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Ein deutsches Sport-Ass aus der Ukraine

Dimitrij Ovtcharov ist derzeit Deutschlands Tischtennis-Star. Nach schicksalhaften Monaten feiert er nun sein Comeback.

Von Marcus Thielking
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Dimitrij Ovtcharov wurde 1988 in Kiew geboren und wuchs in Deutschland auf. Er steht derzeit als bester Deutscher auf Platz neun der Herren-Weltrangliste.
Dimitrij Ovtcharov wurde 1988 in Kiew geboren und wuchs in Deutschland auf. Er steht derzeit als bester Deutscher auf Platz neun der Herren-Weltrangliste. © ATP / Jun Qian

Manchmal spielt das Leben Pingpong. Bei Dimitrij Ovtcharov kann man schon von einem spektakulären Ballwechsel reden, mit harten Konterschlägen und fiesen Schnitten. Die letzten Monate waren für den derzeit bestplatzierten deutschen Tischtennisprofi voller Höhen und Tiefen, sportlich und privat.

Im vergangenen Oktober sowie im Februar wurde Ovtcharov am Knöchel operiert. Mitten in diese Zwangspause fiel der russische Angriff auf die Ukraine, der den Sohn eines früheren sowjetischen Tischtennis-Meisters persönlich stärker traf als jeden anderen deutschen Spitzensportler.

Aus bei Gazprom Fakel Orenburg

Ovtcharov, in Deutschland aufgewachsen, wurde in Kiew geboren. Seine Großmutter lebte zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns noch in der Stadt. Die alte Frau wurde nach Deutschland gebracht – und starb hier kurz darauf. Wenige Tage später wurde der 33-jährige Ovtcharov zum zweiten Mal Vater.

Aus Protest gegen Putins Angriff auf die Ukraine verließ er den russischen Club Gazprom Fakel Orenburg, für den er elf Jahre gespielt hatte. Nun feiert er, nach acht Monaten Pause, sein Comeback. Am Wochenende kam er beim Turnier in Lima gleich bis ins Finale und verlor zum Schluss nur gegen seinen deutschen Nationalmannschaftskollegen Dang Qiu. „Ich hätte keinen Cent auf mich gesetzt“, sagte Ovtcharov danach. „Es ist viel besser gelaufen, als ich je hätte erwarten können.“

Derzeit ist Dimitrij Ovtcharov Nummer neun der Tischtennis-Weltrangliste und ist damit der Bestplatzierte unter den deutschen Herren. Am Wochenende tritt er als Favorit bei den Deutschen Meisterschaften in Saarbrücken an. Und an diesem Freitag spielt er in Sandershausen ein Benefizspiel zugunsten der vom Krieg in der Ukraine betroffenen Kinder. Sein Gegner ist Timo Boll, mit 41 Jahren immer noch einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Tischtennisspieler.

Acht Monate ohne Training

Große Aufgaben folgen: die Heim-EM in München (13. bis 21. August) und die Mannschafts-WM in Chengdu (30. September bis 9. Oktober). Trainiert hat Ovtcharov in den acht Monaten Pause kaum: „Mein Vater hat mich zum Start in Lima überredet.“ Er selbst hätte nie gedacht, dass er schon wieder konkurrenzfähig ist. (mit dpa)