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So lief der Auftritt der Monarchs im Harbig-Stadion

Der deutsche Footballmeister zieht wieder eine riesige Kulisse in die Dynamo-Heimstätte - und überzeugt trotz einiger widriger Umstände auch sportlich.

Von Alexander Hiller
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7.343 Zuschauer kamen am Samstag ins Rudolf-Harbig-Stadion, um die zweitgrößte Footballparty Deutschlands zu feiern.
7.343 Zuschauer kamen am Samstag ins Rudolf-Harbig-Stadion, um die zweitgrößte Footballparty Deutschlands zu feiern. © Matthias Rietschel

Dresden. Das Zeichen ist nicht zu übersehen. Ein riesengroßes Peace-Zeichen schmückt den Mittelkreis des Rudolf-Harbig-Stadion. Ein Mahnmal mi 20 Metern Durchmesser in diesen kriegerischen Zeiten. Die Footballer der Dresden Monarchs stehen von jeher für Fairness, kulturelle Vielfalt, kreatives Miteinander. Und für Erfolg.

Der amtierende deutsche Footballmeister, der erste ostdeutsche Klub, dem dieses Kunststück gelang, wollte am Samstagabend auch ein sportliches Zeichen setzen. Beim Heimauftakt der neuen Saison - in der immer wieder ungewohnten Kulisse des Rudolf-Harbig-Stadions. Einmal pro Saison kann sich der Amateurverein dank Spieltagssponsoren einen Auftritt in der Heimstätte von Dynamo Dresden leisten. Knapp 50 braune Brandmarken oder -löcher auf dem grünen Rasen zeugten auch am Samstag noch von den Pyro-Skandalen vom Dienstagabend beim Relegationsspiel zwischen Dynamo Dresden und dem 1. FC Kaiserslautern. Nach dem German Bowl ist der Sparkassen-Gameday im Dresdner Fußballtempel in schöner Regelmäßigkeit das Footballspiel in Deutschland mit der größten Zuschauerkulisse.

Normalerweise bestreiten die Dresdner ihre Heimspiele im Heinz-Steyer-Stadion, das bis zum Herbst 2023 für insgesamt 37,3 Millionen Euro modernisiert wird. Somit weicht der Champion ausgerechnet im Jahr des 30-jährigen Vereinsjubiläums in das Trainingszentrum an der Bärnsdorfer Straße aus. Das 1921 eingeweihte Stadion versprüht noch jede Menge Nachkriegscharme.

Doch zurück zu den sportlichen Zeichen. Das konnten die Dresdner vor der beeindruckenden Kulisse von 7.343 Zuschauern gegen die Kiel Baltic Hurricanes setzen. Die Hausherren gewannen mit 15:6 (13:0). Und das ist trotz des größten Erfolgs in der Vereinsgeschichte aus dem Vorjahr nicht selbstverständlich. Kiel hatte zum Auftakt dem deutschen Rekordmeister Braunschweig ein Remis abgetrotzt. Und in Dresden verlief die Vorbereitung wegen vielen Verletzungen und einigen Corona-Erkrankungen im Team nicht gerade reibungsfrei, was sich auch beim misslungenen Auftakt in der Vorwoche bei den Potsdam Royals (21:24) widerspiegelte. Dabei verletzte sich zu allem Überfluss der US-Quarterback Austyn Carta-Samuels. Der 31-jährige Spielmacher riss sich das Kreuzband und fällt damit lange, wahrscheinlich für die ganze Saison aus. Ein sportliches Worst-Case-Szenario für die Dresdner.

Für den Kalifornier werden die Monarchs auf dem US-Spielermarkt in wenigen Tagen einen neuen Profi verpflichten. So ist zumindest der Plan. Oder denkt Cheftrainer Ulrich Däuber noch um? Denn der erst 19-jährige Marvin Schöne hinterließ bei seinem ersten Einsatz als Starting-Quarterback in der German Football League einen starken Eindruck. Ohne sichtbare Nervosität lenkte der junge Kerl aus dem eigenen Nachwuchs die Angriffsreihe der Gastgeber - und steuerte auch noch den ersten Touchdown (sechs Punkte) zum ersten Saisonsieg bei. Mit zwei Fieldgoals machte auch Sebastian Nahs den zu den Leipzig Kings aus der Konkurrenzliga ELF abgewanderten jahrelangen Stammkicker Florian Finke beinahe schon vergessen.

Der erst 19-jährige Marvin Schöne aus dem eigenen Nachwuchs füllte die spielentscheidende Rolle als Quarterback der Monarchs ohne sichtliche Nervosität aus.
Der erst 19-jährige Marvin Schöne aus dem eigenen Nachwuchs füllte die spielentscheidende Rolle als Quarterback der Monarchs ohne sichtliche Nervosität aus. © Matthias Rietschel

Als die Kieler im letzten Viertel ihren ersten Touchdown erzielten, konterten die Dresdner direkt im Anschluss, indem sie den Norddeutschen das Lederei beim Zusatzversuch abjagten und selbst durch US-Boy Ken Hike die gegnerische Endzone überquerten. Den Vorsprung brachten die Dresdner souverän über die Zeit. „Ich bin einfach nur happy. Die Coaches haben mir vertraut, meine Mitspieler haben mir vertraut, dass ich das Ding heute mache. Als Team haben wir echt gut zusammengehalten“, erklärte Marvin Schöne, der in der Vorsaison noch in der Nachwuchsbundesliga spielte.

„In der zweiten Hälfte hätte ich noch mehr rausholen können. Aber ein Sieg ist ein Sieg“, erklärte der Neuling selbstkritisch, den aber auch Coach Ulrich Däuber ausdrücklich lobte: „Er soll das genießen, was er hier geschafft hat. Er weiß, was er kann, dass er aber auch noch einiges zu lernen hat. Er soll sich jetzt einfach mal freuen.“ Der 50-Jährige antwortete auf die Nachfrage nach einem baldigen Ersatz für Carta-Samuels noch ausweichend: "Marvin darf spielen, so lange es geht, das werden wir sehen. Das wird sich jetzt in den kommenden Tagen und Wochen zeigen."