Merken

Spielplatz der Extreme

Einfach mal von der Brücke springen? Das Elbe-Freizeitland in Königstein macht’s möglich. Für schwache Nerven ist das aber nichts.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Jörg Stock

Einen Schritt machen. Nichts leichter als das. Normalerweise. Doch hier ist Ausnahmezustand. Ich stehe auf einem stählernen Steg, vor mir nichts. Unter mir auch nichts. Zumindest ein ganzes Stück weit. Fünfundzwanzig Meter sollen es sein bis runter in den Sandkasten. Es sieht aus wie fünfzig! Das Herz hämmert, der Magen kribbelt. Alles in mir sträubt sich gegen die vermeintlich selbstmörderische Tat. Die Leute gucken zu mir hoch. Ich gucke in den Himmel, wo die Wolken wie Federbetten gleichmütig dahinziehen. Und hinter mir fragt eine Stimme leise: „Fertig?“

Der Powerfan simuliert den freien Fall. Bei 25 Metern Tiefe kostet der Sprung einigen Mut.
Der Powerfan simuliert den freien Fall. Bei 25 Metern Tiefe kostet der Sprung einigen Mut. © Norbert Millauer
Der Himmelsstürmer (rechts) schnippst den Gast bis zu 30 Meter aufwärts.
Der Himmelsstürmer (rechts) schnippst den Gast bis zu 30 Meter aufwärts. © Norbert Millauer
Betreuer Jakob Anders (31) erläutert dem Reporter die Sicherheitsvorkehrungen.
Betreuer Jakob Anders (31) erläutert dem Reporter die Sicherheitsvorkehrungen. © Norbert Millauer

Die Gefühle kann man nicht beschreiben, hat Frank Hausdorf gesagt. „Die muss man erleben.“ Frank Hausdorf ist Betriebsleiter in der nagelneuen Action-Zone im Elbe-Freizeitland in Königstein. Voriges Jahr hatte der Aufbau des Nervenkitzelgartens begonnen. Die Elbeflut bremste das Projekt. Aber jetzt ist es fertig. Neulich war der TÜV da: Alles in Ordnung mit der Technik. Heute prüfe ich. Im Selbstversuch.

Von seinem Bürofenster aus hat mir Frank Hausdorf seine Attraktionen vorgestellt. Hausdorf, 31, gelernter Dachdecker und Kaufmann, ist selbst ein Hingucker. Er misst zwei Meter und zwei. „Also: Hinten, das Gerüst mit den aufwärts gestreckten Spinnenbeinen, das ist der Himmelsstürmer, ein Katapult für Menschen inklusive Piratenschifftakelage. Und davor steht der Action-Tower mit Quickjump, Houserunning und Powerfan. Dazwischen der Flying Fox, die Seilrutsche, die im Dschungel Schluchten und tosende Flüsse überspannt und hier den gesamten Freizeitpark quert.“

Kein Augenblick ohne Sicherung

Wochenend-Ausflugstipps für die Region

Fame-Premiere

Das Musical „Fame“ feiert am Freitag, 20 Uhr, auf der Felsenbühne Rathen Premiere. Junge Schauspieler, Sänger und Tänzer um Spielleiter und Regisseur Peter Kube haben lange geprobt. Heute erstmals auf dem Spielplan dieser Saison, nach dem Kinofilm „Fame – der Weg zum Ruhm“. Weitere Vorstellung: Sa./So. Tickets: 035024/7770.

Der Elbhang feiert

Unter dem Motto „Von Niederwach bis Hosterlosch – Dem Pill-Witz auf der Spur“ feiert der Dresdner Elbhang heute bis zum Sonntag sein 24. Elbhangfest. Musik, Theater, Trödelmarkt und verschiedene Angebote von Händlern erwarten die Besucher vom Blauen Wunder bis Pillnitz. ››www.elbhangfest.de

Bergstadtfest

Das Bergstadtfest wird bis zum Sonntag in Freiberg gefeiert. Es gibt ein buntes Programm, u.a. mit einem Konzert der Münchener Freiheit (Foto, Sonntag, 20.30 Uhr). Zudem sind die Roten Gitarren zu Gast und die Radiomoderatoren Böttcher & Fischer sorgen für Klamauk. Die traditionelle Bergparade beginnt Sonntag, 11 Uhr.

Blumen- und Gartenschau

Blumen- und Gartenfreunde kommen am Wochenende im Kloster Altzella auf ihre Kosten. Dort findet am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr die Blumen- und Gartenschau statt. Zudem gibt es viele kulturelle Angebote. Die kleinen Besucher können an den Kreativständen basteln. Eintritt: 6 Euro, erm.: 3 Euro, Kinder bis 12 frei.

Beethovens Einzige

Markus Poschner, der scheidende Gastdirigent der Dresdner Philharmonie wagt zum Abschluss einen zweitätigen musikalischen Ausflug in die Welt der Oper. Fast auf den Tag genau 200 Jahre nach der Uraufführung von Beethovens einziger Oper „Fidelio“ erklingt das weltberühmte Werk in zwei Akten nun im Lichthof des Dresdner Albertinums, am Sonnabend und Sonntag jeweils 19.30 Uhr. Karten ab 31 Euro.

Spiel um Glück und Pech

Nach dem großen Erfolg von „Der Fall aus dem All“ findet mit dem Stück „Wildnis“ auch in diesem Jahr in Reinhardtsdorf-Schöna ein Landschaftstheaterspektakel mit professionellen Schauspielern sowie sechzig Laiendarstellern statt. Aufgeführt wird das Stück um einen Lottoschein am Sonnabend und Sonntag 15 Uhr (Bus-Shuttle fährt 13.30 Uhr ab dem Schauspielhaus, DD).

Waldfest

Traktorenweitwurf – das ist einer der Höhepunkte zum Waldfest in Kleindittmannsdorf. Am Sonnabend und Sonntag wird im Lauterbachtal gefeiert. Zum Programm gehören das Traktorentreffen, zwei Theateraufführungen, die Traktorausfahrt und natürlich jeder Menge Musik. Das Fest beginnt am beiden Tagen um 10 Uhr.

Ein Dinner soll’s richten

Die letzte Premiere der Spielzeit 2013/14 des Mittelsächsischen Theaters in Döbeln gilt einer französischen Komödie – und zwar dem Werk „Der Gast“ des Dramatikers David Pharao, das in vier Kategorien für den Theaterpreis „Molière“ nominiert wurde. Zu sehen ist das Stück am Sonnabend, 19.30 Uhr und am Sonntag, 14.30 Uhr.

Modellflugschau

Modellflieger erobern am Wochenende den Luftraum über Großdrebnitz bei Bischofswerda. Modellflugzeuge und -heliokopter aller Arten und Größen können beim Sonnenwendfliegen des Neustädter Modellsportvereins am Boden und in der Luft bewundert werden. Flugshows sind am Sonnabend um 14 Uhr, am Sonntag 10 Uhr.

Bisons im Karl-May-Museum

Den großen Bisons widmet sich der Familiennachmittag des Radebeuler Karl-May-Museums am Sonntag ab 15 Uhr. Mit der bei Kindern beliebten Yakari-Serie begibt sich das Museumsmaskottchen Großer Häuptling Kleiner Bär auf die Spur der riesigen Bisons. Karten zu 8 Euro Erwachsene, 6 Euro ermäßigt, 3 Euro Kinder, 18 Euro für Familie gibt es unter 0351/8373010.

Erlebnistag Berzdorfer See

Beim 12. Erlebnistag am Berzdorfer See vor den Toren von Görlitz können Besucher am Sonnabend unter anderem die Sächsischen Beachvolleyballmasters (Nordoststrand), die 1.Lesebühne am See (Deutsch Ossig), ein buntes Bühnenprogramm (Hafen) oder den Lagunencup der Fußball-E-Jugend (Blaue Lagune) erleben.

Tag der offenen Tür

Zum Tag der offenen Tür lädt die Freiwillige Feuerwehr in Moritzburg, Käthe-Kollwitz-Platz 2a, am Sonnabend ab 14 Uhr ein. Auf dem Programm stehen eine Fahrzeugschau sowie Schauvorführungen, eine Hüpfburg, Rutsch- und Kletterspaß und eine Bastelstraße für Kinder. Für das leibliche Wohl wird u. a. mit Knüppelkuchen am Lagerfeuer gesorgt. Außerdem Musik und Tanz.

Duft(Ver)Führung

Schon Überlieferungen aus alten Kulturen berichten über Gewinnung, Handel und Verwendung duftender Substanzen. Interessierte sind eingeladen, am Samstag, 15 Uhr im Großsedlitzer Barockgarten einer Duftspur zu folgen. Entdecken Sie die Geheimnisse ätherischer Öle und ihre nutzbringende Anwendung im Alltag. Treff ist am Parkeingang; Karten: 03529 56390.

Edeka-Sommerfest

Der Edeka-Markt Scheller am Großenhainer Kupferberg veranstaltet am Samstag ab 10 Uhr sein 6. Sommer- und Familienfest. Es gibt Vorführungen von Judo, Karate, Tanz, dem GFV 1990, ab 14 Uhr ein Kinderprogramm und ab 15.30 Uhr Kinderdisco. Für die Großen spielen ab 17.15 bis 0 Uhr Livebands, und auch für Speis und Trank wird natürlich gesorgt sein.

Schönster Hund gesucht

Der Hundesportverein Ermendorf ruft für Samstag, 15 Uhr zum 15. Mal den Wettbewerb um den schönsten Hund auf. Teilnehmen können alle großen und kleinen Hundefreunde mit ihren Lieblingen, egal welcher Abstammung. Große und kleine Hunde werden getrennt bewertet. Es gibt Speis und Trank sowie ein Familien-Rahmenprogramm. Startgebühr: 5 Euro.

Tag der offenen Tür

Am Samstag öffnen in Gröbern von 8.30 bis 13 Uhr der Entsorger Neru GmbH und der Zweckverband Abfallwirtschaft seine Türen mit Führungen, einem Kinderprogramm um 11 Uhr des Kinderclubs der Landesbühnen, Kompostverkauf zum Sonderpreis, Technik zum Anfassen, Ausbildungsecke, Spiel und Spaß für Kinder, Preisrätsel sowie Speis und Trank.

Jagdhörner erklingen

er 12. Landeswettbewerb der Jagdhornbläser Sachsens findet am Sonnabend ab 10 Uhr am Schloss Schleinitz statt. Etwa 160 Jagdhornbläser in 18 Gruppen stellen sich dem Vergleich, der alle zwei Jahre stattfindet. Zu erleben ist ein Tag rund um Jagd und Natur für Groß und Klein. Um 15.45 Uhr findet das große Abschlusskonzert statt. ››www.ljv-sachsen.de

Eibauer Bierzug

Der Eibauer Bierzug startet am Sonntag um 10 Uhr zum 22. Mal. Bereits ab Freitag wird schon kräftig gefeiert mit den Jolly Jumpers. Am Sonnabend beginnt 9 Uhr die Oldtimerausfahrt. Ab 15 Uhr ist ein Familiennachmittag mit vielen Höhepunkten geplant. Der Abend klingt Livemusik und Tanz im Festzelt aus. ››www.eibauer-bierzug.de

Führung zum Dorfanger

Eine Führung „Buntes Wunder Altkötzschenbroda“ am Sonntag behandelt den schönsten Dorfanger Radebeuls, wie er von Anwohnern genannt wird. Altkötzschenbroda ist ein lebendiger Ort mit vielen Facetten – Kneipen und Geschäfte stehen in harmonischer Wechselwirkung mit liebevoll gestalteten Wohnhäusern. Treff: 14 Uhr, Goldener Anker, Kosten 6 Euro.

Liederabend

Des Bächleins Rauschen und der Tränen Fluten, das Wandern des Müllers, das Drehen der Mühlsteine und die ferne Geliebte bieten Silke Richter (Mezzospran) und Jan Michael Horstmann (Klavier) in einer ganz besonderen szenisch-musikalischen Form am Sonntag um 16 Uhr im Schönfelder Traumschloss dar. Karten: 03524820360.

1 / 20

Auf die Seilbahn ist Frank Hausdorf besonders stolz. „Wir reden hier über fast 200 Meter Distanz“, sagt er, „das macht richtig Spaß.“ Die Baukosten der Action-Zone nähern sich der Million. Ein teurer Spaß? Was heißt teuer, sagt Hausdorf. „Wenn man den Preis mit Sicherheit aufwiegt, dann ist gar nichts teuer.“ Alle Geräte sind vielfach erprobt und haben die einschlägigen Prüfsiegel. Eigenbauten gibt es keine. „Es kann nichts passieren“, beteuert der Chef.

Zuerst hat Frank Hausdorf mir die Kletterwand verordnet. „Damit die Muskeln warm werden.“ Die Kletterwand an der Flanke des Action-Towers ist ein Kunstfelsen aus Sand und Harz mit gelben, roten und blauen Griffen. Ich kenne so was vom Spielplatz meiner dreijährigen Tochter. Dort ist nach zwei Metern Schluss. Hier geht es mehr als zwanzig Meter aufwärts.

Zwei Jungs, beide erfahrene Kletterer, verpackten mich in klimperndes Gurtzeug. Jakob Anders, 31, ist schon als Schuljunge vierhundert Meter hohe Wände hinaufgestiegen. Sein Tipp: Auf die Fußtechnik achten. „Es heißt Bergsteigen und nicht Bergziehen.“ Auf der gelben Route, der leichtesten, kam ich gut voran. Das straffe Sicherungsseil schien mitzuhelfen. Bald waren die Zuschauer ziemlich klein. Aber nach zehn, zwölf Metern kriegten meine Arme das große Zittern. Ist wohl zu viel Pudding drin für diesen Sport. „Mir reicht’s!“, rief ich nach unten. Ich setzte mich in meinen Gurt und wurde sanft abgelassen.

Dann ging es auf den Action-Tower. Ich kriegte ein stärkeres Geschirr um. Nun war auch mein Oberkörper fest umgurtet. Jakob rüttelte an allen Karabinerhaken. „Der ist zu … der ist zu … der ist zu“, sagte er laut zu sich selbst. Vor allem den großen Karabiner vor meiner Brust prüfte er immer wieder. Der schien der Wichtigste zu sein. Wieso? „Da hängt das Leben dran.“

Auf dem Stahlgerüst bleibt niemand auch nur eine Sekunde ungesichert. Den ganzen Aufstieg über ist das Gurtzeug in einem daumendicken Führungsseil eingehängt. Brav wie ein Hündchen an der Leine folgte ich dem Instruktor. Jetzt war Houserunning angesagt. Bei diesem Trendsport aus der Großstadt läuft man angeseilt Wolkenkratzer hinab. Und das macht Spaß? Der Königsteiner Wolkenkratzer ist ein Drahtnetz, das fast senkrecht in die Tiefe fällt. Nach dem Anleinen trete ich an die Kante und versuche, meinen Körper in die Waagerechte zu kriegen. Es stockt einem der Atem dabei. Denn was beim Abseilen vermeidbar ist, das ist hier unausweichlich: der unverstellte Blick in den Abgrund.

Ein Glück, die Angst weicht schnell den Mühen des Houserunnings. Man muss den Körper steif halten wie ein Brett, damit er nicht zusammenklappt, zugleich Leine geben, damit man vorwärts, also abwärts kommt. Breitbeinig, so als würde ich eben laufen lernen, tappe ich die Schräge hinunter. Dann zieht es mir die Beine weg, und ich baumele. Die Physik hat gesiegt.

So viel zum Vorspiel. Den Powerfan wollte ich eigentlich auslassen. Aber Hausherr Hausdorf hat mich überredet, sein Lieblingsgerät zu testen. Deshalb stehe ich jetzt hier, am Rande des Stegs, und die Stimme hinter mir fragt: „Fertig?“ Es ist die Stimme von Jakob, dem routinierten Kletterer, der Dolomiten, Alpen, Frankenjura und Elbsandstein erklomm, und der es erst gestern über sich brachte, hier runter zu springen. Vielleicht haben Bergsteiger eine besondere Angst vor dem Fall. Ihr ganzer Sport ist schließlich auf Sicherung bedacht.

Der Powerfan ist ein raffinierter Apparat, der den freien Fall vortäuscht. Zumindest für sechs, sieben Meter. Dann folgt die Bremsung. Eine dünne Kunststoffschnur aus hochfestem Kevlar, am Springer eingehakt, überträgt die Fall-Energie an einen Ventilator, dessen Schaufeln sie im Kampf mit der Luft verbrauchen. Statt des eigentlich tödlichen Sturzes gibt es nur ein Rauschen, das an einen starken Föhn erinnert.

Drei… zwei… eins – unfassbar! Ich habe es getan! Ich fliege! Ein Extremgefühl tief aus meiner Körpermitte durchtobt mich, intensiv wie im Traum, in dem man haltlos in den Abgrund fällt. Doch hier ergreift die Wunderschnur Besitz von mir und fängt mich auf. Ich kann eben noch einen Jauchzer der Befreiung ausstoßen, dann liege ich im Sand. Als ich mich aufrichte, beben mir alle Glieder im Adrenalinschwall, der langsam verebbt. Nun auf zur Seilbahn, auf zum Menschenkatapult. Heute kann mich nichts mehr schrecken.

Die Action-Zone in Königstein, Schandauer Str. 51, öffnet täglich 10–18 Uhr. Eintritt je nach Kartenwert 7 bis 35 Euro.
www.elbefreizeitland-koenigstein.de