Dresden. Die Schlinge der wirtschaftlichen Ohnmacht zieht sich immer enger um die Vereine. Jetzt also auch Geisterspiele in der Volleyball-Bundesliga. Zumindest für November. Das tatsächliche Zeitfenster für diese finanzielle Irrfahrt ist freilich noch nicht abzusehen. Die Volleyballerinnen des Dresdner SC absolvierten am Mittwoch ihr erstes von mindestens zwei Bundesliga-Heimspielen unter Ausschluss der Fans.
Und die Neuauflage des Pokalfinals zwischen den Sächsinnen und den Gästen vom MTV Allianz Stuttgart bot ziemlich viel von dem, was das Anhängerherz begehrt. Lange, umkämpfte Ballwechsel, hohes Tempo, knallharte Schläge – und letztlich zwei deutsche Spitzenteams auf Augenhöhe. Zumindest zwei Sätze lang. Im Gegensatz zum Duell im Februar hatte Stuttgart das bessere Ende für sich. Die Gäste setzten sich auf den ersten Blick klar mit 3:0 (32:30, 25:22, 25:18) in der Margon-Arena durch.
Und das darf durchaus verwundern. Denn Stuttgart war nach gleich sechs positive Corona-Fällen in der Mannschaft bis zum 25. Oktober in knapp 14-tägige abgetaucht. Das hat zweifelsohne Substanz, Konstanz und Spielrhythmus gekostet. Davon war am Mittwoch allerdings wenig zu sehen. Noch in der Anfangsphase der Partie hatte Stuttgarts Sportdirektorin Kim Renkema tiefgestapelt: „Wir sind froh, dass wir wieder spielen können.“
Auch der Dresdner SC musste in dieser Saison bereits Quarantäne-Erfahrung sammeln. Mitten in der Vorbereitung wurde das Team von Trainer Alexander Waibl nach einem Testspiel in zweiwöchige Quarantäne geschickt und hatte dadurch sieben Testspiele verpasst. Möglich, dass sich der DSC noch immer an diesem Rückstand abarbeitet, obwohl zuletzt mit deutlichen 3:0-Erfolgen gegen Münster und Straubing ein Aufwärtstrend erkennbar war. Doch Waibl musste nach der Pleite am Mittwoch einräumen: „Wir haben heute in keiner Phase richtig gut gespielt, waren mental nicht locker genug. Wenn wir unsere Chancen nutzen, sind wir auf Augenhöhe.“
Dabei hatte man sich in Dresden viel einfallen lassen, um gegen ein Geisterspielszenario anzugehen: Knapp 30 Personen waren neben den Mannschaften und deren Trainerstäben sowie den Offiziellen des Spieltages in der Halle. Über die Tonanlage wurde Trommelgeräusche und sogar DSC-Fangesänge eingespielt – nur unterbrochen von ohrenbetäubender Musik zwischen den Ballwechseln.
Das nützte gegen die Mannschaft um die wieder einmal überragende Angreiferin Krystal Rivers letztlich nichts. Derweil hofft die ganze Volleyball-Bundesliga, dass diese Aushilfsszenarien nur einen Monat Bestand haben – und der Spuk der leeren Arenen im Dezember ein Ende hat.