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Neue Corona-Wutrede: "Und wir beweihräuchern uns..."

Leipzigs Handball-Manager kritisiert die Impf-Kampagne in Sachsen und fordert mehr Tempo von der Landesregierung. An den Sportvereinen, betont er, liegt es nicht.

Von Tino Meyer
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Ein leidenschaftlicher Kämpfer für den Handball und seinen Verein: DHfK-Manager Karsten Günther. Mit einer Wutrede kritisierte der Leipziger jetzt Sachsens Impfkampagne.
Ein leidenschaftlicher Kämpfer für den Handball und seinen Verein: DHfK-Manager Karsten Günther. Mit einer Wutrede kritisierte der Leipziger jetzt Sachsens Impfkampagne. © PICTURE POINT

Leipzig. Mit einer neuerlichen Brandrede hat Leipzigs Handball-Manager Karsten Günther die Umsetzung der Impfkampagne in Sachsen scharf kritisiert. Vor dem Bundesliga-Heimspiel seines SC DHfK am Donnerstagabend schimpfte er mit deutlichen Worten über bürokratische Hürden im Freistaat und immer noch fehlende Strukturen.

"Mitten im größten Orkanauge der Pandemie, wo nur Impfen hilft, wo plötzlich die Leute noch mal ihre Entscheidung überdenken, wo Boostern wichtig ist, haben wir es immer noch nicht geschafft, funktionsfähige Strukturen schnell an den Start zu bringen. Stattdessen verlieren wir sinnlos Tage und Wochen, bis es endlich losgeht", sagte Günther und stellte fest: "Da sträuben sich mir die Nackenhaare. Ich frage mich wirklich, wo wir hier gelandet sind."

Wenn das Impfen der zweite große Hebel sein soll, um diese vierte Welle zu brechen, so Günther, "dann komme ich mir ein bisschen verarscht vor, wenn wir andererseits über Kontaktbeschränkungen und so weiter sprechen".

Bereits in der Vorwoche im Gespräch mit Sächsische.de erklärte Günther, der zudem als Sprecher der sämtliche Profiklubs umfassenden Initiative Teamsport Sachsen fungiert, die Vereine tragen die verschärften Corona-Maßnahmen der Landesregierung mit - allerdings schweren Herzens. Denn bislang gibt es nur in Sachsen einen Zuschauer-Lockdown in den Stadien und Sporthallen. Während in anderen Bundesländern weiter vor Fans gespielt werden kann, wenn auch seit den Beschlüssen aus den Bund-Länder-Gesprächen am Donnerstag nun eingeschränkt, müssen die sächsischen Profi-Mannschaften bis auf Weiteres Geisterspiele austragen.

Nicht Zeit zum Lamentieren, sondern zum Anpacken

"Wenn ich das nur mit der Sportbrille sehe, ist es eine Vollkatastrophe. Aber als Bürger dieses Bundeslandes kann ich nicht die Augen vor dem verschließen, was hier ringsherum los ist. Natürlich muss die Landesregierung eine Abwägung treffen, und die ist jetzt hart zu unseren Ungunsten ausgefallen. Nur ist jetzt nicht Zeit zum Lamentieren, sondern es ist die Zeit fürs Anpacken", betonte Günther in dem Interview.

Seine Forderung: "Wir brauchen eine gemeinsame Zielvorgabe, endlich eine Impfinfrastruktur, die auch praktisch funktioniert und nicht nur theoretisch, sowie bundeseinheitliche Regelungen."

Und dabei, das wird immer wieder deutlich, drückt der Sport und insbesondere Günther aufs Tempo. Er möchte eine Öffnungsperspektive, nicht nur für die Sportvereine und Sportevents in Sachsen. Das nur mühsame Fortschreiten der Impfkampagne ärgert ihn deshalb umso mehr. "Wir haben jetzt hier in unserer Halle einen Impfanlaufpunkt, Impfzentrum darf man es ja nicht mehr nennen, um keine überzogenen Erwartungen zu schüren - der eigentlich in Betrieb gehen soll. Doch weil rechtliche Rahmenbedingungen fehlen, hat der Betreiber zu wenig Ärzte, Krankenschwestern und Helfer, um das Ding mit Volllast starten zu können", erklärte Günther.

Zudem wiederholte er erneut, dass gerade die Profisportvereine zur Unterstützung bereitstehen. "Noch mal: Wir machen alles mit, und wir werden fürs Impfen werben. Aber das können wir nur machen, wenn die Strukturen da sind", betonte Günther und verwies auf die aktuelle Lage. Von den 32 Vereinen in der Initiative Teamsport Sachsen könnten 28 gar nicht fürs Impfen werben, weil in der jeweiligen Stadt und dem Landkreis die Anlaufstellen fehlen. "Und wir beweihräuchern uns, wie toll wir aufgestellt sind und wer alles impft. Einen Scheißdreck machen wir", sagte Günther.

Er forderte deshalb volle Freigabe für alle möglichen finanziellen, personellen und organisatorischen Mittel - und das unbedingt sofort. "Wenn wir die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen nicht hinkriegen, dass Sonntag impfen möglich ist, dass am Feierabend impfen möglich ist, dass Ärzte und Krankenschwestern nach ihrer Schicht sagen können, ich komme abends vorbei und impfe mit, wenn wir das alles nicht hinkriegen und die organisatorischen Hürden dafür viel zu groß sind, läuft hier wieder etwas fundamental schief", betonte Günther.