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Läuft jetzt wieder - aber was ist vom Boom geblieben?

Nach zwei Jahren ohne Rennen geht’s wieder los – und das sogar mit 0 G. Der Andrang an der Startlinie hält sich aber noch in Grenzen. So wollen die Veranstalter gegensteuern.

Von Tino Meyer
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Der Oberelbe-Marathon von Königstein nach Dresden ist die erste große Laufveranstaltung der Region, verbunden mit der Frage: Wie läuft’s nach Corona?
Der Oberelbe-Marathon von Königstein nach Dresden ist die erste große Laufveranstaltung der Region, verbunden mit der Frage: Wie läuft’s nach Corona? © Archiv: Thomas Kretschel

Dresden. Wieder gehören sie zu den Ersten, die Macher des VVO-Oberelbe-Marathons in Dresden. Anders aber als im Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie ganz Europa erfasste und die Veranstaltung fünf Wochen vorm Start komplett abgesagt werden musste, sind die Nachrichten diesmal positiv.

Nach zwei Jahren Zwangspause darf der traditionelle wie beliebte Landschaftslauf am 24. April nicht nur stattfinden, plötzlich sind auch sämtliche Einschränkungen aufgehoben. „Wir können es fast gar nicht glauben, dass jetzt die 0-G-Regel gilt“, sagt Rennleiter Uwe Sonntag.

Mit seinem Team hatte er schon händeringend nach einem Alternativtermin im Sommer gesucht, um die dritte Absage in Folge zu vermeiden, die vielleicht sogar das endgültige Aus des OEM bedeutet hätte. Immerhin 80.000 Euro hatte Sonntag vor zwei Jahren investiert, ehe die Absage kam. Dank treuer Sponsoren sowie der Kulanz der Läufer, die 2020 größtenteils auf die Rückerstattung der Startgebühren verzichteten, konnte der Oberelbe-Marathon überhaupt überleben. Und nur weil sich im unverändert dicht gedrängten Laufkalender kein freier Platz finden ließ, hielt man in diesem Jahr am 24. April fest – um jetzt erneut als einer der Erster vor ganz neuen Herausforderungen zu stehen.

Startlisten bis zu 40 Prozent weniger gefüllt

So unvermittelt alles endete, kommt nun der Re-Start. „Wir sind hochmotiviert und können kaum erwarten, dass es losgeht. Doch wir müssen die Leute wieder aktivieren und neu überzeugen“, sagt André Egger von der Laufszene Events GmbH, die in Ostsachsen mit Veranstaltungen wie der Rewe Team Challenge und den Nachtläufen einen Lauf-Boom ausgelöst hatte.

Gerannt wurde zwar auch in den vergangenen zwei Jahren, nur gab es kaum bis keine Wettkämpfe. Es fehlten also zum einen die sportlichen Ziele, zum anderen gab es pandemiebedingt eine generelle Event-Entwöhnung.

Eine Erfahrung, die in diesen Wochen des Neubeginns nicht nur der Sport macht. „Die Schuhe sind immer noch da, jetzt geht es darum, sie auch wieder anzuziehen und den Spaß am gemeinsamen Lauf-Event wiederzuentdecken“, sagt Egger und rechnet generell mit 20 bis 40 Prozent weniger Teilnehmern als bei den Läufen vor Corona. Das bestätigen die Zahlen des vergangenen Wochenendes beim Prag-Halbmarathon (rund 6.000 Teilnehmer statt mehr als 10.000) und beim Hannover-Marathon (16.000 statt 25.000) sowie am Mittwoch beim Mannschaftscross im Dresdner Prießnitzgrund mit 140 statt bis zu 200 Teams.

So lange rechnet der OEM für die Erholung

Auch beim Oberelbe-Marathon mit bislang gut 2.200 Meldungen ist diese Tendenz festzustellen. Mit einer Ausnahme: Beim Marathon, dem Klassiker über 42,195 Kilometer, ist die Nachfrage fast unverändert. Bei den kürzeren Distanzen, speziell 5 und 10 Kilometer, wird es dagegen vermutlich mehr denn je Kurzentschlossene geben. Dem plötzlichen Re-Start ohne Beschränkungen traut noch nicht jeder.

Was alle verbindet: Die große Vorfreude, dass es wieder läuft. Sich an Teilnehmerzahlen von 2019 zu orientieren hält Egger ohnehin für falsch, seine Perspektive ist eine andere. „Wir kommen aus dem Nichts, insofern ist jede Meldung ein Gewinn“, sagt er und meint: „Wir brauchen jetzt zwei, drei Jahre, um auf das Niveau von 2019 zurückzukehren.“ Viel wichtiger ist ihm deshalb eine ganz andere Botschaft: „Der Laufsport lebt, und es macht einen Heidenspaß, endlich wieder an der Startlinie zu stehen.“

An Gelegenheiten auch in Sachsen mangelt es jedenfalls nicht: Wilischlauf in Röhrsdorf und Dresdner Runners Night an diesem Samstag, Ostritzer Frühjahrslauf am Sonntag, am Ostersamstag der Langstreckenlauf in Bischofswerda sowie der Zittauer Gebirgslauf am 23. April und tags darauf dann der Oberelbe-Marathon. Und das sind nur einige Termine in den nächsten Wochen.