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Warum dem DSC-Trainer der Supercup wenig bedeutet

Meistertrainer Alexander Waibl erklärt, warum er einen Titel noch nie gewonnen hat – und worauf es ihm stattdessen ankommt.

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Bis 2023 oder eine Verbindung für die Ewigkeit? Alexander Waibl ist seit 13 Jahren beim DSC und 30 Jahre Trainer, aber nicht volleyballmüde, sagt er.
Bis 2023 oder eine Verbindung für die Ewigkeit? Alexander Waibl ist seit 13 Jahren beim DSC und 30 Jahre Trainer, aber nicht volleyballmüde, sagt er. © Jürgen Lösel

Dresden. An diesem Samstag ab 17 Uhr – live bei Sport 1 zu sehen – entscheidet sich: Wer holt den ersten Titel der neuen Volleyball-Saison? Der Dresdner SC als deutscher Meister trifft in der Palmberg-Arena auf Pokalsieger Schwerin. Cheftrainer Alexander Waibl, 53, spricht mit sächsische.de über sein Team als Partyschreck, das große Saisonziel und seine kleinen Macken.

Alexander Waibl, es ist Ihre 13. Saison als Trainer beim Dresdner SC. Ist die 13 eine Unglückszahl?

Wenn überhaupt, ist die 13 für mich eher eine Glückszahl. Manche Spieler sagen bei der Trikotnummer „um Himmels Willen“ , andere sagen „her damit“.

Sind Sie abergläubisch?

Mit der 13 nicht. Ich glaube aber, dass es keinen Sportler gibt, der nicht irgendwelche Macken oder bestimmte Rituale hat.

Was sind denn Ihre Macken?

Ich ziehe am Spieltag immer dieselben Socken an. Aber ich habe auch nur ein Paar für den Wettkampf. Ich glaube, unter Druck braucht der Mensch gewisse Rituale. Beim Heimspiel bin ich gern früh in der Halle und mache etwas Krafttraining. Und beim Morgentraining stehe ich auch immer auf derselben Netzseite.

Spüren Sie nach all den Jahren beim DSC und im Trainergeschäft irgendwann auch mal Volleyballmüdigkeit?

Dann wäre ich nicht mehr hier. Natürlich habe ich mich auch immer wieder hinterfragt und mit Vorstandschef Jörg Dittrich und Geschäftsführerin Sandra Zimmermann ausgetauscht. Es könnte ja auch sein, dass ich noch total Lust habe und seitens des Vereins ist man meiner müde und überdrüssig. Ich mache den Trainerberuf seit über 30 Jahren, und ich kann mich nicht an einen einzigen Tag erinnern, an dem ich ihn nicht gern gemacht habe.

Wie haben Sie nach der langen und speziellen Saison unter Corona-Bedingungen wieder aufgetankt?

Ich schöpfe natürlich viel Kraft aus der Familie, mit den Jungs zu spielen, beim Zusammensein im Garten. Während der Saison bin oft am Wochenende unterwegs, an denen andere Väter Zeit haben für ihre Kinder oder Frau. Ich muss zugeben, dass es mir auch am Tag nach einem Spiel oft schwerfällt, mich vom Sport zu lösen. Aber ich muss auch sagen, dass mir die Arbeit im Sommer ein bisschen fehlt. Ich bin niemand, der länger als zwei Wochen braucht, um wieder loslegen zu können.

Am Samstag geht es beim Supercup gegen Schwerin um den ersten Titel. Was ist mit dieser Mannschaft in dieser Saison möglich?

Das Ziel ist wieder, am Ende der Saison titelreif zu sein. Voriges Jahr hat am Anfang auch keiner geglaubt, dass wir Meister werden. Verglichen damit sind wir einen kleinen Schritt dahinter. Weil wir grüner sind, also unerfahrener. Wenn man immer wieder auf junge Leute setzt – egal ob sie Stamm spielen oder nicht –, dann ist man anfangs nicht so gut. Deshalb gewinnen wir gegen Schwerin oder Stuttgart, die auf gestandene Spielerinnen setzen, im Supercup nicht. Das wird auch diesmal schwer.

Klingt, als ob sie den ersten Titel schon abgeschrieben haben.

Ich glaube, dass die Mannschaft in den nächsten Monaten ein Niveau erreichen kann, wieder um einen Titel mitzuspielen. Im Augenblick sind wir davon ein Stück weg. Für mich ist der Supercup einfach nicht wichtig. Weil es zu der Art, wie wir arbeiten, nicht passt. Der Supercup zeigt den Anfang der Entwicklung einer Mannschaft, nicht das Ende. Da ist natürlich das Team im Vorteil, das auf fertige Spielerinnen setzt. Es geht um einen ausgeschriebenen Titel, ja. Aber ich werde das nie gleichsetzen mit Pokalsieg oder Meisterschaft. Wir gehen aufgrund der Begleitumstände als großer Außenseiter rein. Mal schauen, inwieweit wir Schwerin ärgern und den Partyschreck spielen können.

Sie haben den Supercup noch nie gewonnen…

… und ich verspreche, ich werde meine Meinung über diesen Titel nicht ändern, wenn wir ihn mal gewonnen haben sollten. Ich würde den Supercup nie zu meiner offiziellen Titelsammlung zählen.

Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren haben Sie eines der jüngsten Teams. Das war nicht ganz so geplant.

Wir haben mit Lena Stigrot, Lenka Dürr und Camilla Weitzel drei richtige Persönlichkeiten verloren. Das sind Menschen, die in der Kabine genauso Kraft geben, wie wenn sie neben dir auf dem Feld stehen. Wir sind immer eine Mannschaft, die versucht, junge Leute einzubauen und zu entwickeln. Jetzt haben wir die besondere Situation, dass wir durch die schwere Knieverletzung von Jacqueline Quade und dem überraschenden Karriereende von Emma Cyris überdurchschnittlich jung auf einer Position besetzt sind. Auf der Hauptannahmeposition habe ich mit Jenny Janiska eine Weltklassespielerin, dahinter zwei 18-Jährige, die aus der zweiten Liga kommen, und eine Libera mit 20.

Warum haben Sie nicht noch einmal nachverpflichtet?

Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt niemanden auf dem Markt, der uns extrem nach vorn bringt. Wir schauen, ob sich im Dezember was ergibt, vor allem auf dem amerikanischen Markt, wenn die Collegesaison vorbei ist. Und mein Credo ist: Ich habe ein dickes Fell. Ich sehe das Talent unserer eigenen jungen Leute wie Sina Stöckmann oder Julia Wesser. Ich weiß, dass sie eine Zeit lang brauchen werden, sich so weit zu entwickeln, um die Situation hier zu meistern: vor Publikum zu spielen mit den Erwartungen, die zwangläufig beim DSC immer da sein werden. Aber mittelfristig werden wir dadurch viel besser sein.

Nach fünf Jahren spielt der DSC erstmals wieder in der Champions League. Wie groß ist schon jetzt die Vorfreude?

Diese Spiele werden uns auf jeden Fall in unserer Entwicklung sehr helfen. Es wird eine Herausforderung mit drei Wettbewerben, weil wir mit zwölf Spielerinnen einen kleinen Kader haben. Wir haben eine spannende Gruppe erwischt. Mit Stand von heute sind wir chancenlos, aber das kann in sechs Wochen schon anders aussehen.

Das Gespräch führte Michaela Widder.