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Der Trainer spricht den Eislöwen die Leidenschaft ab

Die Dresdner Eishockey-Profis liegen in der Play-off-Serie gegen Heilbronn mit 1:3 hinten. Nun geht es offenbar um die bessere Moral.

Von Alexander Hiller
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So hart geht es in den Play-offs zur Sache: Heilbronns Kenney Morrison nimmt bei Vladislav Filin Maß.
So hart geht es in den Play-offs zur Sache: Heilbronns Kenney Morrison nimmt bei Vladislav Filin Maß. © Matthias Rietschel

Dresden. In zahlreichen Social-Media-Foren wird bereits gelästert: „Am Freitag geht es für euch in den Urlaub.“ So oder ähnlich lauten Kommentare aus dem Fanlager der Heilbronner Falken. Die haben sich im DEL2-Viertelfinalduell gegen die Dresdner Eislöwen in eine hervorragende Ausgangsposition gebracht und die Sachsen an den Rand des vorzeitigen Scheiterns gebracht.

In der Serie „Best of Seven“ führen die Außenseiter mit 3:1-Siegen und strotzen nach dem neuerlichen 3:2-Erfolg vom Dienstag und vor dem fünften Aufeinandertreffen am Freitag in Dresden vor Selbstvertrauen. „Wir wissen, es ist nicht vorbei. Der vierte Sieg in einer Best-of-Seven-Serie ist immer der schwierigste“, erklärt Falken-Trainer Jason Morgan zwar zurückhaltend, aber betont im selben Atemzug: „Wir sind bereit, wissen, was zu tun ist. Wir freuen uns auf das Spiel in Dresden.“ So klingt Selbstvertrauen.

An dem mangelte es den Profis der Dresdner Eislöwen nach der besten Hauptrunde der Vereinsgeschichte in der ersten K.-o.-Runde offensichtlich. Vom ersten Duell an beeindruckte Heilbronn die Sachsen mit ihrer Physis, mit körperbetontem, rauem Spiel in jedem Zweikampf – immer an der Grenze zur Illegalität. So funktionieren Play-offs – zumindest im professionellen Eishockey.

Zerstört ein Urteil die Motivation?

Das Selbstverständnis, mit dem die Truppe von Andreas Brockmann in 52 Spielen der Hauptrunde 32 Siege feierte und dabei 110 Punkte sammelte, ist im Zweikampf mit Heilbronn versandet. „Wir haben nicht gut gespielt, nicht clever gespielt. Das war nicht genug. Das waren brutale Fehler, die wir gemacht haben“, haderte Brockmann nach der neuerlichen 2:3-Niederlage am Dienstag in Heilbronn.

Die Falken haben drei der vier absolvierten Viertelfinalpartien mit 3:2-Toren gewonnen, die Dresdner eins mit 8:1 – am vergangenen Sonntag in Dresden. „Es steht 3:1 – man braucht vier Siege. Wir haben immer noch eine Möglichkeit, wollen am Freitag das Spiel gewinnen. Dann sehen wir weiter“, sagt Andreas Brockmann, was er in so einer Situation sagen muss. „In den Play-offs interessiert es keinen, ob du 8:1 gewinnst oder 2:1 oder in der 125. Minute mit Glück. Es ist nur der Sieg – die Spiele sind alle eng“, unterstreicht er.

Aber ist seine Mannschaft noch mit der richtigen Leidenschaft dabei? Dass der Vorstand der Eislöwen die Unterlagen für einen möglichen Aufstieg in die DEL nicht fristgerecht oder unvollständig eingereicht hat, wirkt sich offenbar auch auf den letzten zündenden Funken Motivation aus. Erst Mitte März – und damit direkt vor dem Start der Play-offs – hatte ein Schiedsgericht den Einspruch der Eislöwen gegen diese Auffassung der DEL abgelehnt. Demnach könnte der Tabellenzweite der Normalrunde selbst dann nicht aufsteigen, wenn er sich in den Play-offs die Meisterschaft sichern könnte.

"Wer das jetzt nicht kapiert hat, ..."

Danach sieht es derzeit jedoch nicht aus. Und zwar in einigen Belangen. Ein Journalist fragte Andreas Brockmann nach der Dienstag-Niederlage, ob er in seinem Team nicht die Leidenschaft vermisst habe. Die Antwort des 54-Jährigen fiel entsprechend aus. Der Bayer gilt in der Szene als ehrliche Haut. „Das kann man sehen, wie man will, das ist schwer zu sagen. Wenn ich 2:1 in der Serie hinten liege, geht man eigentlich davon aus, dass man mehr Leidenschaft hat“, sagte Brockmann und ergänzt mit ernstem Blick: „Es hat so ausgeschaut, dass Heilbronn viel mehr Leidenschaft gehabt hat zu gewinnen.“

Viel deutlicher kann ein Trainer in diesem Punkt seiner Mannschaft gegenüber nicht werden. Die hat naturgemäß wenig gemeinsame Play-off-Erfahrung auf diesem Niveau. Brockmann integrierte 18 Neuzugänge ins Dresdner Zweitliga-Team. „Es wird mit Sicherheit wieder ein enges Spiel, wir müssen die Kleinigkeiten besser machen und am Ende des Tages 60 oder mehr Minuten spielen, um das Spiel zu gewinnen“, sagt er.

Jeder seiner Spieler wisse, um was es geht. „Da müssen wir nicht viel drum herumreden. Wer das jetzt nicht kapiert hat, dem werden wir auch nicht mit Gesprächen helfen können“, sagt Brockmann. Der hat mit den von ihm betreuten Teams bereits zweimal einen 1:3-Rückstand in den Play-offs noch umgedreht. „Wir müssen auf das vertrauen, was uns das ganze Jahr stark gemacht hat.“