltitz. Erdbeeren, Spargel, Artischocken - dem Landadel durfte es auch in der Provinz an nichts fehlen. Alles was irgendwie ging, wurde in der Gegend angebaut und eingekauft. Hof-Gärtner sein, bedurfte einiger Finesse, denn wenn die Hoheiten Prinz Xaver und Prinzessin Elisabeth das Rittergut Zabeltitz besuchten, musste alles da sein.  Seine Höflinge brachte der Prinz zumeist aus Dresden mit, auch das Küchenpersonal. Der lieb gewonnene Küchenchef reiste selbstverständlich auch mit nach Italien und  Frankreich.  Von dort brachte er sicher auch das ein oder andere Gericht oder eine besonderes Gewürz mit. Dass Reisen bildet, konnte man also sogar schmecken. So viel herumgekommen ist Ina Anger als neue Küchenchefin nicht. Leider, seufzt sie. Geboren in Frankenberg und nach der Wende mit den Eltern in den Westen gegangen, zog es die junge Frau wieder zurück gen Osten und jetzt lebt in Görzig. Auch sie ist am liebsten im Garten, wenn der Kochlöffel in der Schublade liegt. Seit diesem Jahr kocht sie im Großenhainer Schlosskeller und - zu besonderen Anlässen - im Zabeltitzer Palais. 31 Gäste sind heute zu bewirten, auch wenn die  wegen der Hitze diesmal nicht in barocken Kostümen und mit schweren Perücken erscheinen. Die junge Küchenchefin freut sich dennoch auf den ganz besonderen Abend zum diesjährigen Barockfest.  Als nächstes will sie mit Kulturschloss-Chef Jörg Rietdorf die Speisekarte des Schlosskellers umkrempeln. Auf Ina Angers Schloss-Küche darf man also mindestens genauso gespannt sein.