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Vetter verfehlt Speerwurf-Weltrekord

In Chorzow gelingt dem Dresdner der zweitweiteste Wurf aller Zeiten. Der 27-Jährige erklärt, was zur Bestweite fehlt.

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Speerwerfer Johannes Vetter ist überzeugt, sein Speer wäre über 100 Meter geflogen, hätte er die gleichen Bedingungen wie Jan Zelezny bei seinem Weltrekord vor 24 Jahren.
Speerwerfer Johannes Vetter ist überzeugt, sein Speer wäre über 100 Meter geflogen, hätte er die gleichen Bedingungen wie Jan Zelezny bei seinem Weltrekord vor 24 Jahren. © Bernd Thissen/dpa

Chorzow. Johannes Vetter hielt einen Moment lang inne, dann platzte es aus ihm heraus. "Das ist der Wahnsinn, einfach nur krass", sagte der deutsche Speerwurf-Star über den Moment, als seine Weite auf der Anzeigetafel aufleuchtete: 97,76 Meter!

Weltjahresbestleistung, deutscher Rekord, zweitbeste Weite der Geschichte mit dem seit April 1986 zugelassenen Speer - Vetter hat am Sonntag beim Meeting im polnischen Chorzow im dritten Durchgang für einen Paukenschlag in der Leichtathletik gesorgt und ist in eine neue Dimension seines Sports vorgedrungen. Nur 72 Zentimeter fehlten dem 27 Jahre alten Weltmeister von 2017 zum Weltrekord von Speerwurf-Ikone Jan Zelezny vom 25. Mai 1996.

"Ich habe schon im Abwurf gemerkt, dass der Wurf gut war. Als dann die Weite angezeigt wurde, war es ein extremes und intensives Gefühl", sagte Vetter, der in dieser Saison jeden Wettkampf mitnehmen will. Er müsse das "erstmal alles einordnen, aber ich bin stolz wie Bolle". Dabei waren die Verhältnisse nicht einmal optimal. Wenn er ähnliche Bedingungen gehabt hätte wie Zelezny damals, sagte Vetter, "wäre der Speer sicherlich dreistellig geflogen". Zeleznys Weltrekord liegt bei 98,48 Metern.

Seinen eigenen deutschen Rekord von 2017 übertraf Vetter am Sonntag aber um satte 3,32 Meter. Als Belohnung gönnte er sich am Abend "ein, höchstens zwei Bierchen". Schließlich plant er schon am Dienstag in Dessau seinen nächsten Start, am 13. September ist er beim ISTAF in Berlin dabei. 

Vetter befindet sich momentan in der Form seines Lebens. Schon vor knapp zwei Wochen hatte er an gleicher Stelle in Polen zweimal die 90-Meter-Marke geknackt. Erst Anfang August hatte er zudem im finnischen Turku mit 91,49 Meter die bisherige Weltjahresbestleistung aufgestellt.

Der Traum von 100 Metern lebt

Für die kommenden Wettbewerbe sieht Vetter noch Luft nach oben. "Es gibt immer Platz für Verbesserungen", sagte er. Zudem seien die Bedingungen am Sonntag "nicht optimal" gewesen. "Ich habe keine Glaskugel und weiß nicht, wohin die Reise noch gehen kann", sagte Vetter. Fakt ist: Sein Traum vom Heiligen Gral der Speerwerfer, dem Wurf über 100 Meter, lebt. Seit Sonntag erst recht.

Diese 100 Meter hatte 1984 im Berliner Jahnstadion Uwe Hohn mit 104,80 Meter übertroffen - als bisher einziger Werfer der Geschichte. Danach änderte der Weltverband das Reglement und verlegte den Schwerpunkt des Speers nach vorne, um die Flugkurve kürzer und steiler zu machen. Seit dem 1. April 1986 wird mit dem neuen Speer geworfen, nun sind auch mit diesem die 100 Meter in Reichweite. (sid)