Sport
Merken

Zwischen den Derbys: So ist die Lage bei den Eislöwen

Vor dem Duell gegen Weißwasser macht den Eislöwen die Statistik Mut. Sportdirektor Roos sorgt sich um ein anderes Problem.

Von Alexander Hiller
 4 Min.
Teilen
Folgen
Der Blick von Trainer Andreas Brockmann geht nach oben.
Der Blick von Trainer Andreas Brockmann geht nach oben. © kairospress

Dresden. Es ist eine dieser wenigen Wochen, die im Liga-Alltag etwas Besonderes verheißen. Zumindest aus Sicht der Dresdner Eislöwen. Schließlich hält die Normalrunde der DEL2 insgesamt 52 Spieltage bereit. Jede Mannschaft bestreitet also in den sechs Monaten vier Partien gegen dieselbe Mannschaft. Dennoch kommt es nicht allzu oft vor, dass einer der drei sächsischen Vereine in der 14-er-Staffel der zweithöchsten deutschen Eishockey-Spielklasse binnen drei Tagen gleich zwei Sachsen-Duelle vor eigener Kulisse austragen kann.

Der Eislöwen-Truppe steht genau das bevor. Nach der Aufholjagd beim 3:2-Erfolg nach Verlängerung über Crimmitschau am Dienstagabend fordert das Team von Cheftrainer Andreas Brockmann nun exakt 72 Stunden später wiederum in der Energieverbund-Arena den ewigen Rivalen aus Weißwasser heraus. Eine ungewöhnliche Konstellation, in die sich die Gastgeber mit Rückenwind hineinstürzen. Aus den letzten vier Punktspielen generierten die Eislöwen zehn von zwölf möglichen Zählern. Der zwischenzeitliche Aufschwung spülte die Mannschaft auf Rang fünf in der Tabelle. Da kommt der sportliche wie emotionale Höhepunkt gegen die Lausitzer Füchse wie gerufen.

„Wir wollen jedes Spiel gewinnen, aber in einem Derby steckt immer eine besondere Brisanz drin. Die Jungs wissen auch: Derbys sind mehr für die Fans“, unterstreicht Andreas Brockmann und verweist darauf, dass auch in dieser Partie nur drei Punkte zu vergeben sind. Die Fans sind da tatsächlich das Zünglein an der Waage. Die Energieverbund-Arena ist am Freitag erstmals unter Corona-Bedingungen ausverkauft. Alle 2.206 Tickets – 50 Prozent der Vollauslastung – sind weg. Gegen Crimmitschau kamen 1.858 Besucher.

„Das ist nach über einem Jahr auch mal wieder etwas Gutes. Die Stimmung war schon beim letzten Spiel großartig. Das macht den Jungs dann natürlich auch Spaß“, stellt der 54-Jährige fest. „Weißwasser hat sich in der letzten Zeit sehr stabilisiert. Zwei sehr, sehr gute Sturmreihen, das wird ein interessantes Spiel“, warnt er.

Warum die Spielergehälter gesunken sind

Auch Matthias Roos, der sportliche Geschäftsführer der Eislöwen, ist mit der aktuellen Entwicklung zufrieden. „Jetzt ja, auch mit der Punkteausbeute zuletzt. Aber auch, wie die Mannschaft arbeitet, wie die Trainer mit dem Team arbeiten, wie sich das System entwickelt. Da ist eine klare Handschrift zu sehen“, sagt Roos. Der hat nach acht Spieltagen für sich einen persönlichen Cut gezogen und persönliche Gespräche – vor allem mit den Stürmern – gesucht. „Jordan Knackstedt nehmen wir mal aus. Aber auf den Sturmpositionen zwei bis zehn haben wir etliche Akteure, von denen wir uns zehn bis 15 Tore erwarten. Das ist im Moment zu wenig, ist aber zuletzt besser geworden“, konstatiert Roos.

Dabei kommt es ihm offensichtlich auf die Qualität, die Effizienz der Abschlüsse an. Und zwar sowohl im Angriff, als auch in der Abwehrarbeit. „Pro Spiel lassen wir durchschnittlich 27 Schüsse der gegnerischen Teams zu“, rechnet der Eislöwen-Sportdirektor vor. So wenig wie keine andere Mannschaft in der DEL2. „Aber“, verdeutlicht Roos, „dabei waren eben zu oft Großchancen für die Gegner. Zugleich lassen wir Großchancen vorn liegen. Wir erwarten mehr Stürmertore und eine bessere defensive Stabilität.“ Im Angriff zählen die Eislöwen mit 34 Abschlüssen pro Partie zu den Top-Vier-Teams der Liga. Das ist in etwa das, was wir uns vorstellen. Es geht auch um die Qualität der Torschüsse“, sagt Roos.

Zur aktuellen Diskussion um eine künftige – möglicherweise verpflichtende – 2G-Regel äußerte sich Matthias Roos vor dem Derby gegen Weißwasser ebenfalls. „Das macht eine Kaderplanung für die Zukunft schwer. Insgesamt auf den Sport geschaut ist überall ein Zuschauerrückgang von 30 bis 50 Prozent zu verzeichnen. Wir bekommen unsere Arena auch nicht voll, bis auf das Spiel gegen die Lausitzer Füchse. Gut, die tollen Eishockey-Monate kommen noch“, sagt Roos und verweist mit Sorge auf die bundesweit niedrigste Impfquote im Freistaat. „Es gibt für das neue Kalenderjahr keine Förder- und Ausgleichsgelder mehr von Bund und Ländern. Deshalb müssten überall die Gehälter sinken, das ist eine besorgniserregende Entwicklung, aber eine, auf die man sich vorbereiten konnte“, sagt der Eislöwen-Sportdirektor.

„Die Grundlage für die Fördergelder war, dass wir nicht vor Zuschauern spielen können, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Jeder Verein hatte die Möglichkeit, sich darauf einzustellen. Deshalb habe ich kein Verständnis für DEL2-Klubs, die teilweise utopische Gehälter für die Topspieler zahlen. Da machen wir nicht mit“, sagt er. Vielleicht ist auch das etwas Besonderes.