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Dresdner Eislöwen entlassen Trainer Brockmann

Der Eishockey-Zweitligist aus Dresden trennt sich vom knorrigen Bayern, obwohl die Mannschaft im Soll liegt. Der Sportchef spricht vom zu starren System und dem fehlenden Plan B.

Von Alexander Hiller
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Andreas Brockmann war bei den Eislöwen seit Dezember 2020 als Cheftrainer tätig.
Andreas Brockmann war bei den Eislöwen seit Dezember 2020 als Cheftrainer tätig. © ronaldbonss.com

Dresden. Eishockey-Zweitligist Dresdner Eislöwen löst die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Cheftrainer Andreas Brockmann mit sofortiger Wirkung auf. Und damit einen Tag vor dem Heimspiel gegen Bad Nauheim. Das gab der Verein am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Dabei liegen die Elbestädter nach wie vor im Soll, sind aber in den letzten Wochen von Platz drei auf Rang sieben abgerutscht. Unter anderem deshalb, weil der Klub gegenüber anderen Vereinen zwei Spiele mehr absolviert hatte und der Vorsprung Schritt für Schritt schrumpfte.

"Die Trennung ist auch immer ein Eingeständnis, dass etwas nicht funktioniert hat - oder das in Zukunft etwas nicht funktionieren wird. Deshalb ist das sicher kein schöner Augenblick. Andreas hat gute Arbeit geleistet als Trainer, wir hatten eine sehr gute Saison - in der abgelaufenen Spielzeit", sagte Sportdirektor Matthias Roos. Dabei stellte die Mannschaft mit Rang zwei in der Hauptrunde einen neuen Klubrekord auf, schied aber in der ersten Play-off-Runde aus.

"Dieses Jahr lief nicht optimal. Das heißt nicht, dass das die Schuld des Trainers ist", sagt er Sportdirektor und verdeutlicht: "Aber man muss dann eben gewisse Stellschrauben drehen wollen. Da sind wir nicht überein gekommen." Das deutet klare Meinungsverschiedenheiten unter den Führungspersönlichkeiten in Krisensituationen an. "Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die muss weiterentwickelt werden, mit der muss entsprechend gearbeitet werden. Auch da sind wir nicht überein gekommen", sagt Roos und führt als Beispiel an, dass er einen Techniktrainer installieren wollte, Brockmann sich aber dagegen gesperrt hat.

"In den letzten zwei, drei Wochen gab es intensive Gespräche, ob es weitergeht oder nicht. Er hat seine Art, die Dinge durchzuziehen. Das ist in Ordnung, das respektiere ich auch - ich habe aber eben auch meine. Da war die Schnittmenge nicht groß genug, das noch fortzusetzen", erklärt der Sportdirektor. Deshalb sei man zu der Entscheidung gekommen, sich sofort vom Coach zu trennen und nicht erst am Saisonende zum 30. April 2023.

Sportdirektor Matthias Roos erläutert die Trennung von Trainer Andreas Brockmann
Sportdirektor Matthias Roos erläutert die Trennung von Trainer Andreas Brockmann © www.loesel-photographie.de

Der Tropfen, der das Fass zu überlaufen brachte, war die Niederlage am Freitag beim Schlusslicht in Bayreuth (3:5). "Da war mir klar, dass wir so nicht weitermachen können." Am Dienstagmittag teilte Roos die Entscheidung dem Trainer mit, dann auch gleich der Mannschaft. Bis auf Weiteres wird der bisherige Co-Trainer Petteri Kilpivaara die Mannschaft führen, er wird dabei von Vereinslegende Steven Rupprich (33), dem bisherigen Teammanager, und Roos unterstützt. "Das wird eine schwere Woche mit drei Spielen in fünf Tagen. Danach werden wir weiterschauen. Möglich ist, dass wir bis zum Ende der Saison weiter so verfahren. Es ist aber auch möglich, dass wir in den nächsten 14 Tagen einen neuen Cheftrainer präsentieren", sagte Roos.

Ihm sei am Wochenende klar geworden, dass es für Brockmann nach dem am Saisonende auslaufenden Vertrag in Dresden ohnehin nicht mehr weitergegangen wäre. "Wir hatten uns so abgesprochen, dass wir uns dahingehend jetzt um die Zeit austauschen. Ich finde den Schritt konsequent - auch wenn das zu diesem Zeitpunkt ein Risiko ist", schätzt der Eislöwen-Sportdirektor ein.

Co-Trainer Petteri Kilpivaara (r.) wird vorerst in die Rolle des Cheftrainers bei den Eislöwen schlüpfen.
Co-Trainer Petteri Kilpivaara (r.) wird vorerst in die Rolle des Cheftrainers bei den Eislöwen schlüpfen. © www.loesel-photographie.de

Brockmann habe nach Meinung des Sportdirektors zu starr an seinem System festgehalten. "Das System ist auch gut. Aber ich möchte schon zu Plan A noch einen Plan B haben will. Mir geht es schon darum, dass man in diesem System A ein paar Justierungen vornehmen muss, wenn der Gegner vielleicht etwas besser macht. Wir hatten null Überraschungsmomente, damit der Gegner eben auch mal nachdenken muss", konstatiert Matthias Roos. Am Ziel, das Erreichen des Play-off-Viertelfinals, sei weiterhin das Ziel. "Es ist nach wie vor alles möglich, wir haben eine gute Mannschaft."

Man werde nun in den Partien gegen Bad Nauheim, am Freitag in Selb und am Sonntag daheim gegen Crimmitschau beobachten, wie die Mannschaft sportlich reagiert, wie die Kommunikation läuft."