Die Entscheidung des Bundestrainers kommt so unerwartet wie das 0:6-Debakel der Nationalmannschaft im November gegen Spanien. Joachim Löw hört auf – diese Nachricht hat sich laut Umfragen zwar ein Großteil der Fans gewünscht (und auch so mancher im Verband), rechnen aber konnte damit ganz sicher niemand.
Nachdem Löw erst vor einer Woche medial voll in die Offensive gegangen ist, in großen Interviews so ausführlich wie nie demütig Fehler eingestand und gleichzeitig von ungebrochener Motivation sprach, kommen sowohl Zeitpunkt der Bekanntgabe als auch das genannte Datum völlig unerwartet. Nach der EM in diesem Sommer, spätestens also nach dem Finale am 11. Juli, ist für Löw endgültig Schluss.
Damit schafft er – und nicht der DFB – vollendete Tatsachen. Nach 15 Jahren Amtszeit gelingt ihm zudem ein selbst gewählter Abgang, völlig unabhängig vom sportlichen Abschneiden. So zumindest ist der Plan. Langfristig verkündete Abschiede mögen in der Politik funktionieren wie das Beispiel Bundeskanzlerin zeigt, wobei das auch mehr mit dem Sonderfall Corona zu tun hat. Im Fußball jedenfalls geht so etwas selten gut.
Ob es dieses Mal klappt, wird sich noch in diesem Monat zeigen. Ende März stehen binnen einer Woche drei WM-Qualifikationsspiele an: gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien. Alles andere als drei Siege würden die gerade erst verstummten Diskussionen um Löw sofort aufs Neue befeuern. Und das noch viel heftiger als zuletzt. Er müsste dann wohl sofort zurücktreten.
Die Nachfolger-Diskussion hat er jetzt ohnehin wieder losgetreten. Klopp, Flick, Rangnick, Kuntz – es sind dieselben Namen, die direkt nach dem 0:6 vor gut einem halben Jahr genannt wurden. Und sie werden den DFB, vor allem aber Löw und seine Mannschaft nun in den nächsten vier Monaten jeden Tag begleiten.