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Nagelsmann folgt Flick bei Bayern

Julian Nagelsmann wird neuer Bayern-Trainer. Die Ablösesumme, die die Münchner an RB Leipzig überweisen, dürfte Rekordniveau haben.

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FC Bayern-Trainer Hansi Flick (r) und RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann vor dem Spiel gegeneinander am 9. Februar 2020
FC Bayern-Trainer Hansi Flick (r) und RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann vor dem Spiel gegeneinander am 9. Februar 2020 © Matthias Balk/dpa

Leipzig/München. Der FC Bayern und RB Leipzig haben sich auf einen Wechsel von Trainer Julian Nagelsmann zu den Münchnern zur neuen Saison geeinigt. Das bestätigten die Münchner am Dienstag. Der Coach soll als Nachfolger von Hansi Flick einen Fünfjahresvertrag erhalten, der Kontrakt mit Flick wird zum 30. Juni 2021 aufgelöst. Zuvor hatten "Bild" und Sky darüber berichtet.

Nach der vorzeitigen Vertragsauflösung von Flick bei Bayern ist der Weg für den Erfolgscoach zum Deutschen Fußball-Bund frei. Der 56-Jährige wird als Topkandidat für die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw gehandelt.

Sowohl die Verträge von Flick als auch von Nagelsmann waren bei den Bundesliga-Konkurrenten bis zum 30. Juni 2023 datiert. Beide baten ihre Clubs um ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit. Als Ablöse wurde über eine Summe von 20 bis 30 Millionen Euro spekuliert.

Unter Flick erlebten die Bayern die erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte. Insgesamt sechs Titel räumten die Münchner ab, darunter war der Gewinn der Champions League beim Finalturnier im Vorjahr. Zwar machten die Bayern die Meisterschaft noch nicht am Wochenende in Mainz klar, aber diese dürfte ihnen kaum noch zu nehmen sein. Das wäre Titel Nummer sieben in der doch überraschend kurzen Flick-Ära.

RB-Salzburg-Trainer soll Nagelsmann in Leipzig beerben

Nagelsmann (33) war im Sommer 2019 für fünf Millionen Euro von der TSG Hoffenheim nach Leipzig gewechselt. Er hatte stets betont, dass für ihn ein vorzeitiger Wechsel nur mit Zustimmung von RB in Frage käme. Seit Jahren gilt der gebürtiger Landsberger als möglicher Bayern-Trainer, die Münchner Vereinsbosse schätzen ihn schon lange. "Der FC Bayern spielt in meinen Träumen schon eine etwas größere Rolle", hatte er vor einigen Jahren in einem Eurosport-Interview gesagt. Als Kind und Jugendlicher war Nagelsmann Fan des Rekordmeisters, lebte auch schon mal in München. Frau und Kind wohnen bereits im Freistaat.

Als Nachfolger von Nagelsmann kursierte zuletzt der Name Jesse Marsch. Der Amerikaner ist aktuell Trainer von Red Bull Salzburg und hatte bereits sein Interesse an der Nagelsmann-Nachfolge hinterlegt. Unter Ralf Rangnick war Marsch bereits Co-Trainer in Leipzig und bei Mannschaft und Umfeld sehr beliebt.

Hintergrund für das Ende der kurzen Flick Amtszeit in München ist auch ein seit langem schwelender Zwist mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Zudem reizt Flick offenkundig die Chance, nach der EM im Sommer die Nachfolge von Löw antreten zu können, der dann sein Amt räumen wird. «Ich bin dem Verein dankbar, dass ich Cheftrainer bei Bayern München sein konnte», hatte Flick gesagt. Er war 2019 als Co-Trainer von Niko Kovac engagiert worden und hatten diesen im November 2019 als Chefcoach abgelöst.

Bis zum Transfer von Nagelsmann nach München waren die 7,5 Millionen Euro für den Wechsel von Adi Hütter von Eintracht Frankfurt zu Borussia Mönchengladbach der Ablöse-Höchstwert eines Trainers in Deutschland. International gilt der Wechsel von Andre Villas Boas (43) vom FC Porto zum FC Chelsea vor zehn Jahren als Bestmarke. Von 15 Millionen Euro war damals die Rede.

Sportdirektor verlässt RB Leipzig zum Saisonende

Zum Leipziger Leidwesen steht der Abgang einer weiteren Führungskraft wenige Tage vor dem Pokal-Halbfinale am Freitag bei Werder Bremen seit Montag fest: Verein und Sportdirektor Markus Krösche beenden "einvernehmlich" die bis Sommer 2022 geplante Zusammenarbeit. Krösche hatte vor wenigen Tagen betont, dass es keinen Sinn mache, "Ablösesummen oder Preisschilder" bei Nagelsmann zu nennen.

Doch seit die "Bild" die Ablösesumme von 30 Millionen Euro veröffentlichte und weitere Medien am Sonntagabend übereinstimmend von einer Kontaktaufnahme der Münchner wegen des Trainers berichteten, hat diese Personalfrage eine neue Dynamik bekommen. Zumal das auch in den von Bayern abgesteckten Zeitplan bei Flick passt.

"Wir haben vereinbart, dass wir uns nach dem Spiel in Mainz zusammensetzen", hatte Rummenigge gesagt. Man wolle eine Lösung finden, "mit der auch der FC Bayern zufrieden ist." Mit etwas Abstand dürfte nun auch der Ärger der Bosse über den von Flick publik gemachten Wunsch nach der Vertragsauflösung vor einer Woche etwas weniger geworden sein. Erst Recht, wenn Flick - wie es Gedankenspiele vorsehen - auf einen Gehaltsanteil oder eine Titel-Prämie verzichten sollte.

Nach der bayerischen Einigung beim Flick-Kontrakt dürfte bald die Bundestrainer-Frage geklärt werden. "Der DFB wird keine Ablösesummen zahlen, weil er noch nie Ablösesummen gezahlt hat und weil er als gemeinnütziger Verband im Übrigen sich schwer tut, dies zu tun", stellte DFB-Vizepräsident Rainer Koch am Sonntagabend in der Sendung "Blickpunkt Sport" im BR-Fernsehen schonmal klar. Er würde es als "unmoralisch" bezeichnen, wenn der DFB 30 Millionen Euro bezahlen müsse, die er am Ende an anderer Stelle im Budget wegnehmen müsse. (dpa)