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Droht den Finals 2024 in Dresden nun das Aus?

Die Leichtathleten sollten mit den deutschen Meisterschaften Anfang Juni 2024 das neue Heinz-Steyer-Stadion in Dresden eröffnen. Doch auf diesen Termin wurde nun die EM in Rom verschoben.

Von Daniel Klein
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So soll das neue Heinz-Steyer-Stadion bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2024 aussehen.
So soll das neue Heinz-Steyer-Stadion bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2024 aussehen. © Visualisierung: ARGE BAM SPORTS GmbH/Phase 10, O+

Dresden. Es schien alles geklärt zu sein: Ort, Termin und die Finanzierung. Vor knapp einem Monat beschloss das sächsische Kabinett, das Multisport-Event „Die Finals 2024“ in Dresden mit einer Million Euro zu unterstützen – vorausgesetzt, der Haushalt des Freistaates für 2023/24 wird durchgewunken. Die Stadt Dresden hat für das Großereignis im Doppelhaushalt zusammen sogar zwei Millionen Euro reserviert. Auch der ist allerdings noch nicht vom Stadtrat beschlossen.

Geht alles gut, stünden also drei Millionen Euro zur Verfügung für das Format, das 2019 in Berlin seine Premiere gefeiert hatte. An einem verlängerten Wochenende werden deutsche Meisterschaften in mehreren Sportarten an einem Ort ausgetragen – und ARD und ZDF übertragen die Wettkämpfe ausführlich. Wegen des Corona-Ausfalls 2020 gab es bisher drei Auflagen in Berlin sowie in der Rhein-Ruhr-Region, Sportverbände wie Fernsehsender sprechen von einem großen Erfolg.

2024 möchte Dresden das Event austragen und hat dafür bereits den Zuschlag erhalten. Kernstück sollen die Meisterschaften der Leichtathleten vom 6. bis 9. Juni im dann neuen Heinz-Steyer-Stadion sein, das gerade für 45 Millionen Euro umgebaut wird. Doch nun gibt es ein Problem, ein gravierendes: Der europäische Leichtathletikverband hat die ursprünglich für Ende August 2024 terminierte EM in Rom vorverlegt – auf den 7. bis 12. Juni. Hintergrund dürfte sein, dass man so den Paralympics aus Weg geht und die Athleten bei der EM nun die letzte Chance haben, sich noch für die Olympischen Spiele wenige Wochen später in Paris zu qualifizieren.

Damit würden sich die Titelkämpfe in Italiens Hauptstadt jedoch komplett mit den Meisterschaften in Dresden überschneiden. Was nun? Am Termin festzuhalten, würde bedeuten, dass die deutschen EM-Teilnehmer nicht im Steyer-Stadion starten können. Damit würde man den Wettkampf abwerten, was Folgen für den Ticketverkauf und die Einschaltquoten hätte. Neu ist solch eine Kollision nicht. In diesem Jahr traf es die Schwimmer, nachdem der Weltverband die WM kurzfristig terminlich wie örtlich verlegt hatte – ebenfalls nach Rom. Einige deutsche WM-Teilnehmer wurden zwar direkt nach Berlin eingeflogen, doch wirklich retten konnte das die Wettbewerbe nicht.

Über mögliche Szenarien verhandelt die Finals GmbH, deren Chef der ehemalige ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf ist, mit den Verbänden und dem Gastgeber Dresden derzeit. "Derzeit werden verschiedene Termine geprüft", teil der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) mit. Die Landeshauptstadt favorisiert nach Informationen von Sächsische.de eine Verlegung auf einen früheren Termin. Den zu finden, dürfte jedoch nicht so einfach sein. Betroffen wären davon nicht nur die Leichtathleten. In Berlin wurden vergangenen Juni Wettbewerbe in 14 Sportarten ausgetragen. In Rhein-Ruhr sollen es nächstes Jahr sogar 18 sein, wobei die Leichtathleten nach Kassel ausweichen, die Schwimmer und Wasserspringer traditionell in Berlin bleiben.

An diesen Orten könnten die Wettkämpfe ausgetragen werden. Das ist aber – mit Ausnahme der Leichtathleten – nur eine Prognose.
An diesen Orten könnten die Wettkämpfe ausgetragen werden. Das ist aber – mit Ausnahme der Leichtathleten – nur eine Prognose. © SZ Grafik

2024 in Dresden soll es eine solche Zerstückelung nicht geben, sondern Wettbewerbe „der kurzen Wege“, wie es der ehemalige Sportbürgermeister Peter Lames im SZ-Gespräch formuliert hatte. Der ist nach der Oberbürgermeisterwahl jedoch nicht mehr im Amt, ein Nachfolger wurde wegen des seit Monaten andauernden Posten-Hickhacks im Rathaus noch nicht ernannt. Die derzeit laufenden Verhandlungen erleichtert das bestimmt nicht.

Dresden plant mit 14 Sportarten, die ihre Wettkämpfe alle rund ums Steyer-Stadion und dem Sportpark Ostra austragen sollen (siehe Grafik). Die Hallen und Flächen seien für Anfang Juni 2024 bereits geblockt, hatte Lames erklärt. Ähnliches gilt sicher auch für die Hotels. Die beteiligten Parteien sollten sich also schnell auf einen neuen Termin einigen. Wichtig wäre das auch mit Blick auf die Fertigstellung des Steyer-Stadions. Die wurde zwar bereits für den Herbst 2023 angekündigt, doch Verzögerungen – etwa durch Materialengpässe – sind nicht auszuschließen.

Der Etat für die Finals im übernächsten Jahr soll bei vier Millionen Euro liegen. Abzüglich der drei Millionen Förderungen von Land und Stadt bliebe noch eine Million, die durch Ticketverkäufe finanziert werden müssten. Die meisten Zuschauer werden zu den Leichtathleten kommen – aber nur, wenn auch die Stars wie Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo, Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper oder Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul antreten.

Kann man sich nicht einigen, könnte es sogar sein, dass Dresden erst 2025 Gastgeber der Finals wird.