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Diese Frau steht mit einem Männer-Team auf dem Eis

Hanna Hoppe spielt zusammen mit den U17-Männern des ESC Dresden Eishockey. Nun wurde die 18-Jährige für die Nationalmannschaft der Frauen eingeladen und kann von Olympia träumen.

Von Alexander Hiller
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Im Februar feierte Hanna Hoppe - damals noch 17 - ihr Debüt in der Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen. Jetzt könnte noch mehr daraus werden.
Im Februar feierte Hanna Hoppe - damals noch 17 - ihr Debüt in der Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen. Jetzt könnte noch mehr daraus werden. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dresden. Man darf Hanna Hoppe eine gewisse Widerstandsfähigkeit und den gehörigen Biss unterstellen. Seit 13 Jahren spielt sie Eishockey, dabei ist die Dresdnerin erst vor drei Tagen 18 geworden. Und seit ihrem Einstieg in die Bambinigruppe des ESC Dresden sieht sich Hanna Hoppe einer Übermacht von Jungs gegenüber. "Als ich anfing, waren noch einige Mädchen dabei, in der U15 hatte ich noch ein weiteres Mädel an meiner Seite, jetzt bin ich allein", sagt sie. Im Nachwuchs-Eishockey dürfen junge Frauen immer in der Altersklasse darunter bei den Jungen mitspielen, um körperliche und athletische Nachteile aufzufangen. Mit Jennifer Harß (Sonthofen) und Ivonne Schröder (Niesky) schafften es sogar zwei Frauen in die drittklassige Oberliga - allerdings als Torhüterinnen.

Hanna Hoppe spielt aber in der Verteidigung und in der neuen Saison im U17-Team der Jungs vom ESC Dresden. Die Mannschaft tritt in der Division I an - der höchsten Spielklasse für diesen Altersbereich. Das ist für die 18-Jährige, die einzige weibliche Feldspielerin in dieser Liga, nicht nur körperlich eine Herausforderung. "Sportlich hat das Vorteile, mit Jungs in einer Mannschaft zu trainieren und zu spielen", sagt sie.

"In den sauren Apfel muss man beißen"

Ob sie will oder nicht, sie muss sich der Spielschnelligkeit und Athletik der jungen Kerle anpassen, sonst spielt sie nicht. "Mental ist das sehr hart. Aber das bringt mich schon weiter", sagt sie und ergänzt: "Klar gibt es immer irgendwelche Jungs in der Mannschaft, die der Meinung sind, dass Mädchen hier nicht hingehören. Aber in den sauren Apfel muss man beißen."

Herausforderungen ist die mittlerweile 1,62 Meter große Eishockeyspielerin gewohnt. Vor dreieinhalb Jahren hat sich ein Nachwuchs-Trainer in Dresden nicht an anderslautende Vereinbarungen gehalten und meist nur die erste und zweite Reihe auf das Eis geschickt. Hoppe fühlte sich damals verladen und wechselte von der Sportoberschule aus Dresden nach Weißwasser. Dort zog sie ins Internat der Lausitzer Füchse, schloss an einer normalen Schule in der Oberlausitz die 10. Klasse ab und spielte für die Jungfüchse in der U15 und U17.

Mittlerweile war der betreffende Trainer nicht mehr in Dresden tätig, Hoppe kehrte zurück, obwohl ein Wechsel zu Frauen-Bundesligist Eisbären Juniors Berlin eine ernsthafte Option gewesen wäre. "Hier in Dresden kann ich noch mit den Jungs spielen und trainieren." Für ihre individuelle Entwicklung sei das vorteilhaft, findet sie.

Beste deutsche Verteidigerin bei der U18-WM

Dennoch kann sie mittels einer Förderlizenz auch für die Berlinerinnen spielen - dort steht mit Korinna Fiedler (24) eine weitere gebürtige Dresdnerin im Aufgebot. "Ich spiele fest für Dresden, da wird mir schlicht die Zeit für Einsätze in Berlin fehlen", sagt Hoppe. Damit entfiele auch eine herausfordernde Umstellung. In der Frauen-Bundesliga sind Bodychecks nicht erlaubt, werden mit Strafen belegt. In den Top-Nachwuchsligen der Jungs ist der harte Körpereinsatz aber legitim. "In ziemlich jedem Frauenspiel ziehe ich eine Strafe. Das Abbremsen vergisst man halt im Überschwang einfach mal", sagt Hoppe und lacht.

Deren Entscheidung pro Dresden hat sich bereits gelohnt. Bei der U18-Weltmeisterschaft im Januar konnte das deutsche Team den Abstieg aus der A-Gruppe der sportlich stärksten Nationen nicht verhindern, aber Hoppe wurde als beste Turnier-Verteidigerin ihres Teams gewählt.

"Olympia ist schon mein Ziel, ein Traum"

Das hat Bundestrainer Jeff MacLeod, der damals auch die deutsche U18 betreute, so imponiert, dass er Hoppe für Testspiele im Februar in die A-Nationalmannschaft berufen hat. Die damals noch 17-Jährige wusste auch da zu gefallen, steht jetzt wieder im vorläufigen Kader der Frauen-Auswahl für das Vier-Nationen-Turnier in Füssen. Dabei trifft Deutschland vom 29. bis 31. August auf Frankreich, die Slowakei und Ungarn.

Allerdings muss sich Hoppe im vorgelagerten Trainingslager noch für das Turnier empfehlen. "Das wird nicht einfach, mir fehlt im Vergleich zu vielen anderen die Erfahrung", schätzt sie ein. Doch die junge Frau, die gerade ihr Fachabitur in Dresden absolviert und seit Mai von der Sporthilfe monatlich unterstützt wird, glaubt an sich.

Im Januar 2025 trägt der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ein Olympia-Qualifikationsturnier in Bremerhaven aus. Der Sieger löst das Ticket für die Olympischen Winterspiele 2026 in Italien. "Olympia ist schon mein Ziel, ein Traum", sagt sie vorsichtig. Zuletzt stand 2014 eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft im olympischen Eishockey-Turnier.