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So planen die Monarchs ohne Cheftrainer

Die Footballer suchen nach dem unerwartet frühen Saisonende einen Nachfolger für Coach Ulrich Däuber. Der sieht seine Zukunft aber weiter in Dresden.

Von Alexander Hiller
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Ulrich Däuber lebt weiter in Dresden, bleibt dem Verein weiter verbunden - aber nicht als Cheftrainer.
Ulrich Däuber lebt weiter in Dresden, bleibt dem Verein weiter verbunden - aber nicht als Cheftrainer. © Agentur

Dresden. Der Ärger ist noch nicht verflogen. Trotz des Ausscheidens in der German Football League müssen die Footballer der Dresden Monarchs aber bereits nach vorn schauen – aus personellen Gründen. Einigermaßen überraschend verkündete Trainer Ulrich Däuber nach der Niederlage gegen die Berlin Adler, die die Nichtqualifikation für die Play-offs besiegelt hatte, seinen Abschied nach fünf Jahren. Er werde das Angebot zur Vertragsverlängerung nicht annehmen, erklärte der 52-jährige Würzburger, der den Klub im Vorjahr zum ersten deutschen Meistertitel geführt hatte.

Däuber will sich einer neuen Herausforderung stellen. Wie die konkret aussieht, behält er noch für sich. Fest steht, dass er mit seiner Frau Anuschka und Sohn Rafiqu seinen Lebensmittelpunkt weiter in Dresden sieht und dem Verein verbunden bleibt. In die Arbeit der U19 Special, ein Team für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und Besonderheiten, bleibt er beispielsweise weiter involviert.

Komplett unerwartet kam nach der holprigen Saison weder das sportliche Aus noch Däubers Entscheidung – zumindest für den Verein. „Wir haben vorher schon mehrere Gespräche miteinander geführt. Es war nicht so, dass uns die Entscheidung überrascht hat“, sagt Monarchs-Präsident Sören Glöckner. Däuber habe gebeten, nach dem am Sonntag endgültig feststehenden Aus als Erstes die Mannschaft über seine Entscheidung zu informieren und danach die Öffentlichkeit. „Meine Entscheidung liegt nicht am Verlauf der Saison. Ich habe 1985 mit Football angefangen, 1988 mit Coachen – jetzt nicht als Footballcoach zu arbeiten, ist eine Riesenherausforderung. Ich will mich selbst wieder selber definieren.“ Außerhalb des Footballs.

Das Anforderungsprofil für Däubers Nachfolger gebe es, „das kann man verbal aber gar nicht so ohne Weiteres fassen. Wir sind schon ein besonderer Standort, haben eine gute ausgebaute Infrastruktur, ein festes Grundgerüst, wir haben einen festen Trainerstab“, sagt Glöckner. Jeder infrage kommende Cheftrainer müsse in der Lage sein, „mit den Trainern und Bedingungen zu arbeiten, die hier vorhanden sind.“

Die Monarchs wünschen sich einen Trainer, der neue Impulse setzt und darüber hinaus das Grundgerüst der Mannschaft weiterentwickelt. Ein Zeitfenster für die Suche setzt sich der Verein, der auf 900 Mitglieder angewachsen ist, laut Glöckner nicht. Am Donnerstag kommender Woche solle der Kern der Mannschaft darüber informiert werden, wie der Klub weiterplant. Mit Däuber präsentierten die Sachsen vor fünf Jahren eine interne Lösung, denn im Sommer 2017 hatten sie den ehrgeizigen Coach erst als Nachwuchsleiter eingestellt. Ob das auch diesmal eine Option wäre? „Perspektivisch ja, im Moment glaube ich nicht an eine solche Lösung. Wir haben aber Trainer im Verein, sich in diese Richtung zu entwickeln“, sagt der Präsident.

Monarchs-Präsident Sören Glöckner will sich bei der Suche nach dem Däuber-Nachfolger Zeit lassen. Noch bevorzugt er keine interne Lösung - die Betonung liegt dabei auf noch.
Monarchs-Präsident Sören Glöckner will sich bei der Suche nach dem Däuber-Nachfolger Zeit lassen. Noch bevorzugt er keine interne Lösung - die Betonung liegt dabei auf noch. © kairospress

Aus sportlicher Sicht ist das frühe Scheitern nicht nur an der großen Verletzungsmisere in der Mannschaft festzumachen. In einer entscheidenden Saisonphase waren teilweise bis zu 20 Spieler, also ein Drittel des Kaders, nicht einsatzfähig. „Das Aus allein auf die Verletzungen zu schieben, wäre nicht richtig“, sagt Däuber auf SZ-Nachfrage. „Was uns zurückgeworfen hat, war, dass einige der internationalen Spieler bereits angeschlagen nach Dresden gekommen sind.“ Man habe so nie den Grundstein legen können – nicht einmal im Training. „Dann hechelt man immer ein bisschen hinterher. Uns hat dieses Jahr gefehlt, dass wir uns hätten weiterentwickeln können“, erklärt der Aussteiger. Viele Abgänge vor der Saison aus dem deutschen Kader konnte der Titelverteidiger nicht adäquat ersetzen. „Vielleicht haben wir uns zum Start auch zu sehr auf dem Meistertitel ausgeruht.“ Auch Corona habe eine größere Rolle gespielt.

Der Hunger, im nächsten Jahr anzugreifen, sei nach der ersten verpassten Play-off-Phase seit 2011 umso größer. Glöckner glaubt nicht, dass den Monarchs durch das frühe Scheitern die Argumente fehlen, um interessante Spieler zu halten: „Da habe ich keine Bange. Wir sind weiter attraktiv.“

Apropos: Bis 30. September will der Klub einen Fördermittelantrag für einen neuen Kunstrasen für das Stadion an der Bärnsdorfer Straße bei der Stadt einreichen. Der alte Belag in der Ausweichspielstätte für das derzeit im Neubau befindliche Steyer-Stadion wurde 2007 verlegt.