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Jetzt geht der Streit um Maradonas Erbe los

Die Fußball-Legende ist in aller Stille an der Seite seiner Eltern in Argentinien beigesetzt worden. Doch Ruhe kehrt so schnell nicht ein.

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Kerzen und Blumen liegen vor dem San-Paolo-Stadion zum Gedenken an Diego Maradona.
Kerzen und Blumen liegen vor dem San-Paolo-Stadion zum Gedenken an Diego Maradona. © dpa/Alessandra Tarantino

Von Heiner Gerhardts

Buenos Aires. Als die Sonne über Buenos Aires langsam unterging, senkte sich auch der Sarg von Diego Maradona Stück für Stück in die Erde auf dem Friedhof Jardin Bella Vista. Seine ehemalige Frau Claudia Villafane sowie die gemeinsamen Töchter Dalma und Gianinna trauerten am Grab des argentinischen Nationalhelden. Es war ein stiller Abschied im engsten Kreis. Pele, der große Brasilianer, schickte einen Kranz mit der Aufschrift: "Gott gab ihm Genie, die Welt gab ihm Liebe."

Maradona ruht jetzt an der Seite seiner Eltern, hoffentlich in Frieden. "Dies ist ein sehr schwieriger und intimer Moment für die Familie", sagte ein Angehöriger, nachdem Maradona aus dem Präsidentenpalast auf den Friedhof überführt worden war. Ein Leichenwagen fuhr den mit der argentinischen Flagge umhüllten Sarg in den "Garten der schönen Aussicht". Entlang der Straßen standen Tausende und huldigten ihrem Idol, nachdem es zuvor bei der Aufbahrung zu Tumulten gekommen war. Absperrungen wurden niedergerissen. Es brach Panik und Chaos aus. Eine Gruppe von Fans ging mit Steinen und Flaschen auf Sicherheitskräfte los.

Längst ist auch Unruhe in Maradonas Familie ausgebrochen. Es tobt der Streit um das Erbe des Weltmeisters von 1986. Seine letzte Lebensgefährtin Rocio Oliva bekam von seiner Verwandtschaft die Tür zum Präsidentenpalast Casa Rosada förmlich vor der Nase zugeschlagen. "Dafür bezahlen sie", wütete die Fernseh-Moderatorin.

Schließlich geht es auch um Reichtümer. "Ich sage euch allen, dass ich nichts hinterlasse, alles spende", drohte Maradona im vergangenen November den "Geiern" in seinem familiären Umkreis. Doch Argentiniens Gesetz garantiert rechtmäßigen Erben einen fixen Anteil.

Fahnder ermitteln weiter zur Todesursache

Claudia Villafane sowie die Töchter Dalma und Gianinna übernahmen nach Maradonas Gehirn-Operation Anfang November demonstrativ das Kommando. Doch auch in Diego Junior, Jana und Diego Fernando fließt Maradona-Blut. Sie stammen aus drei seiner Liebschaften. Außerdem laufen in Kuba noch drei Vaterschaftsprozesse.

Derweil versuchen die Behörden, Maradonas letzte Stunden zu rekonstruieren. Die Ermittler fanden Schachteln mit Psychopharmaka und Ampullen mit Arzneien gegen Sodbrennen und Übelkeit an seinem Bett. Wann ist er gestorben? Warum haben weder der Nachtwächter noch die Pflegerin der Frühschicht nach dem Rechten gesehen? Sie wollten ihn schlafen lassen, gaben Ermittler bekannt.

Licht ins Dunkel könnte sein Leibarzt Leopoldo Luque bringen, der Maradona am 2. November - drei Tage nach dessen 60. Geburtstag - zum Check-up in ein Krankenhaus einlieferte. Am 4. November entfernte Luque einen Bluterguss in Maradonas Kopf und schickte seinen Patienten nach acht Tagen Regeneration wieder nach Hause. Der Neurochirurg wurde beim bewegten Abschied von Maradona nicht gesichtet.

Maradonas Anwalt forderte am Tag der weltweiten Trauer eine Untersuchung "bis zur letzten Konsequenz. Diego hat mir immer gesagt: ,Du bist mein Soldat. Handle ohne Erbarmen'", sagte Matias Morla, der vor allem wissen will, warum die eigens verpflichtete Rund-um-die-Uhr-Pflege nicht funktionierte. Doch die Fahnder sind noch an mehr interessiert. Sie entnahmen bei der Autopsie Urin und Blut zur genaueren Analyse. Maradonas Herz ("doppelt so groß wie ein normales"), Fettgewebe und Haare sind angeblich im Labor. Maradona soll einen krankhaft erweiterten Herzmuskel gehabt haben, der neben einem Lungen-Ödem zum Stillstand führte. (sid)