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RB verspielt letzte Meisterchance

Das Bundesliga-Titelrennen ist wohl endgültig entschieden: Die Leipzig er patzen beim Vorletzten Köln.

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Frustriert: RB-Trainer Julian Nagelsmann (M) gestikuliert.
Frustriert: RB-Trainer Julian Nagelsmann (M) gestikuliert. © dpa/Rolf Vennenbernd

Köln. Voller Adrenalin forderte Friedhelm Funkel mit hochgerissenen Armen den Schlusspfiff, dann ballte er die Fäuste und schrie seine Freude heraus. Nach 95 Minuten Hochspannung war die Erleichterung beim Routinier riesengroß. Funkel feierte bei seinem Heim-Comeback als Trainer des 1. FC Köln dank Matchwinner Jonas Hector einen völlig überraschenden und möglicherweise überlebenswichtigen Sieg gefeiert - und räumte nebenbei wohl auch die letzten Zweifel am nächsten Meistertitel des FC Bayern München aus.

Der 67-Jährige gewann mit dem Tabellen-Vorletzten gegen den Zweiten RB Leipzig mit 2:1 (0:0) und zog vier Spiele vor dem Saisonende nach Punkten mit Hertha BSC auf dem Relegationsplatz gleich. Allerdings haben die derzeit in Quarantäne befindlichen Berliner zwei Spiele weniger absolviert.

Für den FC war der Sieg durch die Tore von Kapitän und Ex-Nationalspieler Hector (46./60.) der erste nach neun Spielen und erst der zweite Heimerfolg in dieser Saison. Das Restprogramm mit den Gegnern Augsburg, Freiburg, Hertha und Schalke erscheint zudem machbar.

"Generell ist es egal, wer die Tore bei uns schießt. Die haben uns in den letzten Wochen gefehlt. Mir tut es auf jeden Fall gut, unter den Torschützen zu sein", sagte Hector und fügte hinzu: "Vielmehr muss man die Mannschaftsleistung herausstellen. Wir haben alle kämpferisch eine überragende Leistung abgeliefert. Das ist der Schlüssel." Fußball sei ein Tagesgeschäft. "Es ist schön, dass wir jubeln durften. Für die nächsten Wochen tut uns das extrem gut."

Die Leipziger, für die Amadou Haidara zwischenzeitlich ausglich (59.), hatten schon vor dem Abendspiel des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen sieben Punkte Rückstand auf die Münchner. Im Falle eines Bayern-Sieges am Abend könnte die Entscheidung schon am nächsten Wochenende fallen.

Kölns Mittelfeldspieler Jonas Hector liegt auf dem Rasen während des Spiels - mit zwei Toren war er der Matchwinner gegen die favorisierten Leipziger.
Kölns Mittelfeldspieler Jonas Hector liegt auf dem Rasen während des Spiels - mit zwei Toren war er der Matchwinner gegen die favorisierten Leipziger. © Lukas Schulze/Getty Images Pool/dpa

Funkel, der den FC zuletzt am 18. Oktober 2003 bei einem 1:0-Sieg gegen Freiburg mit Kollege Volker Finke betreut hatte, stellte in der Offensive dreimal um. Wer beim FC vorne spielte, war zunächst aber völlig egal, denn gefordert war nur die Defensive. Die von Julian Nagelsmann gegenüber dem 0:0 am Freitag gegen Hoffenheim gleich auf fünf Positionen veränderten Gäste überfielen den FC regelrecht und ließen dem Abstiegskandidaten kaum Luft zum Atmen. Nach sieben Minuten waren schon 5:0 Torschüsse für die Gäste notiert. Das erhoffte frühe Tor wollte aber nicht gelingen.

Nach etwa zehn Minuten berappelte sich der zunächst komplett überrumpelte FC und agierte nun geordneter. Dennoch war Leipzig dominant und betrieb wahren Chancenwucher. 13:3 Torschüsse wies die Statistik zur Pause aus, aber keinen Treffer. Die besten Gelegenheiten vergaben Haidara (3.) und Nordi Mukiele, die freistehend verzogen (36.), und Alexander Sörloth, dessen Kopfball Timo Horn parierte (41.).

Und nach der Pause bekam RB dann prompt die Quittung. 56 Sekunden waren gespielt, als Hector eine Flanke von Jannes Horn zur Führung einköpfte. Selbst Funkel schien so überrascht, dass er kaum jubelte. Nagelsmann zog sich zornig auf die Bank zurück. Leipzig wurde nun energischer. Doch nach dem Ausgleich von Haidara kippte das Spiel nicht etwas sofort. Im Gegenteil, die Kölner schlugen erneut durch Hector fast umgehend zurück. Diesmal jubelte auch Funkel, so energisch, dass ihm ein Zettel aus der Hand fiel. Sein 34 Jahre jüngerer Kollege Nagelsmann wurde dagegen immer wütender und legte sich mit dem Schiedsrichter an. Auch Funkel war in der spannenden Schlussphase kaum zu bändigen. Dafür gab es die Gelbe Karte. (dpa)