Magdeburg. Fassungslosigkeit am Tag danach und ein Angst-Anruf der Mutter: Die Zuschauerausschreitungen nach dem WBA-Schwergewichts-Boxkampf um den Inter-Kontinental-Titel zwischen Agit Kabayel und Kevin Johnson haben das Sportliche in den Hintergrund rücken lassen. „Ich kann mich nicht richtig über den Sieg freuen. Solche Leute machen den Boxsport kaputt“, sagte der Bochumer Kabayel aus dem Magdeburger SES-Boxstall nach dem Erfolg gegen den US-Amerikaner Johnson.
Die Polizei ermittelte mit erhöhtem Kräfte-Einsatz die Personalien und stellte Anzeigen wegen schwerem Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung.Es waren Kabayels Fans, die nach der Siegerehrung plötzlich ausrasteten.
Wohl von einem Rollstuhlfahrer provoziert, der in Richtung Ring rollen wollte, ging es in die 13. Runde. Erst flogen die Fäuste, dann Stühle. Die Sicherheitsleute, die schlichten wollten, wurden selbst zu Opfern. Mindestens ein Mitarbeiter des Ordnungsdienstes sowie weitere Personen wurden leicht verletzt. Kabayel versuchte mit dem Mikrofon in der Hand zu beruhigen und erwog kurzzeitig, selbst dazwischen zu gehen. „Dann hat meine Mutter angerufen und sich mit besorgter Stimme nach mir erkundigt. Mir fehlen noch immer die Worte“, sagte er.
„Wir hatten 1.000 Zuschauer hier, von denen etwa 950 Boxen schauen wollten. Sowas hat bei uns, im Sport generell, nichts zu suchen“, sagte SES-Promoter Ulf Steinforth, der zum 150. Mal einen Kampfabend ausrichtete und mit einem ausgeklügelten Sicherheits- und Hygienekonzept im Zuge des Magdeburger Modellprojekts 1.000 Zuschauer auf die Seebühne gebracht hatte.
Er kündigte an, künftig genauer hinzusehen. „Wir haben ja eine komplette Nachverfolgung unserer Gäste mit Namensliste und Sitzplatznummern. Wir sind durch den Vorfall aber gewarnt und werden da noch genauer draufschauen“, sagte Steinforth. Am 17. Juli soll es den nächsten Kampfabend in Magdeburg geben. (dpa)