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DFB-Pokal: BVB und Nürnberg komplettieren Viertelfinale

Bochum hält gegen Borussia Dortmund stark dagegen. Dass es am Ende nicht für eine Pokal-Überraschung reicht, liegt auch an einem Fehler des Bochumer Torwarts. Zuvor besiegte Nürnberg Düsseldorf im Elfer-Krimi

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Lange Zeit stand der BVB im Ruf, mit zu wenig Leidenschaft ans Werk zu gehen. Das hat sich im neuen Jahr geändert. Beim 2:1-Pokalsieg in Bochum gelingt der fünfte Erfolg in Serie - auch ohne Glanz.
Lange Zeit stand der BVB im Ruf, mit zu wenig Leidenschaft ans Werk zu gehen. Das hat sich im neuen Jahr geändert. Beim 2:1-Pokalsieg in Bochum gelingt der fünfte Erfolg in Serie - auch ohne Glanz. © Bernd Thissen/dpa

Die erschöpften Dortmunder Profis ließen sich von ihren Fans feiern, von den Rängen schallte es: "Die Nummer eins im Pott sind wir!". Im hart umkämpften Revierderby beim VfL Bochum zog Borussia Dortmund dank eines verrückten Tores von Emre Can fast von der Mittellinie und der individuellen Klasse im Angriff ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic bezwang Bochum im Achtelfinale am Mittwochabend mit 2:1 (1:0).

"Das war der Fight, den wir erwartet haben", sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl im ZDF. Der Sieg gebe dem Team "eine Menge Selbstvertrauen, mit uns ist zu rechnen". Auch Kunstschütze Can war im TV-Sender Sky zufrieden: "Wir haben den Kampf angenommen. Heute war nicht immer alles schön. Ich glaube, wir haben es gut gemacht."

Can (45.+1 Minute) nach einem Fehlpass von Bochums aus dem Tor geeilten Keeper Manuel Riemann und Marco Reus (70.) erzielten vor 26 000 Zuschauern im ausverkauften Ruhrstadion die Tore für den BVB, der in diesem Jahr bislang alle Spiele gewonnen hat. "Ich habe den eigentlich gar nicht so gut getroffen", gab Can hinterher zu.

Für Bochum war es nach fünf Heimsiegen in Serie die erste Niederlage in einem Pflichtspiel vor eigener Kulisse unter Trainer Thomas Letsch. Für den zwischenzeitlichen VfL-Ausgleich hatte Kevin Stöger per Handelfmeter gesorgt (64.). "Heute haben Kleinigkeiten entschieden", meinte Mittelfeldspieler Anthony Losilla: "Wir können trotzdem stolz sein."

Terzic hatte einen "leidenschaftlichen Gegner, der uns ein Bein stellen will" erwartet - und genauso spielte Bochum auch. Mit Laufstärke und Aggressivität störten die Gastgeber den Spielaufbau der Dortmunder, die dennoch die erste Großchance des Spiels besaßen: Beim Schuss von Jamie Bynoe-Gittens (13.) aus kurzer Distanz war jedoch VfL-Torhüter Riemann mit einem starken Fußreflex zur Stelle.

Can gelingt 50-Meter-Tor

Spielerisch blieb der BVB anfangs einiges schuldig. Der Champions-League-Achtelfinalist agierte oft zu hektisch und ließ sich auf das Kampfspiel des VfL ein. Auch Jungstar Jude Bellingham konnte den BVB-Aktionen lange Zeit kaum Struktur verleihen, doch in der 43. Minute blitzte die ganze Klasse des englischen Nationalspielers auf: Mit einem Traumpass leitete er Dortmunds zweite gute Möglichkeit durch Sébastien Haller ein, der Angreifer verzog aber.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff machte es Can besser - sein sehenswerter Treffer zum 1:0 wurde aber von einem Fehler von Riemann begünstigt. Ein Befreiungsschlag des aus seinem Kasten herausgeeilten VfL-Schlussmanns geriet viel zu kurz und landete vor Cans Füßen. Der Defensivspieler nahm den Ball kurz hinter der Mittellinie an und schoss ihn volley aus knapp 50 Metern ins verwaiste Bochumer Tor.

Kurz nach dem Seitenwechsel musste bei den Gästen Marius Wolf angeschlagen ausgewechselt werden, für ihn kam Nico Schlotterbeck ins Team. Da dessen Bruder Keven Schlotterbeck beim VfL nicht zum Einsatz kam, fiel das direkte Bruderduell aus. Die Bochumer kamen höchst engagiert aus der Kabine, Christopher Antwi-Adjei lief zweimal alleine auf BVB-Torhüter Gregor Kobel zu - aber er scheiterte zweimal am Schweizer (54. und 58.).

Für den verdienten Ausgleich sorgte dann Stöger mit dem verwandelten Elfmeter. Das Handspiel von Bynoe-Gittens war allerdings umstritten, Schiedsrichter Tobias Stieler benötigte einige Minuten in der Review-Area, bis er seine Entscheidung schließlich bestätigte.

Die Dortmunder zeigten sich aber nicht geschockt und schlugen nur sechs Minuten später zurück. Bei einem Konter musste der eingewechselte Reus nach Zuspiel von Bellingham den Ball aus kurzer Distanz nur noch über die Linie schieben. Die BVB-Defensive um Rückkehrer Mats Hummels, der mit seinem 453. Pflichtspiel für den Club mit Ex-Torhüter Roman Weidenfeller auf Platz zwei gleichzog, stand fortan wieder sicherer.

Nürnberg besiegt Düsseldorf im Elfer-Krimi

Der 1. FC Nürnberg steht nach einem packenden Elfmeter-Krimi gegen Fortuna Düsseldorf als einziger Zweitligist unter lauter Fußball-Bundesligisten im Viertelfinale des DFB-Pokals. Die Franken gewannen am Mittwochabend im Achtelfinale mit 5:3 im Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 0:1) gestanden.

Im Elfmeterschießen konnte Nürnbergs Torwart Peter Vindahl den Versuch von Jona Niemiec parieren. Danach verwandelte Eric Shuranov für die glücklichen Gastgeber beim letzten Schuss vom Punkt. Neben der satten Erfolgsprämie von rund 1,7 Millionen Euro für das Weiterkommen darf Nürnberg auf ein attraktives Los in der Runde der letzten acht Mannschaften hoffen.

Dawid Kownacki brachte die Gäste vor 25 216 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion in der 33. Minute mit einem feinen Kopfball in Führung. Der 25 Jahre alte Pole verpasste aber nach der Pause zweimal das 2:0, als er jeweils an Vindahl scheiterte (60./69.). Das rächte sich: In der Nachspielzeit der regulären Spielzeit glich Taylan Duman bei seinem Comeback nach vier Monaten Verletzungspause mit einem sehenswerten Schuss aus 15 Metern aus.

In der Verlängerung war der eingewechselte Jorrit Hendrix zweimal der Düsseldorfer Pechvogel. Erst konnte FCN-Profi Florian Flick seinen Schuss auf der Torlinie klären (92.). Dann schoss Hendrix einen Freistoß an die Latte (105.). Flick sah nach einer Notbremse gegen Niemiec, mit der er eine weitere Düsseldorfer Großchance zum Siegtreffer verhinderte, schließlich noch die Rote Karte (120.+1).

Nach zwei 0:1 zum Rückrundenstart der 2. Liga brachte der Pokalabend den Nürnbergern die von Trainer Markus Weinzierl beschworene Trendwende. Dabei agierte der "Club" wie von Weinzierl gefordert im Offensivspiel vier Tage nach der bitteren Niederlage in Frankenderby gegen Nachbar Greuther Fürth mutiger.

Und die Mannschaft steckte nie auf, auch wenn sich Düsseldorf deutlich mehr Chancen erarbeiten konnte. Lino Tempelmann trieb beim "Club" aus dem Mittelfeld an und hatte großes Pech mit einem krachenden Schuss ans Lattenkreuz (26.). (dpa)