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Nationalmannschaft blamiert sich wieder

Gegen Nordmazedonien setzt es eine blamable Niederlage. Das 1:2 ist die erste Niederlage in der WM-Qualifikation seit 20 Jahren.

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Eljif Elmas (M.) hat gerade zum 2:1 für Nordmazedonien getroffen. Der Stürmer besiegelt damit die erste Niederlage für Bundestrainer Joachim  Löw in der WM-Qualifikation.
Eljif Elmas (M.) hat gerade zum 2:1 für Nordmazedonien getroffen. Der Stürmer besiegelt damit die erste Niederlage für Bundestrainer Joachim Löw in der WM-Qualifikation. © Thilo Schmuelgen/Reuters Pool/dpa

Von Thomas Nowag und Oliver Much

Duisburg. Joachim Löw ruderte 20 Meter außerhalb seiner Coaching-Zone wild mit den Armen, er zeterte und schimpfte - alles vergeblich. Eine weitere blamable Pleite hat die zarte Aufbruchstimmung in der deutschen Nationalmannschaft im Keim erstickt.

Beim völlig überraschenden 1:2 (0:1) im letzten EURO-Casting gegen den krassen Außenseiter Nordmazedonien kassierte der scheidende Bundestrainer erstmals eine Niederlage in der WM-Qualifikation - in seinem 33. und letzten Spiel. Zuletzt hatte die DFB-Auswahl im September 2001 unter Rudi Völler eine solche Partie verloren: 1:5 gegen England in München. Löws Nachfolger steht damit trotz der beiden Auftaktsiege im September sofort unter Druck.

Da gab es noch Hoffnung auf den Sieg: Ilkay Gündogan, Leroy Sane und Serge Gnabry (v.l.) feiern das Tor zum 1:1.
Da gab es noch Hoffnung auf den Sieg: Ilkay Gündogan, Leroy Sane und Serge Gnabry (v.l.) feiern das Tor zum 1:1. © Thilo Schmuelgen/Reuters Pool/dpa

"Das darf nicht passieren", sagte Ersatzkapitän Ilkay Gündogan bei RTL, während unweit von ihm die neuen Nationalhelden vom Balkan ihren Coup bejubelten: "Gefühlt war Nordmazedonien zweimal vor unserem Tor und hat zwei Mal getroffen, das ging zu leicht."

Nordmazedoniens Stürmer-Oldie Goran Pandev (45.+1) schockte Löw und sein Team im letzten Länderspiel vor der EM-Nominierung Ende Mai. Nach einem Foul an Leroy Sane glich Gündogan per Elfmeter aus (63.). Doch Elif Elmas (85.) konterte für die Nummer 65 der Welt. Zuvor hatte Timo Werner die große Chance zur Führung vergeben (80.). Bei einem Handspiel von Emre Can (76.) im eigenen Strafraum hatte das DFB-Team außerdem noch großes Glück.

Vor dem Spiel in Duisburg überzeugte die DFB-Elf mit einer weiteren Botschaft für Menschenrechte: Die Profis versammelten sich hinter einem Transparent mit der schwarz-rot-goldenen Aufschrift "Wir für 30" - ein neuerlicher Hinweis auf die 30 Artikel der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen. DFB-Präsident Fritz Keller applaudierte auf der Tribüne.

Doch die gute Laune war schnell dahin. Aus dem RTL-Studio forderte Experte Uli Hoeneß Löw auf, seinen "Jungs" nach dem Chancenwucher in Rumänien (1:0) mitzuteilen, "dass das Winterprogramm im Zirkus Krone zu Ende ist und es um Tore geht - nicht um Kunststücke". Dabei wären die nicht das schlechteste Mittel gegen giftige Nordmazedonier gewesen.

Gute Chancen sind selten

Leon Goretzka traf früh die Latte (9.), doch der Gegner stellte sich bald gut ein auf das rechtslastige deutsche Spiel. Über diese Seite sollte Sane wirbeln, Serge Gnabry und Kai Havertz agierten in der Regel zentral. So war Robin Gosens, neben Torwart Marc-Andre ter Stegen der zweite Neue im Team, links auf sich allein gestellt.

Das war nicht die richtige Spielanlage gegen das massive 5-3-2 der Gäste. Auch fehlten zündende Ideen und öffnende Läufe in die Tiefe, Havertz fiel diesmal deutlich ab. Die Umschaltmomente wurden nicht konsequent genug ausgespielt, über die Mitte war kein Durchkommen. Gute Chancen waren selten, Gnabry (27. und 31.) vergab zwei weitere.

Nordmazedonien wurde von Minute zu Minute frecher, und Neuer-Vertreter ter Stegen warnte lautstark vor Pandev: "Mit der 10 aufpassen!" Bei einem kniffligen Freistoß von Ezgjan Alioski (40.) war er noch zur Stelle. Doch als der Kapitän der "roten Löwen" völlig frei vor ihm auftauchte, war ter Stegen geschlagen.

Eljif Elmas (r ) feiert mit Stefan Spirovski den entscheidenden Treffer.
Eljif Elmas (r ) feiert mit Stefan Spirovski den entscheidenden Treffer. © dpa/Federico Gambarini

Auf Hoeneß wirkte die DFB-Elf "müde", Löw forderte nach der Pause vehement "Tempo, Tempo!" - und reagierte nach weiteren zähen zehn Minuten mit einem Doppelwechsel: Für Havertz und Gosens kamen Werner und Amin Younes. Doch es war Sane, der den Elfer mit einem Alleingang herausholte.

In der hektischen Schlussphase trieb Löw seine Mannschaft immer wieder an. Doch die kam kaum mehr hinter die dicht gestaffelte Kette der Nordmazedonier, auch Strafraumszenen blieben selten.

Statt mit neun Punkten die Gruppe J anzuführen, startet Deutschland am 5. September mit einem neuen Bundestrainer als Tabellendritter gegen den -ersten, Armenien, und -zweiten, Nordmazedonien, in einen heißen Quali-Herbst. Nur der Gruppensieger ist sicher im Advent 2022 bei der Endrunde in Katar dabei. (sid, mit dpa)