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Das DSC-Top-Talent kehrt nach Stuttgart zurück

Das Spiel der Dresdner Volleyballerinnen in Stuttgart ist nicht nur für den Trainer etwas Besonderes. Angreiferin Lara Berger hat jetzt eine ganz andere Rolle als bei ihrem Ex-Verein.

Von Michaela Widder
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Sie haben viel zusammen vor: Lara Berger und Trainer Alexander Waibl.
Sie haben viel zusammen vor: Lara Berger und Trainer Alexander Waibl. © kairospress/Thomas Kretschel

Dresden. Wenn Alexander Waibl gut gelaunt ist, verfällt er gern in den schwäbischen Dialekt, sagt dann „net“ statt „nein“. Besuche in seiner alten Heimat kommen fast nur noch vor, wenn die Volleyball-Frauen des Dresdner SC wie an diesem Samstag in Stuttgart spielen. „Meine Familie und alte Kumpels kommen in die Halle. Darauf freue ich mich immer sehr“, sagt Waibl, der seit nunmehr bald 13 Jahren in Dresden lebt, arbeitet und mit seiner Frau, Ex-Spielerin Stefanie Karg, in den nächsten Wochen das dritte Kind erwartet.

Das Duell Dresdner SC gegen MTV Stuttgart macht es für den Trainer nicht zu etwas Besonderem, weil er dort früher mal gearbeitet hat, sondern weil es seit Jahren ein Klassiker in der Bundesliga ist. Die meisten Finals in den vergangenen Jahren haben diese beiden Top-Vereine bestritten. Doch finanziell sind die Schwaben den Sachsen nicht erst in dieser Saison entrückt. „Die Stuttgarter sind individuell so stark, dass sie eigentlich alles gewinnen müssten“, meint Waibl und findet: Der Meister sei so gut wie keine deutsche Mannschaft in den vergangenen 20 Jahren.

Ein Garant für seinen Erfolg ist Superstar Krystal Rivers. Für Lara Berger gab es daher an der Amerikanerin kein Vorbeikommen und damit in drei Jahren so gut wie keine Einsatzzeiten. Waibl sah seine Chance bei dem jungen deutschen Talent – und nahm sie in dieser Saison unter seine Fittiche. Zum ersten Mal verpflichtete der DSC eine Spielerin aus Stuttgart. Die Verantwortlichen bei MTV bedauerten den Abgang, hätten gern verlängert.

„Ich hoffe, dass ich mich hier weiterentwickeln kann und mehr Spielzeit bekomme“, sagte Lara Berger bei ihrer Vorstellung im Juni In Dresden. Der Wunsch ging in Erfüllung.
„Ich hoffe, dass ich mich hier weiterentwickeln kann und mehr Spielzeit bekomme“, sagte Lara Berger bei ihrer Vorstellung im Juni In Dresden. Der Wunsch ging in Erfüllung. © Matthias Rietschel

In Dresden soll Berger die Lücke schließen, die die Schweizerin Maja Storck mit ihrem Wechsel nach Italien hinterließ. „Ich hoffe, dass ich mich hier weiterentwickeln kann und mehr Spielzeit bekomme“, hatte Berger bei ihrer Vorstellung im Juni gesagt. Die Hoffnung der 21-Jährigen dürfte sich bisher erfüllt haben – von der Dauer-Reservistin zur Stammspielerin.

Den anfangs völlig offenen Konkurrenzkampf auf der Diagonalposition zwischen Mika Grbavica und Berger hat die gebürtige Tübingerin nach einer guten und langen Vorbereitung erst mal für sich entschieden. „Im Leistungssport gibt es keine Sozialkomponente, aber man muss das Gefühl haben, eine Chance zu bekommen und sich zu beweisen“, hatte Waibl vor dem Saisonstart gesagt. Berger nutzte ihre Chance. Mit 133 erfolgreichen Angriffen zählt sie jetzt zu den besten in der Liga.

Die 1,96 Meter große Volleyballerin ist eher zurückhaltend. Der Trainer versichert trotzdem: „Sie ist kein ängstlicher Typ, durchaus selbstbewusst und hat einen klaren Kopf.“ Waibl ist jedenfalls zufrieden mit ihrer Entwicklung. „Was sie zeigt, liegt ein bisschen über dem, was ich erwartet habe“, meint er. „Für ihre Körperlänge ist Lara erstaunlich koordiniert. Sie ist eine Spielerin, die viel erreichen kann.“

Weil sie in Stuttgart fast immer auf der Bank saß, müsse sie jetzt erst lernen, sich im Spiel zu managen, vieles sei noch nicht stabil, die Konstanz fehle. „Es gibt noch viel zu tun“, meint der 54-Jährige. „Aber das liegt daran, dass ihre Endleistung sehr hoch sein kann.“

Und für das Schleifen von Rohdiamanten wie Berger hat Waibl schon immer ein gutes Händchen. Und wenn die Zeit reif ist, muss er dann die nächste Top-Spielerin ziehen lassen. So läuft das Geschäft.