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Ende im Kiesbett: Großer Crash in der Formel 1

Ein spektakulärer Unfall beendet beim Klassiker in Monza das Rennen der WM-Favoriten. Davon profitiert vor allem das McLaren-Team, Vettel dagegen enttäuscht.

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Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und Max Verstappen vom Team Red Bull Racing kollidieren mit ihren Autos. Für beide ist das Rennen danach vorzeitig beendet.
Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und Max Verstappen vom Team Red Bull Racing kollidieren mit ihren Autos. Für beide ist das Rennen danach vorzeitig beendet. © AP

Monza. Max Verstappen stapfte nach dem irren Crash von Monza zurück in die Garage, Lewis Hamilton kletterte ungläubig aus seinem demolierten Mercedes. Gestrandet im Kiesbett und mit ineinander verkeilten Autos endete für die Formel-1-Titelrivalen am Sonntag der Große Preis von Italien vorzeitig.

Lachender Dritter nach dem erneut überharten Zweikampf zwischen WM-Spitzenreiter Verstappen und Weltmeister Hamilton war der Australier Daniel Ricciardo, der McLaren nach neun Jahren den ersten Grand-Prix-Sieg bescherte. Zweiter des 14. Saisonlaufs wurde sein britischer Teamkollege Lando Norris vor dem von ganz hinten gestarteten Valtteri Bottas im Mercedes.

Durch den Unfall in der 26. Runde und das Doppel-Aus behauptete Verstappen seine WM-Führung mit fünf Punkten Vorsprung auf Hamilton. Bei der heftigen Kollision waren beide unverletzt geblieben. Die Bilder aber waren spektakulär, als Verstappens Red Bull abhob und auf Hamiltons Mercedes landete. Beide Autos rutschten neben die Strecke und blieben dort stecken. "Das passiert, wenn Du keinen Raum lässt", funkte Verstappen an die Box.

Allmählich erinnert das knallharte WM-Duell an die Hass-Zweikämpfe zwischen Ayrton Senna und Alain Prost vor rund 30 Jahren. Schon in Silverstone waren Verstappen und Hamilton Mitte Juli ineinander gerauscht. Damals hatte der Serien-Champion gewonnen, während der 23 Jahre alte Herausforderer ins Krankenhaus musste.

Restlos bedient: Weltmeister Lewis Hamilton nach seinem Crash mit Max Verstappen.
Restlos bedient: Weltmeister Lewis Hamilton nach seinem Crash mit Max Verstappen. © AP

Ernüchtert verließ auch Sebastian Vettel den Königlichen Park. Als Zwölfter blieb der Aston-Martin-Fahrer erneut ohne Punkte. Mick Schumacher wurde schon wieder von seinem Haas-Kollegen Nikita Masepin in eine Kollision verwickelt und beendete das Rennen auf Rang 15.

Unbändig war dagegen der Jubel vor der McLaren-Garage. Der deutsche Teamchef Andreas Seidl schlug kurz die Hände vors Gesicht, ehe er sich von den Emotionen seiner Crew mitreißen ließ. "Ich wusste, es würde etwas Gutes passieren", sagte Ricciardo, bevor er Champagner aus seinem Rennschuh schlürfte. Dem 32-Jährigen war zuletzt vor drei Jahren in Monaco ein Sieg gelungen, damals noch im Red Bull. "Gewinnen ist das eine, aber ein Doppelsieg ist ein Wahnsinn. Ich habe keine Worte dafür", schwärmte er.

Zum zweiten Mal hatte die Formel 1 am Samstag mit dem neuen Sprintrennen die Start-Reihenfolge für den Grand Prix ermittelt. Sieger Bottas aber durfte nicht die Pole Position einnehmen, weil Mercedes aus taktischen Gründen zum vierten Mal in diesem Jahr den Motor im Auto des Finnen wechselte und er den Regeln zufolge ans Ende des Feldes rücken musste. So parkte Verstappen ganz vorn.

Kein guter Tag für Ex-Weltmeister Vettel

Mühsam war der Arbeitstag wieder für Vettel. Erst zog er im Duell mit seinem Teamgefährten Lance Stroll den Kürzeren, dann wurde er fast von Alpine-Pilot Esteban Ocon von der Strecke gedrängt. Der Franzose erhielt dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe. Vettel aber hing weiter tief im Mittelfeld fest.

Dann wurde es dramatisch. Verstappens Boxenstopp ging schief, mehr als elf Sekunden brauchten die sonst so flinken Red-Bull-Mechaniker für den Reifenwechsel. Für gewöhnlich dauert dieses Manöver kaum mehr als zwei Sekunden. So fiel der Niederländer weit zurück. Als dann auch Hamilton neue Gummiwalzen holte und wieder aus der Boxengasse fuhr, lagen die beiden WM-Kontrahenten plötzlich direkt nebeneinander. Keiner wollte nachgeben, Verstappen rumpelte über die Randsteine und fand sich dann auf Hamiltons Mercedes wieder.

Das Safety-Car rückte aus, bis die havarierten Boliden aus der Schikane weggeräumt waren. Beim Neustart raste Ricciardo davon. Norris musste gegen Ferrari-Fahrer Charles Leclerc schwer kämpfen, blieb aber am Ende Zweiter. Die Spannung hielt bis zum Schluss an, weil das Feld auf dem Hochgeschwindigkeitskurs eng beeinander blieb. Dann durfte Ricciardo den achten Sieg seiner Formel-1-Karriere bejubeln und McLaren den größten Tag seit langer Zeit. (dpa)