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Das Drama der Dresden Monarchs vor der Rekordkulisse

Mit 10.530 Besuchern wollen so viele Football-Fans wie noch nie in Dresden die Monarchs siegen sehen. Ein bärenstarker Gegner durchkreuzt diesen Plan.

Von Alexander Hiller
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So viele Zuschauern hatten die Footballer der Dresden Monarchs noch nie. 10.530 Besucher drängelten sich ins Rudolf-Harbig-Stadion.
So viele Zuschauern hatten die Footballer der Dresden Monarchs noch nie. 10.530 Besucher drängelten sich ins Rudolf-Harbig-Stadion. © Lutz Hentschel

Dresden. Diesmal ist die kleine Pyroszene im Dresdner Harbig-Stadion am Sonntagnachmittag durchaus so gewollt und von langer Hand vorbereitet. Die Sportart und mithin auch Rechte und Pflichten sind andere. Und die purpurfarbenen Knaller, mit denen die gastgebenden Footballer der Dresden Monarchs in der Arena empfangen werden, verflüchtigen sich ebenso flott, wie sie gezündet wurden.

Es ist der Auftakt für ein rauschendes Fest – in dieser hierzulande noch wenig beachteten, aber langsam wachsenden Sportart. Ausschließlich sportlich beteiligen sich die Dresden Monarchs nicht an der Party anlässlich ihres ersten Heimspiels der Saison. Gegen die Berlin Rebels muss sich der deutsche Meister von 2021 am Ende eines dramatischen und ausgeglichenen Spiels, in dem die Monarchs mehr Fehler produzierten, mit 23:30 (7:9) geschlagen geben. Das hatte man sich in Dresden nach dem souveränen Saisonstart in Marburg (59:6) anders erhofft. Und die Rahmenbedingungen dafür waren bestens.

130 Cheerleader des Vereins heizten die Stimmung mit ihren artistisch durchaus anspruchsvollen Darbietungen an, in der Halbzeitpause bestimmten die Takte der regional bekannten Künstler Eazi und remi.fr die Szenerie. Und so viele Football-Fans wie noch nie in Dresden wollten diesen Mix aus Sport und Show sehen. Mit 10.530 Zuschauern verbesserten die Sachsen endlich die alte Bestmarke aus dem Aufstiegsjahr 2002. Damals trieben 8.360 Besucher im alten und schon baufälligen Harbig-Stadion zum Sprung in die 1. Bundesliga – die German Football League.

Nico Barrow (M.) brachte die Gastgeber zwischenzeitlich in Führung.
Nico Barrow (M.) brachte die Gastgeber zwischenzeitlich in Führung. © Lutz Hentschel

Doch der Weg zu einer neuen Qualität der Bedeutungsschwere im deutschen Teamsport ist für die amerikanischste aller Sportarten ein zäher. „Born in the USA“ rockt Superstar Bruce Springsteen bei einer der unzähligen Spielpausen aus den Dresdner Stadionlautsprechern. Und damit ist auch schon viel über die Herkunft und den konkurrenzlosen Mittelpunkt des milliardenschweren US-Sports gesagt.

In Deutschland sind die Umsätze und Gewinne um einige Stellen vor dem Komma geringer. Die Dresden Monarchs sind dafür das beste Beispiel. Alljährlich zieht der erste und bislang einzige deutsche Footballmeister aus dem Osten Deutschland für ein sogenanntes „Gameday“ das noch modernste Stadion der sächsischen Landeshauptstadt ein. Für mehrere Auftritte in der Heimstätte der Drittligafußballer von Dynamo Dresden verfügt der Football-Erstligist nicht über das nötige Kleingeld.

In dieser Saison ist das etwas anders. Dank eines leicht gesteigerten Saisonetats (auf ca. geschätzte 650.000 bis 700.000 Euro), etwas Glück in der Spieltagsplanung der GFL und zweier Spieltags-Sponsoren spielen die Dresdner am 17. Juni gleich noch einmal im Harbig-Stadion – gegen die sportlich schwächer eingeschätzten Berlin Adler.

Gute Nachrichten von Dresdens Sportbürgermeister

„Heute ist für uns trotzdem ein Football-Feiertag. Bei der Kulisse kann man hochzufrieden sein. Das war Sport auf höchstem Niveau“, schätzte Monarchs-Präsident Sören Glöckner ein. „Wir sind zufrieden mit dem Besucherandrang und hoffen, dass sich das wiederholen lässt.“

Gute Nachrichten überbrachte auch Dresdens Sportbürgermeister Jan Donhauser vor der Partie. Er kündigte an, dass man mit dem Bauherrn in Termingesprächen sei, wann im Jahr 2024 das Steyer-Stadion wieder eröffnet werde – nicht wie bereits kolportiert erst 2025. Die eigentliche Heimstätte der Dresden Monarchs wird derzeit für etwa 47 Millionen Euro modernisiert.

„Die Gefühlslage nach so einer Niederlage vor solch einer Kulisse ist natürlich bedrückend“, sagte Dresdens Abwehrspieler Phillip Most. „Wir haben zu viele Fehler gemacht und einfach nicht das abgeliefert, was wir hätten machen sollen.“ Allerdings erinnerte ihn genau das an die Titelsaison 2021. „Da haben wir das erste Spiel verloren. Es ist in dieser Saison unsere einzige Niederlage geblieben. Das Potenzial dazu ist wieder da.“