Dresden. Die Nachricht ist zunächst erst mal keine, die aufhorchen lässt. Erik Betzold von den Dresdner Eislöwen beendet seine Karriere als Eishockey-Profi. Erik, wer? Das fragt sich sogar mancher gestandene Fan des Zweitligisten.
Betzold war nach seiner Verpflichtung im Sommer nicht groß in Erscheinung getreten, absolvierte neun Partien – und doch kommt sein Karriere-Ende überraschend. Dahinter steckt eine nicht alltägliche Entscheidung, denn Betzold ist gerade mal 20 Jahre alt und hat alle Nachwuchs-Nationalmannschaften durchlaufen. Ein gewisses Talent hat er also, was auf eine durchaus hoffnungsvolle Karriere auf dem Eis hätte schließen lassen. Doch die Chance ergreift Betzold nicht. Er hat für sich jetzt einen anderen Lebensplan entworfen.
Der gebürtige Nordhausener hatte sich im Sommer bei mehreren Universitäten für ein Medizinstudium beworben – auch in Dresden. „Zwei Wochen vor dem Saisonstart bekam ich die Zusage aus Homburg“, erzählt Betzold. Zuvor hatte er bereits vier Semester Neuro-Wissenschaften studiert, für ein Medizinstudium direkt nach dem Abitur haben seine Noten nicht gereicht. Als Quereinsteiger kann er sich diese Scheine in Homburg nun aber anrechnen lassen und ins höhere Fachsemester aufsteigen, in Dresden war das nicht möglich.
„Ich habe ein paar Wochen lang abgewogen, ob beides parallel für mich möglich ist“, erzählt er, und im ersten Saisonmonat funktionierte das auch noch gut – wegen Corona. „Wir haben viel online gearbeitet. Die Pflichttermine habe ich mir meistens auf nachmittags oder auf spielfreie Tage gelegt, allerdings konnte ich deshalb beispielsweise donnerstags nicht mit dem Team trainieren“, sagt Betzold. Langfristig aber, das stellte sich schnell heraus, sei es schwierig, Studium und Eishockey mit der Präsenz zu vereinbaren. Trotzdem hat er der Mannschaft noch so lange wie möglich helfen wollen.
Inzwischen haben die Eislöwen reagiert und Matej Mrazek aus dem eigenen Nachwuchs befördert, gewissermaßen als Nachrücker für Betzold. Denn Betzolds persönliche Entscheidung war gefallen. „Ich wollte schon immer Arzt werden, habe jahrelang darauf hingearbeitet. Deshalb habe ich mich auch so riesig über diesen Studienplatz gefreut. Die Chance war für mich einmalig“, sagt er. Dass damit das Karriere-Ende als Eishockey-Profi einhergeht, nimmt er schweren Herzens hin.
„Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, ich habe ja nach wie vor Spaß am Eishockey. Aber ich musste die Entscheidung für mich treffen, was für meine persönliche Zukunft das Beste ist“, erklärt Betzold.
Eine Entscheidung, die weh tut
Dass der junge Angreifer in Dresden vermisst wird, lässt Marco Stichnoth durchblicken. „Sportlich ist es für uns natürlich schade. Er wird uns als Mitspieler und als Mensch fehlen“, sagt der Sportliche Berater der Eislöwen. Auch Betzold gesteht, dass ihm dieser Schritt richtig weh tut.
Jahrelang hat er sein Leben rund um Eishockey geplant. Zunächst war er täglich insgesamt 240 Kilometer zwischen Nordhausen und Kassel gependelt, ehe er mit 14 Jahren auf das Sportinternat nach Köln zog. „Ich will die Eishockey-Zeit nicht missen, sie hat mir viel gegeben und mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin“, sagt er.
Eine begrenzte Rückkehr in seinen Lieblingssport will Betzold nicht ausschließen. „In der Gegend gibt es Viertligisten, vielleicht bleibe ich dem Sport hobbymäßig erhalten. Das lasse ich auf mich zukommen“, sagt Betzold.
Vergangenes Wochenende stemmte er den Umzug nach Homburg und verabschiedete sich von den Teamkollegen. „Sie haben meinen Schritt akzeptiert, es ist ja mein Leben“, sagt er und betont: „Viele fanden es schade, dass ich gehe und haben mir Glück gewünscht. Ich ihnen natürlich auch.“