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Dominante Bayern verlieren gegen Paris

Böse Überraschung gegen Paris Saint-Germain: Die Münchner müssen trotz 31:6 Torschüssen um die Titelverteidigung in der Champions League bangen.

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Ernüchterung nach dem Schklußpfiff: David Alaba (l-r), Thomas Müller und Joshua Kimmich müssen noch auf dem Platz das 2:3 gegen Paris verarbeiten.
Ernüchterung nach dem Schklußpfiff: David Alaba (l-r), Thomas Müller und Joshua Kimmich müssen noch auf dem Platz das 2:3 gegen Paris verarbeiten. © dpa/Sven Hoppe

Von Thomas Häberlein

München. Hansi Flick gratulierte Mauricio Pochettino knapp, die Bayern-Stars schlichen nach einem Abend voller ausgelassener Torchancen und unerklärlicher Abwehrfehler kopfschüttelnd vom Platz. Die schier Unbesiegbaren von Bayern München müssen nach dem 2:3 (1:2) gegen Paris St. Germain in der Neuauflage des Endspiels der vergangenen Saison ernsthaft um den Einzug ins Halbfinale der Champions League und die erfolgreiche Titelverteidigung bangen.

"Wir müssen deutlich mehr Tore machen. Wenn es 5:3 oder 6:3 für uns ausgeht, kann sich anhand der Chancen keiner beschweren", sagte der unermüdliche Thomas Müller bei Sky: "Jetzt haben wir uns das Ei selbst ins Nest gelegt."

Nach Treffern von Kylian Mbappe (3.) und Kapitän Marquinhos (28.), die jeweils der überragende Neymar vorbereitet hatte, glichen Eric Maxim Choupo-Moting (37.) und Müller (60.) den Rückstand aus, dann aber schlug erneut Mbappe zu (68.).

Torgarant Robert Lewandowski und Nationalspieler Serge Gnabry fehlten dem FC Bayern schmerzlich, die klar feldüberlegenen und nie aufgebenden Münchner ließen zu viele ihrer 31 Torschüsse ungenutzt - PSG kam auf sechs. Für die Flick-Mannschaft war es 277 Tage nach dem Finalsieg von Lissabon die erste Pleite in der europäischen Königsklasse nach zuvor 18 Siegen und einem Unentschieden.

Münchens Eric Maxim Choupo-Moting (M) bejubelt sein Tor zum 1:2 mit Thomas Müller.
Münchens Eric Maxim Choupo-Moting (M) bejubelt sein Tor zum 1:2 mit Thomas Müller. © dpa/Sven Hoppe

"Wir haben zu günstigen Zeitpunkten die Tore gemacht. Wir sind viel hinterhergelaufen, aber waren vorne effektiv und haben die Qualität, die Tore zu machen", sagte der deutsche PSG-Profi Julian Draxler bei Sky.

Bis zum Rückspiel am kommenden Dienstag müssen die Bayern, die zuletzt im November 2019 ein Pflichtspiel in der eigenen Arena verloren hatten, dennoch vor allem ihr Verhalten in der Defensive überdenken. Paris kam nur selten an den Münchner Strafraum, nutzte seine Gelegenheiten jedoch eiskalt aus. Vor allem Neymar bestrafte mit seiner Übersicht die Patzer des Titelverteidigers im Stile eines Weltstars. Glück hatten die Bayern zudem, dass ein Treffer von Draxler wegen Abseits aberkannt wurde (12.).

Flick hatte sich für die identische Elf entschieden, mit der er am vergangenen Samstag das Spitzenspiel der Bundesliga bei RB Leipzig (1:0) begonnen hatte. Eine Hereinnahme von Jerome Boateng und Alphonso Davies anstelle von Niklas Süle und Lucas Hernandez sei "keine Option" gewesen, sagte er vor dem Spiel. Allerdings musste er beide dann doch für die angeschlagenen Leon Goretzka und Süle von der Bank in zeitweise dichte Schneetreiben schicken.

Zu diesem Zeitpunkt liefen die Bayern freilich schon einem Rückstand hinterher. Nach einem Ballverlust von Joshua Kimmich rannte Neymar mit dem Ball auf und davon, bediente im Strafraum Mbappe, dessen harten Schuss lenkte Manuel Neuer ein wenig unglücklich ins eigene Tor. Beim ersten Angriff der Bayern kurz zuvor war erst Lucas Hernandez an Torhüter Keylor Navas gescheitert, den folgenden Eckball köpfte Choupo-Moting auf die Latte.

Münchens Thomas Müller bejubelt sein Tor zum 2:2.
Münchens Thomas Müller bejubelt sein Tor zum 2:2. © dpa/Sven Hoppe

Die Bayern wirkten durch den Rückstand freilich nur kurz irritiert, hielten den Druck auf Paris hoch und besaßen durch Goretzka (19.) und Benjamin Pavard (20.) beste Chancen zum Ausgleich - scheiterten aber beide Male an Navas. Paris beschränkte sich aufs Kontern - und ließ die Münchner dabei wiederholt schlecht aussehen. Nach einem Eckball lupfte Neymar den Ball über die viel zu schnell herausrückende Hintermannschaft zu Marquinhos, der Neuer keine Chance ließ.

Der Anschlusstreffer des guten Choupo-Moting, der im Finale von Lissabon noch das Trikot von PSG getragen hatte, war eine der seltenen Situationen, in den Navas im Tor des französischen Meisters keine Chance hatte. Gleich in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit reagierte der Schlussmann aus Costa Rica prächtig gegen David Alaba und Pavard.

Das unaufhörliche und bisweilen hoch riskante Anrennen belohnte danach immerhin der unermüdlich rackernde Müller, ehe Mbappe den ersten Konter der Franzosen in der zweiten Halbzeit eiskalt abschloss. Bayern blieb dran, erspielte sich Chance um Chance. Alaba etwa verpasste das Tor der Franzosen nur um Zentimeter (86.).

Chelsea mit Effektivität zum Erfolg gegen Porto

Im Parallelspiel verhinderte der FC Chelsea mit seinem Trainer Thomas Tuchel mit gnadenloser Effektivität eine böse Überraschung beim FC Porto. Die Londoner hatten am Mittwochabend in der wegen der coronabedingten Reisebeschränkungen in Sevilla ausgetragenen Partie nur wenige Torchancen - doch diese nutzten sie. Mason Mount (32.) nach starkem Zuspiel von Jorginho und Ben Chilwell (85.) sorgten für das 2:0 (1:0) gegen den lange gleichwertigen portugiesischen Meister.

Der FC Chelsea hat damit gute Chancen, erstmals seit 2014 wieder das Halbfinale in der Königsklasse zu erreichen. Das Rückspiel findet am kommenden Dienstag erneut in Sevilla statt. Dann sind die Blues nominell der Gastgeber. (sid, mit dpa)