Dresden. Im Lichthof des Albertinums in Dresden hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Montagabend den Julius-Hirsch-Preis 2022 verliehen. Die höchste Auszeichnung erhielt der SV Blau-Weiß Grana aus Sachsen-Anhalt für sein Engagement für geflüchtete Menschen. In der ersten Mannschaft des Kreisligisten kicken Spieler aus zwölf Nationen.
"Blau-Weiß Grana wird nicht dafür geehrt, dass sie etwas getan haben, sondern dafür, dass sie etwas nicht getan haben. Denn sie sind nicht eingeknickt, in einer Situation, in der es um alles ging", sagte Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, in seiner Laudatio und lobte den Einsatz des Vereins gegen Rassismus trotz zum Teil massiver äußerer Widerstände. Überregionale Bekanntheit erlangte Blau-Weiß Grana durch die vierteilige MDR-Dokumentation von Vera Weber "They call us Ausländerteam".
Der Dachverband Lernort Stadion e. V. und das Netzwerk Erinnerungsarbeit (Netz E) des Hamburger SV wurden mit dem zweiten und dritten Preis für ihre langjährige Arbeit in den Bereichen Erinnerungskultur und Demokratieförderung im und durch den Fußball ausgezeichnet. Die drei Erstplatzierten erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 7.000 Euro. Insgesamt 59 Bewerbungen waren beim DFB eingegangen.
Der Ehrenpreis der Jury ging an Burak Yilmaz. Der in Duisburg als Sohn türkisch-kurdischer Eltern geborene Pädagoge und Autor setzt sich seit vielen Jahren aktiv gegen Antisemitismus ein. Unter anderem veranstaltet er Workshops und hält Vorträge zu den Themen Antisemitismus, Erinnerungskultur und Rassismus.
Fanprojekt des Dresdner SC erhielt Julius-Hirsch-Preis 2007
Seit 2005 vergibt der DFB den Julius-Hirsch-Preis an Vereine, Institutionen und Einzelpersonen, die sich gegen Antisemitismus und Diskriminierung einsetzen. 2007 wurde die Auszeichnung dem Fanprojekt des Dresdner SC für ihren Einsatz gegen Diskriminierung zuteil. Die Ehrung ist dem siebenfachen deutschen Nationalspieler gewidmet, der 1943 aufgrund seiner jüdischen Herkunft von Nationalsozialisten in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde.
"Es ist einer der wichtigsten Preise, den wir im DFB haben", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf und erklärte, warum der Preis in diesem Jahr in Dresden verlieren wurde: "Ich habe das Gefühl, dass es dem DFB guttun würde, in den neuen Bundesländer präsenter zu sein, als er es in den vergangenen Jahren war. Deswegen sollte die Preisverleihung in den neuen Bundesländern stattfinden und damit in Dresden."
Julius "Juller" Hirsch zählte vor dem Ersten Weltkrieg zu den bekanntesten Fußballern in Deutschland. Der deutsche Nationalspieler jüdischen Glaubens wurde mit dem Karlsruher FV und der Spielvereinigung Fürth Deutscher Meister. 1950 wurde Hirsch zum 8. Mai 1945 für tot erklärt. Für den DFB steht das Leben des Fußballers beispielhaft für die Ausgrenzung zahlreicher jüdischer Sportler aus der deutschen Gesellschaft.