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Eine Spielerin, wie sie der Dresdner SC noch nie hatte

Volleyballerin Teodora Pusic ist mit dem Dresdner SC auf einer Erfolgswelle. Doch der Wirbel um Tennisstar Novak Djokovic macht seine Landsfrau traurig.

Von Michaela Widder
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Ex-Volleyball-Weltmeisterin Teodora Pusic liebt Espresso – und Bücher.
Ex-Volleyball-Weltmeisterin Teodora Pusic liebt Espresso – und Bücher. © Michaela Widder

Dresden. Die Sportwelt dreht sich weiter, die Australian Open sind im vollen Gang – auch ohne ihren großen Helden Novak Djokovic. „Ich bin wirklich sehr traurig über die Entscheidung“, sagt Teodora Pusic, Volleyballerin beim Dresdner SC, Landsfrau und größter Fan des serbischen Tennisstars, so sagt sie es selbst. Der Weltranglistenerste war nach einem zermürbenden juristischen Kampf per Gerichtsbeschluss in letzter Sekunde von dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres ausgeschlossen worden. Eine fehlende Impfung kostete ihn letztlich das Visum.

Als die Entscheidung am 17. Januar fiel, sei das ein „trauriger Tag“ für den Sport gewesen, findet Pusic. Wenn die 28-Jährige über Djokovic spricht, ist eine gewisse Bewunderung für den Tennisstar nicht zu überhören. „Er ist der größte Sportler unserer Zeit, eine solche Inspiration auf und neben dem Platz für uns alle Athleten.“ Sein Heldenstatus in Serbien ist nur schwer vergleichbar mit einer deutschen Sportpersönlichkeit. Dabei ist Pusic selbst kein unbeschriebenes Blatt. Immerhin war die Volleyballerin 2018 schon Weltmeisterin und 2017 und 2019 jeweils Europameisterin mit der serbischen Nationalmannschaft.

Eine Spielerin mit diesen internationalen Erfolgen hatte der DSC wohl noch nicht in seinen Reihen. Pusic wurde erst Mitte November verpflichtet, nachdem das Team Verletzungssorgen geplagt hatten und eine Position im Team umgestellt wurde. Also war man plötzlich auf der Suche nach einer Libera, und ihre Personalie dürfte ein Glücksgriff sein. „Mit ihrer Erfahrung und Gelassenheit soll sie unsere junge Mannschaft ein bisschen beruhigen“, so Trainer Alexander Waibl. Gleich bei ihrem ersten Einsatz – Anfang Dezember in Vilsbiburg – wird sie als wertvollste Spielerin geehrt.

Aber wie kommt es überhaupt, dass eine Ex-Weltmeisterin im November noch ohne Vertrag dasteht? Pusic, die zuletzt beim rumänischen Erstligisten CSM Targoviste spielte, bis der Klub im Sommer finanzielle Problem bekam, hatte einige Angebote. „Aber ich wollte nicht zu irgendeinem Verein.“

Die größte Hürde: das E-Auto

Als Waibl dann anrief, musste sie nicht lange überlegen. Ein „big name“, also ein großer Name, sei der DSC im Volleyball-Geschäft. Wichtig für sie ist die Teilnahme in der Königklasse. Denn Pusic war mit ihren Klubs in den vergangenen zehn Jahren entweder in der Champions League oder im zweitklassigen Europapokal angetreten. Es dauerte wenige Tage, bis die Belgraderin in Dresden war.

Und Pusic, die so weltoffen ist, hat kein Problem, mitten in der Saison zu einem neuen Team dazuzustoßen. Sie wohnt in einem kleinen Apartment in der Neustadt. Die größte Hürde ist das vom Verein gestellte Elektroauto. „Das muss ich öfter laden als mein Handy“, sagt sie und lacht herzlich dabei.

Mit ihrer ganzen Erfahrung – sie spielte auch schon bei Liga-Rivale Stuttgart – bringt sie Sicherheit und Ruhe ins Team. Auf dem Feld beschreibt sie sich als Löwe. Dazu passt auch ihre wilde Haarmähne, die sie außerhalb der Halle gern offen trägt. „Ich kann nie aufhören, zu kämpfen.“ Sie ist ein kleines Energiebündel, um Worte nicht verlegen und erinnert mit ihrer offenen Art an ihre Vorgängerin Lenka Dürr, die nach der vergangenen Saison beim DSC ihre Karriere als Libera beendet hat.

Seit November spielt Pusic für den Dresdner SC.
Seit November spielt Pusic für den Dresdner SC. © Lutz Hentschel

In der Statistik fällt Pusic oft nicht groß auf, aber Waibl weiß noch eine Fähigkeit besonders zu schätzen: „Sie hat die Gabe, Spielerinnen um sich herum stark zu machen.“ Will heißen: Pusic strahlt Selbstsicherheit aus, was den zum Teil zehn Jahre Jüngeren auf dem Spielfeld hilft.

Als sie kürzlich mit einer Schulterverletzung auf der Tribüne saß, konnte man beobachten, wie schwer ihr das Zuschauen viel. „Ich wäre am liebsten in meinen normalen Klamotten aufs Feld gesprungen, hätte kurz ausgeholfen und wäre wieder rausgegangen.“ Mit einer speziellen Eigenbluttherapie wird derzeit die schmerzende Sehne in der Schulter mit Spritzen behandelt. Für die Partie gegen Suhl am Samstag, 17.30 Uhr, ist sie einsatzfähig.

Teodora Pusic, die alle nur Teo nennen, liebt auch das Leben außerhalb des Volleyballs. Einen Roman von Bestsellerautor Frederic Beigbeder („Der Mann, der vor Lachen weinte“) trägt sie bei sich und liest in den Pausen. Beim Bummel durch Dresden hat sie kürzlich begeistert festgestellt, dass derzeit eine Ausstellung über den holländischen Maler Johannes Vermeer in Gemäldegalerie Alte Meister läuft.

Traum erfüllt: Teodora Pusic beim Skydiving in Dubai.
Traum erfüllt: Teodora Pusic beim Skydiving in Dubai. © privat

„Da würde ich unbedingt gern hin“, sagt die Frau, die blaue Fingernägel und einen Pullover mit dem Aufdruck vom berühmten Louvre-Museum trägt. Und manchmal darf es bei ihr auch ein bisschen verrückter zugehen. 2021 erfüllte sie sich einen großen Traum und genoss beim Skydiving aus 8.000 Metern Höhe die ersten anderthalb Minuten im freien Fall. „Das ist der größte Adrenalinkick, den man sich vorstellen kann.“

Auch sportlich hat Pusic noch einen großen Traum: Mit Serbien will sie bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 Gold gewinnen. Und mit dem DSC? „Klar, da gibt es in dieser Saison noch zwei Titel zu holen – den Pokal und die Meisterschaft.“