Sport
Merken

RB Leipzig besiegt die Bayern und öffnet BVB die Meistertür

Die Bayern patzen im Meisterrennen und eröffnen Dortmund die große Chance. Nach dem 1:3 gegen Leipzig droht die erste titellose Saison seit 2012. Was Heidi Klum, die auch im Stadion war, dazu sagt.

 5 Min.
Teilen
Folgen
Leipzigs Emil Forsberg, Yussuf Poulsen, Kevin Kampl und Torhüter Janis Blaswich jubeln nach ihrem Sieg in München.
Leipzigs Emil Forsberg, Yussuf Poulsen, Kevin Kampl und Torhüter Janis Blaswich jubeln nach ihrem Sieg in München. © dpa

München. Thomas Tuchel war so sauer wie nie in seiner kurzen Bayern-Zeit, Oliver Kahn raffte sich nach dem ersten Niederlagen-Schock zu einer trotzigen Durchhalteparole im Titelkampf auf. "Mein Glaube ist immer da. Ich werde den Teufel tun und hier irgendwas abschenken", sagte Kahn am Samstagabend in der Allianz Arena nach dem 1:3 (1:0) des FC Bayern München im Topspiel der Fußball-Bundesliga gegen den Pokalfinalisten RB Leipzig.

"Es ist bitter. Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Aber noch ist es nicht vorbei. Es ist vorbei, wenn der Schiedsrichter unser Spiel am kommenden Samstag in Köln abgepfiffen hat", sagte Kahn. Die Bayern haben Verfolger Borussia Dortmund die Meistertür aufgemacht. Der BVB kann am heutigen Sonntag ab 17.30 Uhr mit einem Sieg beim FC Augsburg die Tabellenführung übernehmen. Tuchel war bedient und verärgert: "Das Spiel haben wir komplett selber verloren und aus der Hans gegeben." Er rügte viele Schlampigkeiten seiner Spieler.

"Abgezockt sieht anders aus", gab Bayern-Kapitän Thomas Müller bei Sky zu. "Wir haben RB mit eigenen Fehlern eingeladen. Wir müssen jetzt schauen, diesen Nackenschlag wegzustecken." Der 33-Jährige versuchte, den BVB verbal zu verunsichern. "Jetzt will ich erst mal sehen, dass Dortmund beide Spiele gewinnt." Die Titelchance sei weiterhin da. "Wir müssen jetzt in der kommenden Woche zusammenstehen", sagte Müller.

Titellose Saison könnte Konsequenzen haben

Die Münchner Serienmeister müssen nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage seit Januar 2022 mehr denn je fürchten, dass der BVB ihnen die Meisterschale entreißt. Die erste titellose Saison seit 2012 könnte mit heftigen Turbulenzen im Verein nun zur Realität werden - mit Konsequenzen bis hinauf in die Vereinsführung. Vorstandschef Oliver Kahn und Co. saßen am Samstagabend konsterniert auf der Tribüne der ausverkauften Allianz Arena.

Münchens Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn (r-l) und Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem 1:3. Foto:
Münchens Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn (r-l) und Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem 1:3. Foto: © dpa

Das Team des erfolglosen Trainers Tuchel funktionierte und harmonierte nur in den ersten 30 Minuten. Es taumelte später in die Niederlage. Die Bundesliga erlebt vielleicht eine Zeitenwende. "Ich bin erstmal enttäuscht über das, was ich hier heute gesehen habe", sagte Kahn. Nach der Pausenführung habe man sich "nicht intelligent angestellt". Vor 75.000 Zuschauern sorgte Nationalspieler Serge Gnabry in der 25. Minute für das 1:0.

Die Bayern hatten das Spiel im Griff - bis Leipzig zulegte und bei seinen Chancen eiskalt zurückschlug. Der mutmaßliche Bayern-Zugang Konrad Laimer erzielte bei einem Konter nach einem abgewehrten Münchner Eckball den Ausgleich (65.). Und es kam noch ärger für die Bayern: Der Franzose Christopher Nkunku verwandelte nach einem Foul seines Landmanns Benjamin Pavard an ihm den fälligen Elfmeter (76.). Dominik Szoboszlai traf nach einem Handspiel von Bayern-Verteidiger Noussair Mazraoui (85.) nochmals vom Punkt. Leipzig löste mit dem Sieg vorzeitig als Tabellendritter das Champions-League-Ticket.

Tuchel will Dortmunder Spiel am Sonntag nicht schauen

"Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen", sagte Laimer. Dann habe man "die Chancen gekriegt und gemacht". Die Leistung beim ersten RB-Sieg in München sei in der zweiten Hälfte "erwachsen und reif" gewesen, lobte Laimer seine Mannschaft.

Nur anfangs lief es dagegen für die Bayern nach Plan. Der 27-jährige Gnabry erzielte das 2.700. Heimtor in der Bundesliga. Es war Gnabrys fünfter Treffer in den vergangenen vier Partien. Und das Tor war von hinten bis vorne beim Angriffszug über den starken Joao Cancelo und Kapitän Thomas Müller wunderbar heraus kombiniert. Gnabry schloss mit einem strammen Schuss an den Innenpfosten ab.

Das Bayern-Unheil deutete sich vor der Pause nur an. Dreimal musste Torwart Yann Sommer in kurzen Abständen gegen Szoboszlai (34.), Nkunku (34.) und Dani Olmo (37.) parieren. Nach der Pause waren die Münchner im Vorwärtsgang nicht mehr zwingend, während die Leipziger total effektiv auftraten. Tuchel kündigte an, das Dortmunder Spiel am Sonntag nicht schauen zu wollen. Seine Wochenend-Laune war dahin: "Sie können sich sicher sein, dass die nächsten zwei Tage sehr bescheiden werden."

Heidi Klum: "Eigentlich müsste der Hasan gehen"

Vor dem womöglich titellosen Ende der turbulenten Saison des FC Bayern mischt sich sogar Heidi Klum in die Frage der Zukunft der Münchner Bosse ein. Als enttäuschter Tribünengast sah sich das Model via Instagram zu einer Stilkritik der Bayern-Führung genötigt. "Oh, da steht er der Olli Kahn. Ich finde ja eigentlich, er ist der Richtige für das ganze Ding, ne. Sehen wir den jetzt zum letzten Mal, ich weiß nicht", kommentierte Klum ihre Handy-Bilder des ratlosen Bayern-Vorstandsvorsitzenden.

Kahn muss nach einer sportlich enttäuschenden Saison und dem plötzlichen Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel um seinen Posten bangen. Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic nahm Klum ins Visier. "Eigentlich müsste der Hasan gehen. Ups, habe ich das gesagt, oh sorry", plauderte die 49-Jährige zu den Bildern aus der Allianz Arena.

Klum, die in Deutschland vor allem für die ProSieben-Castingshow "Germany's Next Topmodel" bekannt ist, folgen bei Instagram 10,9 Millionen Menschen. Ihr Mann Tom Kaulitz (33) ist Fan des FC Bayern, an seiner Seite verfolgte sie das letzte Bundesliga-Heimspiel der Münchner in dieser Saison. Auf dem Weg ins Stadion war die Stimmung noch prächtig gewesen, Kaulitz hatte während der Autofahrt die Bayern-Hymne "Stern des Südens" gesungen.

Mehrfach filmte Klum dann Kaulitz bei seinen Anfeuerungsrufen für die Münchner und auch beim Jubel nach dem 1:0 durch Serge Gnabry. Dann aber wurde die Laune auf der Tribüne immer schlechter, als die Leipziger die Partie drehten. "Tom, was sagst du denn jetzt dazu", fragt Klum ihren sichtlich frustrierten Gatten mehrfach. "Ich fasse es einfach nicht", antwortet Kaulitz. Bei einer Maß Bier beim zünftigen Abendessen im Hofbräuhaus kann der Musiker dann wieder lachen und sagt beim Zuprosten: "Auf die Meisterschaft." (dpa)