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In der Fußball-Oberliga sind keine Überflieger in Sicht

Nach dem Aufstieg von Erfurt gibt es in der Fußball-Oberliga diesmal keinen Titelfavoriten. Allerdings wird Bautzen hoch gehandelt, Bischofswerda hat indes viele Neuzugänge – und holt noch einen Ukrainer.

Von Jürgen Schwarz
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Rassig geht es zu im Derby zwischen Bautzen und Bischofswerda, sicher auch diese Saison wieder. Doch nicht mehr in der Konstellation: Während Budissa-Kapitän Tom Hagemann seinen Vertrag verlängerte, hat Steve Zizka wiederum Bischofswerda verlassen.
Rassig geht es zu im Derby zwischen Bautzen und Bischofswerda, sicher auch diese Saison wieder. Doch nicht mehr in der Konstellation: Während Budissa-Kapitän Tom Hagemann seinen Vertrag verlängerte, hat Steve Zizka wiederum Bischofswerda verlassen. © Florian Richter

Bischofswerda/Bautzen. Am Freitagabend wird im Eilenburger Ilburg-Stadion die Saison 2022/23 in der Fußball-Oberliga Süd eröffnet. Der Regionalliga-Absteiger erwartet Wacker Nordhausen. Die FSV Budissa Bautzen und der Bischofswerdaer FV 08 starten einen Tag später mit Auswärtsspielen. Sachsen Aufsteiger SC Freital empfängt zur gleichen Zeit den FC Oberlausitz Neugersdorf.

Nach dem Alleingang der Erfurter in der Vorsaison gibt es diesmal keinen Titelfavoriten. Vizemeister Krieschow, 2021/22 noch mit dem 40-fachen bulgarischen Nationalspieler Dimitar Rangelow (39) unterwegs, wird hoch gehandelt. Im Kreis der Titelanwärter befinden sich neben Eilenburg auch der VFC Plauen und Budissa Bautzen, die in der letzten Serie auf den Plätzen drei und vier einkamen sowie Viertliga-Absteiger VfB Auerbach.

Die Süd-Staffel wurde von 19 auf 18 Team reduziert. Der FC Carl Zeiss Jena II zog seine U 21-Mannschaft zurück. Bereits während der Vorsaison hatte Merseburg aufgegeben. Der FSV Martinroda, der FC Arnstadt und International Leipzig (nach sieben Jahren Liga-Zugehörigkeit) stiegen zudem ab. Neulinge im Oberliga-Süden sind Freital und Westerhausen. Zudem ist der Ludwigsfelder FC aus der Nord- in die Süd-Staffel umgezogen.

Neues Zeitalter bei Budissa Bautzen

Sachsen stellt mit acht Mannschaften die meisten, gefolgt von Sachsen-Anhalt (5), Thüringen (3) und Brandenburg (2).In Bautzen bricht ein neues Zeitalter an, denn Abwehr-Stratege Pavel Patka ist von Bord gegangen. Der 35 Jahre alte Tscheche spielt nun in seinem Heimatland. Patka war seit 2013 für Budissa am Ball, absolvierte insgesamt 206 Punktspiele für die Spreestädter. Auch der Abgang von Mittelfeldspieler Norman Kloß, der sich dem Bischofswerdaer FV anschloss, wiegt schwer. Torjäger Torsten Marx musste aufgrund anhaltender Knieprobleme seine Laufbahn beenden, steht aber als Co-Trainer weiterhin zur Verfügung.

Neu im Kader von Chefcoach Stefan Richter ist Torhüter Ondrej Cap, der vom Liga-Kontrahenten aus Wernigerode kam und den abgewanderten Martin Zoul ersetzt. Stürmer Michal Brandl war in der Vorsaison für die Schiebocker am Ball. Zudem rückte mit Julian Gerhardi, Janko Hentsch und Max Hübner ein Trio aus dem eigenen Nachwuchsbereich auf. „Die Mannschaft ist sehr jung, wir wollen uns stetig weiterentwickeln“, sagt Richter mit Blick auf das neue Spieljahr.

Budissa startet am Samstag im Ludwigsfelder Waldstadion. Beim LFC hatten die Verantwortlichen aufgrund der territorialen Lage des Ortes mit dem Staffel-Wechsel gerechnet. „Wir freuen uns auf die Süd-Staffel, auch dort wird sehr attraktiver Fußball gespielt“, meint Sportchef Philipp Karaschewitz.

BFV hofft auf besseren Start als 2021

Der Bischofswerdaer FV hat seinen Kader vergrößert, wodurch die stattliche Anzahl von 18 Neuzugängen zustande kommt. Zuletzt stießen Jasin Moussaid (FC Oberlausitz/U19) und der Ukrainer Oleh Vadymovych (FK Mariupol/U19) hinzu. Von den elf Abgängen hätte das Trainer-Trio Frank Rietschel, Robert Koch und der aus Königswartha gekommenen Ralf Marrack, zwei gern vermieden.

Steve Zizka war aber nicht zu halten und spielt jetzt eine Klasse höher bei der VSG Altglienicke. Schwer wiegt auch der Abgang von Pavel Cermak, der aus gesundheitlichen Gründen sportlich kürzertreten muss und seine Laufbahn in Tschechien ausklingen lässt. Seine Kapitänsbinde hat Johann Weiß übernommen, der aus Auerbach kam.

Der 25-Jährige nimmt in der jungen Mannschaft eine wichtige Stellung ein. Gleiches trifft auf Rückkehrer Jakub Moravec zu. Der tschechische Spielmacher war nach dem Regionalliga-Abstieg 2021 nach Babelsberg gewechselt, soll nun wieder die Fäden im Aufbauspiel knüpfen. Der Auftakt beim Fünftliga-Neuling SV Westerhausen (nahe Thale) wird kein Zuckerschlecken. Im Stadion auf dem Wolfsberg dürfte es sehr stimmungsvoll zugehen, zumal im Aufstiegskader vier Brasilianer standen. „Wir wollen besser starten als im Vorjahr“, sagt Rietschel. 2021 hatte der BFV vier seiner ersten sieben Punktspiele verloren.

Der SC Freital eröffnet das erste Oberligajahr der Vereinsgeschichte mit dem Heimspiel gegen die Neugersdorfer, die weiterhin vom gebürtigen Löbauer Stefan Fröhlich trainiert werden. Brisant: Mit Colin von Brenzinsi und Emanuel Brühl kamen zwei der acht Neuzugänge des Sportclubs vom FC Oberlausitz. Gespielt wird vorerst weiterhin im Hainsberger Johannes-May-Stadion, ehe ab Frühjahr 2024 im umgebauten Stadion des Friedens in Freital gekickt werden soll. Dann wird auch eine für Regionalliga-Punktspiele und Junioren-Länderspiele ausgelegte Flutlichtanlage stehen. Neben Chefcoach Knut Michael und Assistent Christopher Beck, komplettiert nun Paul Rabe (zuletzt Motor Wilsdruff) das Trainer-Trio.

Torjäger wechselt innerhalb der Liga

Der VfB Auerbach mussten die Regionalliga Nordost nach zehn Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit verlassen, dennoch wurde der Vertrag mit Trainer Sven Köhler bis 2024 verlängert. „Wir werden versuchen, das Ding rückgängig zu machen“, sagt Köhler, der seit vier Jahren auf der Trainerbank sitzt. Er kann weiter auf Torjäger Marc-Philipp Zimmermann bauen.

Der 33-Jährige erzielte in 143 Punktspielen für Auerbach 81 Tore. Dagegen muss der VfL Halle auf seinen Torjäger verzichten. Tommy Kind, mit 30 Treffern in der Vorsaison Torschützenbester der Staffel Süd, wechselte zum Liga-Kontrahenten Zorbau. Neuer Trainer der Hallenser, die seit 14 Jahren in der Oberliga spielen, ist der 61 Jahre alte Dieter Hausdörfer.

In sein elftes Oberligajahr infolge geht Rudolstadt mit Trainer Holger Jähnisch, der seit 2011 an Bord ist. In Grimma hat Ex-Spieler Steffen Ziffert übernommen, nachdem Ex-Dynamo Alexander Kunert kurz vor Ende des vergangenen Spieljahres aus persönlichen Gründen aufgehört hatte. In Sandersdorf ist die Messlatte mit Rang fünf in der Vorsaison ziemlich hoch aufgelegt. Ähnlich ist es in Wernigerode: Der Aufsteiger landete auf einem bemerkenswerten siebenten Tabellenplatz.