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Der Name Schumacher kehrt zurück

Beim Start der neuen Formel-1-Saison steht Mick Schumacher im Mittelpunkt - an einem Ort, der auch bei Vater Michael eine große Bedeutung hat.

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30 Jahre nach seinem Vater startet Mick Schumacher beim Haas-F1-Team seine Formel-1-Karriere.
30 Jahre nach seinem Vater startet Mick Schumacher beim Haas-F1-Team seine Formel-1-Karriere. © Haas F1 Team/dpa

Von Jens Marx

Sakhir. Wenn die Ampeln in Bahrain auf Grün schalten zu seinem ersten Formel-1-Rennen, ist im Rennwagen von Mick Schumacher kein Platz für große Gefühle. Es werde sicher einen emotionalen Moment geben. „Aber bestimmt nicht in der Aufwärmrunde oder direkt vor dem Start“, sagt Schumacher: „Da ist man schon so konzentriert, da kommen solche Gedanken nicht. Spätestens wenn man den Helm aufsetzt, dreht sich alles nur noch um das Rennen, das vor einem liegt.“

Als sein Vater Michael vor elf Jahren am 14. März 2010 in der Wüste von Sakhir sein aufsehenerregendes Comeback gegeben hatte und im Mercedes auf den sechsten Platz gerast war, war auch der zehnjährige Mick vor Ort, „aber ich habe eigentlich keine besonderen Erinnerungen daran. Was dieser Moment damals bedeutete, war mir absolut nicht bewusst.“

Nun ist er selbst an der Reihe. 30 Jahre nach dem Formel-1-Einstieg von Michael Schumacher – eine weitere Zahl, die das Debüt des Rekordweltmeister-Sohnes speziell macht. „Es hat etwas von einem Happy End, auch wenn es natürlich für Mick jetzt erst richtig losgeht“, sagt Managerin Sabine Kehm. Die ehemalige Journalistin begann Ende 1999 als Sprecherin von Michael Schumacher, ehe sie rund zehn Jahre später auch seine Managerin wurde und sich nun um Mick kümmert.

Corona erschwert Kennenlernprozess

Die Rückkehr des Namens Schumacher in die Motorsport-Königsklasse wirkt wie ein PR-Beschleuniger in Krisen-Corona-Zeiten. „Eine Bereicherung“, sagt der neue Formel-1-Boss Stefano Domenicali. Der 55 Jahre alte Italiener war zu den Titelzeiten von Michael Schumacher bei Ferrari. „Das ist der Name, der in der Formel 1 sein muss“, betont der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Mick Schumacher stehe wie kaum ein anderer für die neue Generation der Formel 1, erklärt Sportchef Charly Classen vom Bezahlsender Sky, der in Deutschland die alleinigen Übertragungsrechte in diesem Jahr hat.

Was aber können die Fans von Mick Schumacher wirklich erwarten? Ecclestone meint, er habe viel vom Genie von Vater Michael geerbt. Viel Eingewöhnungszeit an sein neues Team und Auto hatte er bei drei Testtagen nicht, die er sich auch noch mit seinem Teamkollegen Nikita Masepin teilen musste. Die weltweiten Corona-Maßnahmen erschwerten den Kennenlernprozess mit seiner Crew. Der Rennwagen zählt zudem zu den schwächsten im Feld. Der Blick ist schon auf 2022 gerichtet, 2021 muss irgendwie überstanden werden.

Experten mahnen, Schumacher Zeit zu geben. Zeit, die er auch schon bei seinen vorherigen Stationen brauchte. In der Formel 3 holte er sich nach einem mäßigen Einstandsjahr 2018 den Titel, ähnlich war es in der Formel 2, die er 2020 gewann. „Es tut mir leid für ihn, denn er hat großartige Qualitäten, mit denen er mehr erreichen könnte, als bei den Leuten, wo er jetzt ist“, befand Ecclestone und wünscht sich Schumacher bei einem Team wie Red Bull.

Spätestens seit der Aufnahme Schumachers Anfang 2019 in die Nachwuchsakademie von Ferrari erwarten viele aber schon, dass der Weg den Sohn des siebenmaligen Champions und einstigen Ferrari-Superstars früher oder später auch zur Scuderia führen wird. Schumacher zu heißen, wird allein nicht reichen. So wie es auch nicht reichte, um die Titel in der Formel 2 und Formel 3 zu gewinnen.

Name ist Vor- und Nachteil zugleich

„Der Name Schumacher ist natürlich von Vorteil in der Welt des Rennsports. Die Türen öffnen sich schneller. Gleichzeitig ist er auch von Nachteil: die Beobachtung und Beurteilung von außen, der Druck und die Erwartungshaltung sind viel höher“, sagt Managerin Kehm mit Blick auf die Beschaffung des ersten Stammcockpits für Mick Schumacher in der Formel 1 beim Ferrari-Partner Haas. Den Fahrstil seines Vaters will Mick nicht kopieren.

Welche Eigenschaften der 22-Jährige von seinem mittlerweile 53 Jahre alten Vater Michael hat, der seit seinem Skifunall Ende 2013 aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, zählt Kehm auf: „Den Spaß am Rennfahren, und den Spaß an der Freude anderer. Das Wissen, dass Talent vergeudet ist, wenn man nicht daran feilt und es permanent verfeinert. Die Bereitschaft, hart auch an sich selbst zu arbeiten und sich ständig zu verbessern.“

Mit deutlich erhöhtem Puls, wenn die roten Ampeln zur Premiere von Mick Schumacher ausgehen, rechnet sie nur bei denen, die ihm die Daumen drücken. „Bei ihm selbst, in diesem Moment: nein.“ (dpa)