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Eislöwen nach achteinhalb Jahren wieder Spitzenreiter

Die Dresdner holen sich mit einem 6:0-Sieg über Selb die Tabellenspitze in der DEL2. Das sagt aber noch nichts aus. Auch die Lausitzer Füchse siegen.

Von Alexander Hiller
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Jordan Knackstedt (l.) traf auch gegen Selb. Doch einer seiner Eislöwen-Mitspieler war gegen das Tabellenschlusslicht noch erfolgreicher.
Jordan Knackstedt (l.) traf auch gegen Selb. Doch einer seiner Eislöwen-Mitspieler war gegen das Tabellenschlusslicht noch erfolgreicher. © Ronald Bonß

Dresden/Weißwaser. Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Generell, aber in diesen Tagen noch viel mehr. „Spitzenreiter, Spitzenreiter – hey, hey“ – skandierte der harte Fan-kern des Eishockey-Zweitligisten Dresdner Eislöwen am Sonntag. Vor ausverkaufter Kulisse – die nach der neuen Sächsische Coronaverordnung 1.000 erlaubten Zuschauer wurden komplett ausgeschöpft – feierten die Hausherren einen ungefährdeten 6:0-Erfolg (1:0, 4:0, 1:0) gegen Schlusslicht Selb und setzte sich nach dem einen Zähler vom Freitag in Bad Nauheim (1:2 nach Verlängerung) damit zwischenzeitlich sogar an die Tabellenspitze der DEL2.Dieses Gefühl ist für die Elbestädter lange her.

2013 standen die Eislöwen am 13. September nach einem 4:1-Auftakterfolg über Weißwasser letztmals für wenige Tage an der Spitze der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Diesmal profitierten die Schützlinge von Trainer Andreas Brockmann freilich von der coronabedingten Schräglage der Liga. Der bisherige Tabellenführer Ravensburg musste beispielsweise am Sonntag unfreiwillig pausieren, beim Kontrahenten Landshut waren mehrere Schnelltests positiv ausgefallen. Dresden steht mithin nun einen Zähler vor Ravensburg, hat aber bereits drei Spiele mehr absolviert – oder absolvieren dürfen.

Am Sonntag setzte Simon Karlsson (12.) den ersten Treffer, dann spielten die Gastgeber den mit lediglich elf Feldspielern angereisten Kontrahenten im zweiten Drittel förmlich schwindlig. Dem 2:0 durch Jordan Knackstedt ging eine traumhafte Pass-Staffette von Timo Walther und Vladislav Filin (27.) voraus. Das dritte Tor eine Minute später durch Philipp Kuhnekath war nicht weniger schön anzusehen. Kuhnekath schwang sich zum effektivsten Spieler der Partie auf, traf noch zwei Mal (29., 52.), zwischendurch gelang Arturs Kruminsch ein Treffer. Der Lette hatte auch achteinhalb Jahre zuvor beim 4:1-Sieg in Weißwasser ein Tor beigesteuert.

„Dass ich drei Tore geschossen habe, ist schon länger her. In der Jugend, glaube ich“, sagte Kuhnekath, der stellvertretend für sein ganzes Team das erste Spiel vor Zuschauern seit Ende November folgendermaßen schildert: „Das fing schon beim Warm-Up an, eine ganz andere Atmosphäre im Stadion. Die 1.000 Fans haben gut Stimmung gemacht und auch ein gutes Spiel gesehen, glaube ich.“

Unter Coronabedingungen ausverkauft: 1.000 Zuschauer vermeldeten die Eislöwen am Sonntag.
Unter Coronabedingungen ausverkauft: 1.000 Zuschauer vermeldeten die Eislöwen am Sonntag. © Ronald Bonß

Den Platz an der Tabellenspitze will der 24-jährige Stürmer allerdings nicht überbewerten – und trifft damit genau die Einschätzung seines Trainers Andreas Brockmann, der gebetsmühlenartig von „schönen Momentaufnahmen“ spricht, wenn er auf die Tabelle angesprochen wird. „Wir dürfen das nicht überbewerten, haben noch knapp 20 Spiele vor uns, in denen wir weiter konzentriert bleiben müssen, damit wir auch oben bleiben“, warnte der gebürtige Duisburger. „Natürlich beflügelt das, weil man sieht, dass sich die harte Arbeit auszahlt und man Erfolgserlebnisse mit der Mannschaft teilen kann. Andere Mannschaften haben noch einige Spiele Rückstand, aber die müssen auch erst mal gewonnen werden“, sagt Kuhnekath.

Und Luft nach oben ist auch bei den Dresdner Eislöwen noch – meint zumindest der diesmal dreifache Torschütze. „Wir haben im letzten Drittel ein paar Strafen zu viel genommen (zwei Zweiminuten-Strafen/Anm. d. A.), wo wir vielleicht ein bisschen zu gierig oder nicht konzentriert genug waren. Da müssen wir auch gegen die Kontrahenten aus der oberen Tabellenregion aufpassen.“ Das können die Eislöwen gleich am Dienstag nachweisen: beim aktuellen Tabellendritten – den Löwen aus Frankfurt.

Vielleicht kommt auf Kuhnekath zwischendurch noch eine kleine teambildende Aufgabe zu. Der Stürmer vermutet, dass er seiner Mannschaft dank seiner drei Treffer wohl mal einen ausgeben muss. „Da komme ich nicht drumherum, aber das mache ich heute gerne“, erklärt er lachend. Man sollte eben auch Tore feiern, wie sie fallen. Drei Tore in einer Partie werden Kuhnekath so schnell womöglich nicht wieder gelingen. Aber vielleicht können die Dresdner Fans noch ein paar Tage ihren neuen Eislöwen-Hit singen.

Weißwasser mit Erfolg im Kellerduell

Auch die Lausitzer Füchse haben im ersten Spiel vor Publikum seit quälend langer Zeit mit dem 5:3 (2:1, 1:1, 2:1) über die Bayreuth Tigers einen wichtigen Heimsieg gefeiert.

Vor 729 Fans trafen Hunter Garlent (12. Minute, 47., 60.), Clarke Breitkreutz (20.) und Peter Quzenneville (30.) und hielte die Hoffnung auf einen Pre-Play-off-Platz gegen einen direkten Konkurennte am Leben.

Um tatsächlich Kurs Platz zehn zu nehmen (der letzte Play-off-Platz) braucht es jetzt weitere Siege. Schon am Dienstag gibt es die nächste Gelegenheit: Das Sachsenderby gegen Crimmitschau. (mit fth)