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"Einer von uns - nur besser": Würdiger Abschied von Uwe Seeler

Im Hamburger Volksparkstadion fand am Mittwoch die Trauerfeier für Fußball-Idol Uwe Seeler statt. Hamburg und Fußball-Deutschland nahmen Abschied.

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Trauerfeier für Uwe Seeler im Volksparkstadion. Musiker Joja Wendt und der Seemannschor Hamburg spielen das Lied "Hammonia".
Trauerfeier für Uwe Seeler im Volksparkstadion. Musiker Joja Wendt und der Seemannschor Hamburg spielen das Lied "Hammonia". © dpa POOL

Hamburg. An einem seiner liebsten Orte haben Hamburg und der deutsche Fußball die Legende Uwe Seeler in einer emotionalen Trauerfeier gewürdigt. Vor etwa 5.000 Besuchern - darunter 1.000 geladene Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport - hatten sich am Mittwoch im Volksparkstadion eingefunden, um im Beisein der Familie Seeler Abschied zu nehmen von einem der bekanntesten und beliebtesten deutschen Spieler.

"Uwe Seeler brauchte keinen Titel, um zu einem Idol zu werden", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in seiner Trauerrede über den Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und einstigen Weltklasse-Stürmer des Hamburger SV. "Uwe Seeler ist dennoch einer der Größten, er hätte jede Trophäe verdient gehabt."

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hob vor allem Seelers Heimatverbundenheit, Bodenständigkeit und karitatives Engagement hervor. "Uwe Seeler trug die Raute und seine Heimat im Herzen", sagte er. "Sein Name steht für Fairness und Teamgeist. Er verkörpert die besten menschlichen Werte, als Sportler und als Mensch." Hamburg verliere in "Uwe Seeler ein Stück von sich selbst". HSV-Sportvorstand Jonas Boldt meinte: "Er ist einer von uns - nur besser. Ein Vorbild, generationsübergreifend."

Bundeskanzler Olaf Scholz (2. v. r., SPD), und seine Ehefrau Britta Ernst (SPD), Ministerin in Braqndenburg, kommen zu der Trauerfeier.
Bundeskanzler Olaf Scholz (2. v. r., SPD), und seine Ehefrau Britta Ernst (SPD), Ministerin in Braqndenburg, kommen zu der Trauerfeier. © dpa POOL

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der unter den Gästen war, zeigte sich vom Menschen Seeler beeindruckt. "Für mich ist das Tollste an Uwe Seeler, dass er so normal geblieben ist und so geerdet. Das 'Uns Uwe', das kommt nicht von ungefähr. Das ist tief aus ihm heraus gewachsen", sagte er im NDR-Fernsehen.

Seeler war am 21. Juli im Alter von 85 Jahren gestorben. Er war am vergangenen Donnerstag auf dem Ohldorfer Friedhof im engsten Familienkreis beigesetzt worden. "Als ich von seinem Tod erfuhr, hatte ich für einen kurzen Moment wieder dieses Gefühl wie 2014, als meine Eltern kurz nacheinander verstorben waren", sagte Schauspieler und Seeler-Freund Olli Dittrich, der auf Wunsch von Ehefrau Ilka Seeler die Abschlussrede hielt. "Es war dieser Gedanke: Jetzt bist Du allein."

Noch einmal stand das Volksparkstadion ganz im Zeichen des "größten HSVer aller Zeiten" (Boldt). Neben zwei riesigen gesprühten Bildnissen Seelers auf dem Rasen des Volksparkstadions, die ihn als Torjäger in Aktion mit der Unterschrift "Uns Uwe" zeigten, war ein Podium für die Redner aufgebaut.

Komiker Otto Waalkes
Komiker Otto Waalkes © dpa POOL
Thomas Wüstefeld, Vorstand des Hamburger SV, und Philipp Lahm, ehemaliger Fußballprofi,
Thomas Wüstefeld, Vorstand des Hamburger SV, und Philipp Lahm, ehemaliger Fußballprofi, © dpa POOL
Reinhold Beckmann
Reinhold Beckmann © dpa POOL
Dieter Hecking (M), Sportvorstand des 1. FC Nürnberg
Dieter Hecking (M), Sportvorstand des 1. FC Nürnberg © dpa POOL
Jonas Boldt, Mitglied im Vorstand des Hamburger SV, hält seine Trauerrede.
Jonas Boldt, Mitglied im Vorstand des Hamburger SV, hält seine Trauerrede. © dpa POOL
Olli Dittrich (l-r), Comedian und Freund der Familie Seeler, Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), und Oliver Bierhoff.
Olli Dittrich (l-r), Comedian und Freund der Familie Seeler, Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), und Oliver Bierhoff. © dpa POOL
Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender von FC Bayern München
Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender von FC Bayern München © dpa POOL

Unterbrochen wurden die Trauerreden von Musikstücken, die zu Seelers Lieblingsmelodien gehörten und von der Familie ausgesucht worden waren, darunter "La Paloma" von Hans Albers gesungen und "An de Eck steiht'n Jung mit Tüddelband" von Heidi Kabel. Am Flügel spielte der international bekannte Hamburger Jazz-Pianist Joja Wendt, unterstützt vom Seemannschor Hamburg. Gemeinsam spielten sie "Hammonia", die Hymne Hamburgs.

Schon zuvor hatte sich Franz Beckenbauer in im "Hamburger Abendblatt" von seinem langjährigen Freund Seeler verabschiedet. "Mit Dir, mein Freund, in der deutschen Nationalmannschaft spielen zu dürfen, war mir, dem neun Jahre jüngeren, eine große Ehre", schrieb der 76 Jahre alte Weltmeister von 1974. Beckenbauer konnte nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Hamburg reisen.

Fans singen: "Uwe Seeler, Uwe Seeler - du bist der beste Mann."

Der langjährige Kapitän und Präsident des FC Bayern München und Seeler spielten unter anderem bei den WM-Turnieren 1966 in England und 1970 in Mexiko zusammen. Er habe schon damals "eine ganz besondere Zuneigung" gespürt. Der Brief endet mit den Worten: "Lieber Uwe, dieser letzte Gruß kommt aus tiefstem Herzen: Du bleibst für immer unvergessen. Servus und Tschüs."

Im Stadion endete die Feier mit dem Stück: "In Hamburg sagt man Tschüss." Und die Fans sangen: "Uwe Seeler, Uwe Seeler - du bist der beste Mann."

Bei Seelers großer Beliebtheit waren mehr Zuschauer in der 57.000 Plätze bietenden Arena erwartet worden. Doch die Ferien- und Urlaubszeit sowie die ungünstige Mittagszeit für die Trauerfeier sorgte für einen kleineren Rahmen. Zudem hatten zahlreiche Fans des HSV bereits drei Tage nach Seelers Tod Abschied genommen: Damals waren 54.500 Zuschauer zum Zweitliga-Spiel gegen den FC Hansa Rostock in die Arena gekommen. Mit einer Choreographie aus Spruchbändern und Signaltafeln hatten die Fans auf der Nordtribüne Seeler gedacht. (dpa)