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Das ändert sich in Sachsens Amateur-Fußball

Der Sächsische Fußball-Verband will die siebte Liga reformieren. Volkmar Beier, Vizepräsident des SFV, erklärt im Interview Eckdaten und Zeitplan des einschneidenden Vorhabens.

Von Jürgen Schwarz
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Kämpfen aktuell in der Landesklasse Mitte um Punkte: Wilsdruff (in rot) und Meißen.
Kämpfen aktuell in der Landesklasse Mitte um Punkte: Wilsdruff (in rot) und Meißen. © Symbolbild: Karl-Ludwig Oberthür

Leipzig. Die Winterpause in den beiden höchsten Fußball-Spielklassen Sachsens läuft. Zeit für den Verband, dass sich die spielleitenden Ausschüsse des SFV in den nächsten Wochen intensiv mit Ordnungsanpassungen und den Terminplanungen für die kommende Saison befassen.

Bereits Mitte Dezember stellte der SFV-Vorstand die Weichen, um auch die geplante und aufgrund der Corona-Pandemie verschobene Strukturreform wieder in Angriff zu nehmen. Volkmar Beier, Vizepräsident des Sächsischen Fußball-Verbandes, sagt im Interview mit Sächsische.de, wie der Stand der Dinge ist.

Darum geht es bei der Reform

Herr Beier, um die Leser wieder ans Thema heranzuführen: Um was genau geht es bei der geplanten Strukturreform?

Die Strukturreform wurde im Dezember 2019 mit einem Grundsatzbeschluss des SFV-Vorstands in Gang gesetzt. Im Kern geht es um eine Reduzierung der Landesklasse-Staffeln von vier auf drei sowie eine Abkehr von der bis dato konsequenten kreisscharfen Staffelzuordnung der Mannschaften. Corona bremste im ersten Halbjahr 2020 die vollständige Umsetzung aus. Zumindest der gleichmäßige Vollzug des Abstiegs und die Zulassung von Staffelwechseln sind seit Juli 2020 umgesetzt und mittlerweile fest verankert. Nunmehr soll die begonnene Strukturreform für den Bereich der Landesklassen im Herrenbereich fortgesetzt werden. Darauf hatte sich der SFV-Vorstand in seiner turnusmäßigen Sitzung Mitte Dezember 2022 verständigt.

Was verstehen Sie unter gleichmäßigem Abstiegsvollzug?

In einzelnen Jahren hatten wir keine sportlichen Absteiger in der Landesklasse Ost, aber fünf in der Staffel West. Das hat für Unmut gesorgt – völlig zurecht. Zudem ist unsere Auf- und Abstiegsregelung damit deutlich transparenter geworden.

Das Niveau in der siebten Liga werde gestrafft, sagt Volkmar Beier.
Das Niveau in der siebten Liga werde gestrafft, sagt Volkmar Beier. © privat

Wie ist insgesamt das Echo?

Die Diskussionen, unter anderem die Vereinsgespräche im Februar 2022, die Staffeltagungen und Spiel-Obleute-Tagungen, haben gezeigt, dass dieser Schritt überwiegend positiv beziehungsweise als notwendig gesehen wird. Immerhin werden damit das Landesklassenniveau gestrafft und der Spielbetrieb in den Kreisen gestärkt. Bis es so weit ist, muss geredet, formuliert und sich miteinander ausgetauscht werden. Der SFV-Spielausschuss unter Führung von Jens Breidel wird für das Thema verschiedene Diskussionsformate anbieten – mit dem Ziel einer Beschlussfassung durch den SFV-Vorstand Ende März 2023.

So sieht der neue Zeitplan aus

Die zeitliche Umsetzung hat sich verschoben. Gibt es neue Termine?

Die Staffeln der Landesklasse Herren sollen ab 2024/25 von vier mit insgesamt 64 Teams auf drei mit 48 Teams reduziert werden. Die Zuordnung der Mannschaften erfolgt nach regionalen Prämissen. Die jeweiligen Staffelsieger der drei Landesklassen steigen in die Landesliga auf. Jeder Kreis hat einen Aufstiegsplatz zur Landesklasse. In der Übergangssaison 2023/24 wird einmalig die Zahl der Aufsteiger aus den Kreisen über Qualifikationsspiele von 13 auf 6/7 reduziert. Damit reduziert sich einmalig die Zahl der zusätzlichen Landesklassenabsteiger entsprechend – Landesklassenteams und Kreismeister teilen sich einmalig in das Risiko. Modus und Termine der Aufstiegs-Qualifikationsspiele sind festzulegen – grundsätzlich ist aus Termingründen jeweils ein Entscheidungsspiel zwischen zwei Kreismeistern auf neutralem Platz vorgesehen.

Sportgericht fällt Urteil im Fall Kamenz

Der Kamenzer Rückzug aus der Landesliga kam wie aus heiterem Himmel. Wie ging es Ihnen?

Nicht anders und ich bedauere diesen Schritt sehr. Eine Kommentierung steht mir aber nicht zu.

Können Sie nachvollziehen, dass ein Verein diesen Schritt mitten in der Serie geht

Grundsätzlich ja, denn es geht um Haftungsfragen des Vorstands in einem Mehrspartenverein. Die Bewertung hätte es aus meiner Sicht vor Saisonbeginn erfolgen sollen.

Hat das SFV-Sportgericht ein Urteil gefällt?

Ja, alle Spiele der Kamenzer werden annulliert und die weiteren Partien abgesetzt. Einheit ist damit der erste Absteiger und muss auch eine empfindliche Geldstrafe zahlen.

Schiedsrichter-Soll: Vorerst keine Punktabzüge

Schiedsrichter-Soll und Nachwuchs-Soll waren außer Kraft gesetzt. Wie ist der Stand?

Seit dieser Saison sind beide Normen wieder in Kraft – jeweils mit Übergängen. Beim Nachwuchssoll muss übergangsweise eine Jugendmannschaft weniger nachgewiesen werden. Beim Schiedsrichtersoll drohen bei Nichterfüllung zunächst nur Geldstrafen und keine Punktabzüge – alle Teams starten wieder bei Jahr eins. Erst ab dem dritten Nichterfüllungsjahr drohen Punktabzüge. Über Letztes möchte ich am liebsten gar nicht reden, denn wir brauchen die Schiris und wir müssen dafür zusammen mehr tun.

In den Landesklasse-Staffel ist der Aufstiegskampf in vollem Gange. Bis wann müssen die Vereine gegenüber dem SFV bekennen, ob sie das Aufstiegsrecht wahrnehmen würden?

Termin für eine Erklärung zum Aufstiegsverzicht ist der 30. April. Interessant ist die Situation in der Landesliga. Da steckt gerade viel Spannung drin. Mehr als eine Hand voll Teams hat derzeit gute Titelchancen. Anders als im Landesmaßstab müssen sich die Aufstiegsaspiranten zur NOFV-Oberliga schon bis 3. März neben der sportlichen Qualifikation um einen Aufstieg per Lizenzantrag bewerben.

"Absoluter Respekt" für Amateurklubs im Pokal

Stichwort höherklassig: Sachsen gönnt sich gerade einen Pokalwettbewerb mit drei Drittligisten. Segen oder Fluch?

Ganz klar: Segen. Von allen Beteiligten wird bei der Organisation und Durchführung viel abverlangt. Kleine Anlagen sind nicht auf tausende Zuschauer, getrennte Zufahrten/Eingänge und Ähnliches ausgelegt. Ich habe absoluten Respekt, was beispielsweise die beiden Siebtligisten Frisch Auf Wurzen und die BSG Stahl Riesa vor ihren Pokalpartien gegen Dynamo Dresden beziehungsweise den Chemnitzer FC geleistet haben. Andererseits haben sich die höherklassigen Teams stets sehr kooperativ gezeigt.

Stimmt es, dass Sie zum Jahreswechsel traditionell im Freien ein Bad nehmen?

Sie sind gut informiert. Unabhängig vom Wetter geht es an Neujahr mit anderen Verrückten ins Luppaer Naturbad zum Neujahrsbaden. Meist folgen dem Aufruf rund 70 Wagemutige und mehrere hundert Schaulustige.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.