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Spitze im Naturschutz

Im Töpelwinkel werden Junior-Ranger ausgebildet. Die Erfahrungen werden zum Pilotprojekt für den ganzen Freistaat.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Wenn ein Eichhörnchen vorbeihuscht, breitet sich auf Béla Peecks Gesicht ein Lächeln aus. „Die sehen irgendwie süß aus“, sagt der Elfjährige. Er ist gern draußen in der Natur unterwegs, beobachtet und erforscht sie. Deshalb hat er bei den Junior-Rangern mitgemacht. Das Projekt gibt es seit 2013. Er war von Beginn an dabei. Die Kurse richten sich an Mädchen und Jungen von acht bis 13 Jahren. „Sie vermitteln umfangreiches und praxisbezogenes Wissen zu Naturschutzthemen in Mittelsachsen, um Interesse für den ehrenamtlichen Naturschutz, die Jagdausübung und die Pilzberatung in der Region zu wecken“, erklärt der erste Beigeordnete Lothar Beier. In der jüngsten Kreistagssitzung hat er verkündet, dass das mittelsächsische Modell zu einem Pilotprojekt für den gesamten Freistaat werden soll. „Hierfür wird der Landkreis eine Kooperationsvereinbarung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt schließen“, so Beier. Das Landratsamt bereite seine Erfahrungen aus dem Junior-Ranger-Projekt für das Ministerium so auf, dass sie auch in anderen sächsischen Landkreisen genutzt werden können.

Flusskrebse unterm Mikroskop

Béla aus Bockelwitz erinnert sich zwar nicht mehr ganz genau, wie er zu den Junior-Rangern gekommen ist, aber daran, was er dort während seiner Ausbildung alles gelernt hat. „Wir haben Vogelgezwitscher und verschiedene Tiere bestimmt. Wir haben zum Beispiel einen kleinen Flusskrebs unter ein Mikroskop gelegt, und uns angeschaut, wie er aussieht“, sagt er. Zudem hat er eine Übersicht über Bäume angefertigt. „Wir haben auf ein Brett immer ein Blatt, eine Frucht und ein Stück Rinde geklebt und dann den Namen des Baumes daneben geschrieben“, sagt Béla. Das Brett stehe in seinem Zimmer, immer in Sichtweite. Zwei Jahre lang hat er bei den Junior-Rangern mitgemacht. „Im ersten Jahrgang fand das Projekt alle zwei Wochen den ganzen Sonnabend von 9 bis 15 Uhr statt. Im zweiten Jahrgang gab es zwischen den Sommerferien und Weihnachten sechs Veranstaltungen“, erklärt der Gymnasiast. Weil es so viel Zeit in Anspruch nimmt und er sich erst einmal auf die Schule konzentrieren möchte, hat er seine Teilnahme zunächst beendet.

„Ich war bei einer Veranstaltung in der Grundschule in Sitten. Da ist mir Béla aufgrund seines Pilz-Wissens aufgefallen“, erzählt Dieter Kunadt. Er ist nicht nur Kreispilzberater, sondern sitzt auch für die Linke im Kreistag. Bei der jüngsten Sitzung hat er von dem Engagement der Kinder und Betreuer regelrecht geschwärmt: „2015 und 2016 habe ich eine Pilzwanderung im Thümmlitzwald durchgeführt. An der haben jeweils etwa 20 Kinder und 15 Erwachsene teilgenommen. Die Kinder sind Multiplikatoren für die Natur und den Naturschutz“, sagt der 64-Jährige.

Die Junior-Ranger-Ausbildung wird im Natur- und Freizeitzentrum Töpelwinkel, der Naturschutzstation Weiditz und der Grünen Schule grenzenlos in Zethau angeboten. Im Jahrgang 2013/14 nahmen 32 Kinder und Jugendliche an den Grundkursen teil, 2014/15 bereits 39 und 2015/16 waren es 48, so Gerd Dahlke, Abteilungsleiter Umwelt, Forst und Landwirtschaft im Landratsamt.

109 ehrenamtliche Naturschutzhelfer

Das Pilotprojekt läuft zunächst bis 2018 und wird jährlich mit 100 000 Euro vom Freistaat gefördert. „Ab 2019 soll dieser innovative Lösungsansatz des Landkreises Mittelsachsen für alle Kinder in Sachsen zugänglich gemacht werden“, so Dalke. Denn im Ehrenamt der Naturschutzhelfer wird Nachwuchs gebraucht. „Im Landkreis gibt es 109 ehrenamtlich bestellte Naturschutzhelfer“, sagt Gerd Dalke. Das Durchschnittsalter liege bei 56 Jahren. „Zum Vergleich: 2012 waren in ganz Sachsen 1 136 Personen im ehrenamtlichen Naturschutz tätig. Das Durchschnittsalter lag bei 60 Jahren“, ergänzt er.