Sport
Merken

DFB erlaubt gemischte Teams im Fußball

Frauen und Männer in einer Mannschaft – ist jetzt bei den Amateuren offiziell erlaubt. Den Verbänden geht es vor allem darum, dass Frauen überhaupt spielen können.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Der DFB will mit einer neuen Regelung den Frauenfußball stärken.
Der DFB will mit einer neuen Regelung den Frauenfußball stärken. ©  dpa/Sebastian Gollnow

Frankfurt/Main. Lena Oberdorf ist 20 Jahre alt, und doch hat die Vize-Europameisterin bereits einen sehr speziellen Karriereweg hinter sich. Bis zu ihrem Wechsel in die Bundesliga zur SGS Essen spielte die damals 16-Jährige bei ihrem Heimatverein TSG Sprockhövel bei den Jungs, eine Mädchen- oder Frauenmannschaft gab es nicht. In Deutschland sind gemischte Mannschaften bis zur U 17 erlaubt, ab dann wurde es für Frauen schwer – bis jetzt.

Seit Juni erlaubt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Rahmen eines Pilotprojektes gemischt-geschlechtliche Mannschaften auch im Amateurbereich, die bislang bestehende Altersbeschränkung ist aufgehoben. Es geht dabei auch um Gleichberechtigung, viel mehr aber darum, Frauen überhaupt eine Möglichkeit zu bieten, Fußball zu spielen.

Denn Frauen-Mannschaften sind in Deutschland weiterhin selten. Von mehr als 24.000 Vereinen hat im Schnitt gerade einmal jeder fünfte überhaupt eine gemeldet. In Sachsen gibt es insgesamt 33 Vereine mit Frauen- oder Juniorinnenteams, konkret 4.678 Spielerinnen in 128 Mannschaften. „Nach der Frauen-WM 2011 in Deutschland gab es einen kleinen Boom. In den vergangenen Jahren war der Trend eher ein rückläufiger – aber nicht nur bei den Frauen“, sagt Alexander Rabe, Sprecher des sächsischen Fußballverbandes, auf SZ-Nachfrage.

In Bayern wird der Unterschied noch deutlicher: Im Oktober 2021 waren dort mehr als 6.000 Herren- und nur knapp 800 Frauen-Teams gemeldet.

Keine einzige Frau soll verloren gehen

Viele Spielerinnen seien nach der Jugend aufgrund fehlender Möglichkeiten „nicht in einer Frauen-Mannschaft Mitglied geworden, sondern haben mit dem Fußballspielen aufgehört“, erklärt Sandra Hofmann, Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im Bayerischen Fußball-Verband. Anfang Juli hatten die Bayern als erster Landesverband die Spielordnung angepasst, um gemischte Mannschaften auch im Amateurbereich zu ermöglichen.

„Uns geht es vielmehr darum“, betonte Hofmann, „dass wir keine einzige Frau verlieren wollen, nur weil ihr die Möglichkeit fehlt, bei einem Frauen-Team zu spielen.“In den Niederlanden sind gemischte Mannschaften bereits seit der vergangenen Saison erlaubt, während hierzulande Westfalen und nun eben Bayern die einzigen Landesverbände sind, die eine solche Möglichkeit bieten.

Auch wenn seit der Regeländerung im Freistaat gerade mal zehn Anträge für gemischte Teams eingegangen sind, die Anfragen seien „um ein Vielfaches höher“. Als Mitte Juli in der Oberpfalz das erste Spiel stattfand, in dem Frauen in einem Punktspiel der Herren auf dem Platz standen, fand das bereits großen Anklang. „Es ist absolut bemerkenswert. Und es ist in der heutigen Zeit einfach nur passend“, sagt Jessica Eckl, eine der zwei eingesetzten Spielerinnen vom FC OVI-Teunz II.

Gleichzeitig gilt weiterhin: Oberstes Ziel ist die Stärkung des Mädchen- und Frauenfußballs. Die erfolgreiche Europameisterschaft sei dafür die „perfekte Steilvorlage“, sagte Bayerns Vizepräsidentin Silke Raml. In jedem Fall werde es „einen kurzfristigen Effekt mit signifikanten Zuwächsen bei den Mädchen geben“. Die Kunst werde es sein, diese neuen Spielerinnen auch auf lange Sicht zu binden. „Wir werden es uns auf Dauer schlicht nicht mehr leisten können, die Hälfte unserer Bevölkerung mehr oder minder außen vor zu lassen“, betont Raml. (sid, mit SZ)