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Sie redet Klartext vor der EM

Volleyball-Nationalspielerin Jennifer Janiska vom Dresdner SC spricht vor dem heute beginnenden Medaillenkampf über außergewöhnliche Belastungen.

Von Alexander Hiller
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So wie beim Fotoshooting für den neuen Kalender des Dresdner SC hängt Jennifer Janiska sich auch für die deutsche Auswahl bei der Europameisterschaft rein.
So wie beim Fotoshooting für den neuen Kalender des Dresdner SC hängt Jennifer Janiska sich auch für die deutsche Auswahl bei der Europameisterschaft rein. © Thomas Kretschel

Dresden. Man sieht es ihr kaum an. Aber für Jennifer Janiska steht bereits die fünfte Volleyball-Europameisterschaft ins Haus. Die 27-jährige Angreiferin vom Dresdner SC ist eine der wenigen Anführerinnen im 14-köpfigen deutschen Kader für die an diesem Mittwoch beginnenden Titelkämpfe in vier osteuropäischen Staaten.

174 Länderspiele hat sie in den Knochen. Und die spürt sie auch mehr denn je. Nach der emotional belastenden Vereinsspielzeit ohne Zuschauer und dem sportlich anspruchsvollen Ausgang – mit dem Meistertitel nach fünf Finalduellen gegen Stuttgart – ging es für Janiska nach einer nur kurzen Pause übergangslos zur Nationalmannschaft. Dort wartete mit der Nations League eine außergewöhnlich beanspruchende Aufgabe: 15 Spiele innerhalb von nur fünf Wochen – und das in einer abgeschotteten Corona-Blase in einem Hotel in Rimini. Körperlich und mental war das für alle Beteiligten eine absolute Grenzerfahrung. Bundestrainer Felix Koslowski will das Thema so kurz vor dem Jahreshöhepunkt nicht mehr anschneiden, um den Fokus ausschließlich auf die sportliche Aufgabe zu lenken.

Doch seine erfahrenste Spielerin wird dafür umso deutlicher. „15 Spiele in fünf Wochen – das geht nicht“, sagt Janiska, die von diesem Mammutturnier aufgrund einer Rückenblockade noch eher abreisen durfte, also mithin weniger Belastung ausgesetzt war als ihre Teamkolleginnen. „Gesundheitlich hat das sehr, sehr gezehrt, am ganzen Körper. Zwei, drei Wochen Erholung haben da nicht gereicht. Einige waren krank, erkältet, hatten Husten, alles ein bisschen verschleppt. Man war einfach kaputt und müde. Das hat noch fünf, sechs Wochen nachgewirkt“, sagt sie.

Wiedersehen mit ehemaligen Mitspielerinnen

Nun stehen neben Janiska nicht nur die DSC-Abgänge Camilla Weitzel (Chieri), Lena Stigrot (Rom), Eigengewächs Monique Strubbe und DSC-Neuzugang Linda Bock im Team, sondern auch Deutschlands Volleyball-Superstar Louisa Lippmann. Die Ex-Dresdnerin (2014 bis 2016) wurde hinsichtlich der Belastungssteuerung bei der Nations League geschont. Dass die 26-Jährige nun bei der EM mitwirkt, nährt die Hoffnungen, dass die Deutschen nach drei verpassten Halbfinalteilnahmen hintereinander endlich mal wieder diese Hürde überwinden. „Sie ist ein ausschlaggebender Faktor bei uns im Team. Wir müssen uns jetzt einspielen. Vier Wochen Vorbereitung ist da echt wenig. Aber die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir mit Turnierbeginn immer voll da waren. Wir kriegen das gut hin“, versichert Janiska. Solche wohldosierten Erholungsphasen wie bei Lippmann sähe sie künftig auch gern für andere. „Das war für sie absolut notwendig. Wir hätten selbst aber mal sagen sollen: Die Nations League ist jetzt nicht das Allerwichtigste, sondern die Gesundheit, unser Körper.“

Die EM ist schließlich auch nicht mal so eben runtergespielt. Die Deutschen treffen in ihrer Vorrundengruppe in Plowdiw auf Gastgeber Bulgarien, Spanien, Griechenland, Polen und Tschechien. „Unsere Gruppe ist relativ ausgeglichen. Da kann alles passieren. Wir wollen ins Viertelfinale und dann mal schauen“, sagt Janiska.