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Wie Aue das Ding gegen den HSV dreht

Der FC Erzgebirge ist dem Favoriten aus Hamburg bis zur Pause klar unterlegen. Dann stellt der Trainer die Charakterfrage.

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Wie jubelt man nach einem Traumtor? Florian Krüger vom FC Erzgebirge Aue lässt nach seinem Treffer zum 3:3 gegen den Hamburger SV seine Emotionen raus.
Wie jubelt man nach einem Traumtor? Florian Krüger vom FC Erzgebirge Aue lässt nach seinem Treffer zum 3:3 gegen den Hamburger SV seine Emotionen raus. ©  dpa/Robert Michael

Von Sebastian Wutzler

Aue. Clemens Fandrich fasste seine Gefühlslage nach dem 3:3 gegen den Hamburger SV in einem Satz zusammen. „Wenn du gegen den HSV so zurückkommst, fühlt sich der Punkt wie ein Sieg an“, sagte der Mittelfeldspieler des FC Erzgebirge Aue. Auch Teamkollege Florian Krüger war nach dem beeindruckenden Comeback der „Veilchen“ glücklich: „Wir haben uns das Unentschieden hart erkämpft. Damit sind alle zufrieden, denn ein Punkt war nicht unbedingt zu erwarten.“

Fandrich und Krüger hatten mit ihren Toren im zweiten Durchgang entscheidenden Anteil daran, dass die Auer in einem schon verloren geglaubten Spiel noch einmal zurückkamen. Zur Pause lag die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster gegen einen bis dahin in allen Belangen überlegenen HSV mit 1:3 zurück. „Wir waren zu weit vom Gegner weg, hatten zu große Lücken, Schwierigkeiten im Anlaufverhalten und sind in den Zweikämpfen nicht griffig genug gewesen“, analysierte Fandrich die schwache erste Hälfte seines Teams.

In der Kabine packte Schuster seine Mannschaft an der Ehre. „Es war in keiner Weise laut. Wir haben aber die Charakterfrage gestellt“, erklärte der 53-Jährige und gab einen Einblick in seine Wortwahl: „Wollen wir die restlichen 45 Minuten auf der Sanduhr herunterrieseln lassen und uns unserem Schicksal ergeben? Oder wollen wir anfangen, uns richtig zu wehren und versuchen, das zweite Tor zu schießen und dann auf unsere Chance zu lauern?“ Schließlich, so stellte Schuster ebenfalls klar, „stand noch nirgends geschrieben, dass wir das Spiel verlieren müssen“.

Nach einem Pfostenschuss von HSV-Stürmer Aaron Hunt in der 49. Minute gelang Fandrich per Flachschuss tatsächlich der Anschlusstreffer (50.). „Das war wie ein kleiner Dosenöffner. Auf einmal hat es eine Eigendynamik für uns angenommen“, sagte der ehemalige Profi von RB Leipzig.

Absolut sehenswert war nach knapp einer Stunde der Ausgleich durch Krüger, der mit einem Volleyschuss aus der Drehung HSV-Schlussmann Sven Ulreich überwinden konnte. „Den treffe ich nicht alle Tage so“, gestand der U-21-Nationalspieler. „Es war ein schönes Gefühl, denn der Ball ist nicht einfach zu nehmen gewesen. Es war ein passender Moment, so ein Tor zu schießen.“ In der Schlussphase war Aue dem Sieg näher als die sichtlich beeindruckten Hamburger.„Aber wir wollen die Kirche im Dorf lassen und geben uns mit dem Punkt zufrieden“, meinte Fandrich. (dpa)