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Massenpanik in Stadion in Indonesien durch Tränengas

Am 1. Oktober kam es nach einem Fußball-Spiel in Indonesien zu Ausschreitungen und einer Massenpanik. Mindestens 133 Menschen starben. Nun ist klar, was der Auslöser war.

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Beamte untersuchen nach den Zusammenstößen ein beschädigtes Polizeifahrzeug
Beamte untersuchen nach den Zusammenstößen ein beschädigtes Polizeifahrzeug © Yudha Prabowo/AP/dpa

Malang. Die Massenpanik mit über 130 Toten in einem Fußballstadion in Indonesien ist durch den Einsatz von Tränengas verursacht worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchungskommission zwei Wochen nach dem Unglück und bestätigt damit frühere Vermutungen. Neben der Polizei sieht Sicherheitsminister Mohammad Mahfud auch den Indonesischen Fußballverband in der Verantwortung, wie die indonesische Nachrichtenagentur Antara News am Freitag berichtete.

Am Abend des 1. Oktober gab es Ausschreitungen im Kanjuruhan-Stadion in der Stadt Malang in der Provinz Ost Java nach einem Spiel zwischen zwei Erzrivalen der ersten Liga. Die Anhänger des Heimclubs Arema FC stürmten nach dessen Niederlage den Platz, worauf die Polizei Tränengas einsetzte, dem auch Menschen auf den Tribünen ausgesetzt wurden. Es kam zu einer Massenpanik, bei der viele der Opfer zu Tode getrampelt oder erdrückt wurden, andere erstickten. Unter den Toten waren auch 37 Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren. Es ist eine der schlimmsten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs.

Laut den Regeln des Fußball-Weltverbands Fifa ist der Einsatz von Tränengas in Stadien verboten. Den Untersuchungen zufolge wussten die diensthabenden Polizeibeamten nichts von dem Verbot. Stattdessen sei das Gas "wahllos" abgefeuert worden. Dies belegten unter anderem die Aufzeichnungen von 32 Überwachungskameras. Mehrere Polizisten wurden bereits angeklagt.

Fußballfans stürmen das Spielfeld im Kanjuruhan-Stadion
Fußballfans stürmen das Spielfeld im Kanjuruhan-Stadion © Yudha Prabowo/AP/dpa

Die von der Regierung beauftragte Kommission aus Beamten, Fußballfunktionären, Wissenschaftlern sowie Medienschaffenden legten Präsident Joko Widodo das Ergebnis ihrer Untersuchung vor. Demnach ignorierte der Fußballverband Vorschriften und habe damit fahrlässig gehandelt, sagte Sicherheitsminister Mahfud. Er forderte, der Vorstand des Verbandes und dessen untergeordnete Organisationen müsse zur Rechenschaft gezogen werden.

Personelle Konsequenz gab es bereits. Der Polizeichef von Malang, Ferli Hidayat, wurde von seinem Amt entbunden . Neun weitere Beamte wurden suspendiert, gegen mindestens 28 Polizeibeamte werde wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Berufsethik ermittelt. Überdies sperrte der nationale Fußball-Verband PSSI zwei Funktionäre des Arema FC lebenslang, die für Spielorganisation und Sicherheitskoordination zuständig waren.

Die Massenpanik ist eine der schwersten Katastrophen der Fußball-Geschichte. 1964 starben bei einem Spiel zwischen Peru und Argentinien in Lima mehr als 300 Menschen. Bei der Katastrophe von Hillsborough 1989 wurden 96 Fans des FC Liverpool getötet und mehr als 700 verletzt. (epd/dpa)