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Der neue Ironman-Held kommt in die Lausitz

Nach der Ironman-WM ist vor dem nächsten Showdown: Der Norweger Kristian Blummenfelt will im Juni auf dem Lausitzring einen Weltrekord aufstellen.

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Im Vorjahr Olympiasieger, jetzt Weltmeister und schon bald Weltrekordler? Im Juni tritt Kristian Blummenfelt auf dem Lausitzring an.
Im Vorjahr Olympiasieger, jetzt Weltmeister und schon bald Weltrekordler? Im Juni tritt Kristian Blummenfelt auf dem Lausitzring an. © dpa

Jan Frodeno freut sich schon auf das Duell auch mit dem neuen Ironman-Weltmeister. „Es wird eine Hassliebe zwischen uns werden“, sagte der dreimalige Champion leicht lachend. „Er lebt und liebt diesen Sport komplett. Er hat definitiv diesen Schalter im Kopf.“ Dominant, willensstark, reifer, als er selbst in dem Alter gewesen sei, so beschreibt der Titelträger der Jahre 2015, 2016 und 2019 den Champion des Jahres 2021 nach dessen Triumph bei der Nachhol-WM am Samstag in St. George. „Ich bin mal sehr gespannt, wie es eines Tages endet, wenn wir hoffentlich mal schaffen aufeinanderzutreffen“, sagte Frodeno.

Blummenfelts Motto ist so simpel wie zutreffend: „Verlieren tut mehr weh.“ Also gewinnt der Norweger einfach. So wie bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr. So wie um den WM-Titel über die Kurzdistanz. So wie bei seinem Ironman-Debüt – übrigens in Weltbestzeit. So wie bei seiner ersten Ironman-Weltmeisterschaft, als er mit einer Marathonzeit von 2:38:01 Stunden die Konkurrenz düpierte und insgesamt 7:49:16 Stunden für die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen benötigte.

Dabei sieht Blummenfelt nicht unbedingt aus wie ein Frodeno oder ein Lange. Bei seinen 1,77 Metern Körpergröße soll er auf angeblich 74 Kilogramm kommen. Der Triathlet aus Bergen wirkt kompakt. Anders als ein Frodeno mit seinen 1,94 Metern und 76 Kilogramm.„Hut ab, definitiv“, sagte auch Lange und verneigte sich verbal vor Blummenfelt, der mit seinem Sieg die deutsche Ära beendete.

Deutsche Titelträger Frodeno und Lange fehlen

2014 hatte Sebastian Kienle auf Hawaii den Titel geholt, danach folgten Frodenos beiden Erfolge, ehe Lange zweimal siegte. 2019 war es wieder Frodeno. 2020 gab es keine WM – die Corona-Pandemie war schuld. 2021 wurde die WM von Hawaii im Oktober letztlich auf den 7. Mai 2022 in St. George verschoben. Und es kam, wie es viele erwartet hatten, erst recht durch das Fehlen der verletzten deutschen Titelträger Frodeno und Lange.

Nicht zu vergessen dabei, dass Blummenfelt nicht mal ganz fit war. Er hatte sich vor dem Rennen eine Erkältung zugezogen. Ebenso wie Landsmann Gustav Iden, zwei Jahre jünger, ebenfalls aus Bergen. Zwei Athleten der nachrückenden, neuen Generation, zu der sich auch der fünftplatzierte Florian Angert rechnen darf. Der 30-Jährige aus Weinheim war der beste deutsche Starter. Kienle, der im Juli 38 wird, schleppte sich als 14. ins Ziel.

Unter Laborbedingungen auf dem Lausitzring

Immerhin musste auch der norwegische Triumphator eingestehen, dass es ein „harter Tag“ war. Sein Trainer erklärte: Blummenfelt sei nur bei 90 Prozent gewesen durch die Erkältung. Was das für die WM im Oktober dann wieder im Triathlon-Mekka auf Hawaii bedeutet, dürfte sich auch Frodeno fragen.

Zuvor wagt Blummenfelt zusammen mit dem britischen Doppelolympiasieger Alistair Brownlee am 5. oder 6. Juni auf dem Lausitzring einen äußerst ambitionierten Rekordversuch. Im Rahmen des Projekts Pho3nix Sub7 und Sub8 wollen sie als erste Menschen bei einem Ironman die Marke von sieben Stunden knacken.

Dafür sollen am Lausitzring nahezu Laborbedingungen geschaffen werden. Geschwommen wird im Senftenberger See, der eine geradlinige Strecke mit wenigen Wendepunkten ermöglicht. Während des Radabschnitts werden die Athleten auf dem 5,85 Kilometer langen Testoval der Rennstrecke ebenso von Tempomachern unterstützt wie beim anschließenden Marathon.

Bei den Frauen peilen die dreimalige Hawaii-Zweite Lucy Charles-Barclay aus Kanada und die Schweizer Olympiasiegerin Nicola Spirig die erste Zeit unter acht Stunden an.

Anne Haug stürmt noch auf Rang drei

Die beiden Frauen waren bei der Ironman-WM in St. George nicht am Start.Mit letzter Kraft goss sich Anne Haug eine Flasche Wasser über den Kopf und sank der Länge nach völlig erschöpft auf den heißen schwarzen Teppich im Zielbereich. Nicht mal das Bier bei der Siegerehrung wollte die 39 Jahre alte Profi-Triathletin aus Bayern. „Man hat kein Abo auf den Sieg“, sagte Haug, entthront, aber glücklich und stolz auf ihre starke Leistung „Es war echt unglaublich hart“, sagte sie: „Im Marathon war es dann Sterben auf Raten.“

Gegen die überragende Schweizerin Daniela Ryf bei deren insgesamt fünftem WM-Triumph und Kat Matthews aus Großbritannien hatte das Bayreuther Leichtgewicht trotz einer grandiosen Laufleistung keine Chance bei der ersten WM, die nicht auf Hawaii stattfand.Haug tat alles, um den Anschluss an die führende Ryf auf ihrer Paradestrecke zu verkürzen. Auf dem Rad hatte sie den Kontakt zu der Schweizerin abreißen lassen müssen, fuhr lange ein einsames Rennen, vorbei an der atemberaubenden Kulisse mit den rötlichen Canyons. „Ich habe gedacht, wie soll ich nach dem Radfahren noch einen Marathon laufen“, erzählte Haug. Sie hat es gemacht, in 2:56 Stunden. Keine Profi-Triathletin war schneller auf den 42,195 Kilometern. (dpa, mit SZ/mw)