Dresden. Der Wahlkampf fällt aus. Darin ist sich Hermann Winkler, der seit 2016 den sächsischen Fußball-Verband anführt, mit den Gegenkandidaten einig. Es ist gerade nicht die Zeit, sich um das höchste Ehrenamt im Fußball-Osten zu streiten.
Auch der Anlass ist kein schöner. Nur weil der bisherige Amtsinhaber und DFB-Vizepräsident Erwin Bugar im Dezember 2020 an einem Herzinfarkt verstarb, braucht der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) überhaupt einen neuen Präsidenten.
Gewählt wird diese Woche Donnerstag bei der Präsidiumssitzung. Winkler, bisher NOFV-Vizepräsident, ist Favorit – was zum einen an den anderen Bewerbern liegt, Berlins Fußballchef Bernd Schultz und NOFV-Schatzmeister Jens Cyrklaff, zum anderen an Winklers Netzwerk. Klar, dass einer wie er auf einen Wahlkampf mit vollmundigen Ankündigungen gut verzichten kann.
Immer im Angriffsmodus
Der 57-jährige Grimmaer ist immer im Angriffsmodus. Geradlinig und direkt kritisiert er, wo es etwas zu kritisieren gibt, gerne immer wieder in Richtung DFB und zuletzt auch Sachsens Landesregierung wegen des Vereinssportverbots im Lockdown. „Dass Sport gesund und fit hält, scheint einigen Entscheidungsträgern in der Politik neu zu sein. Denn Sportvereine und Sporttreiben wurden als nicht-systemrelevant eingestuft, es ist also nicht so wichtig, was wir machen. Das ist ein Schlag ins Gesicht der vielen Ehrenamtlichen“, sagte Winkler. Solche Sätze kommen gut an der Basis an, für die der langjährige CDU-Politiker und emsige Macher-Typ, Partei ergreift.
Zehn Jahre im EU-Parlament in Brüssel
Seine politische Laufbahn endete indes auf Raten – und dann abrupt. Von 1990 bis 2009 war Winkler Abgeordneter des sächsischen Landtags, von 2001 an zunächst vier Jahre Generalsekretär, dann von 2004 bis 2007 Chef der Staatskanzlei, danach von 2009 an für zehn Jahre Mitglied des Europa-Parlaments in Brüssel. Doch im Januar 2019 nominierte ihn die sächsische CDU nicht mehr für die Europa-Wahl – ein bitteres Aus für Winkler. Seitdem engagiert er sich mehr denn je für den Fußball.
„Ich habe mich beworben, weil ich von vielen Menschen angesprochen worden bin. Sie haben mich ermutigt, dass ich mit meinen Ideen und meiner Art und Weise, wie ich den sächsischen Verband führe, auch im NOFV etwas tun könne“, erklärt Winkler, der sich zudem mit Ehrenämtern bestens auskennt. Der Diplom-Ingenieur, inzwischen als selbstständiger Berater von Firmen tätig, war von 1988 bis 2004 auch Präsident des Landessportbundes Sachsen.